Ich weiß nicht, wie spät es ist und eigentlich kann es mir auch egal sein, denn gerade würde ich sowieso nirgendwo anders sein wollen als hier bei ihm. Ich habe das starke Bedürfnis, Nathan noch besser kennenzulernen, denn ich weiß, dass er tief in seinem Inneren, etwas vor mir und auch vor sich selbst verbirgt. Ich möchte ihm helfen, will für ihn da sein und ihm das Gefühl geben, dass er von nun an, nie wieder allein gegen seine Kontrollsucht kämpfen muss. Ganz egal wie schwer der Weg auch sein wird, ich möchte an seiner Seite sein.
»Sagst du mir, was dich wirklich bedrückt?«, frage ich ihn, während ich ihn dabei beobachte, wie er mit seinen Händen spielt. Seit unserem Gespräch vorhin, hat er kein Wort mehr gesagt. Es war, als würde er die Stille genießen, und nicht wollen, dass irgendwer sie durchbricht.
»Wie kommst du darauf, dass mich etwas bedrückt?« Wie immer versucht er den starken zu spielen, sich nicht anmerken zu lassen, dass er tief im Inneren auch nur ein kleiner Junge ist, der Probleme hat, über die er nicht sprechen kann.
»Nathan...« Ich sehe ihm in die Augen, lege meine Hand an sein Gesicht, versuche ihm zu zeigen, dass auch er mir vertrauen kann. »...vertraust du mir?«, frage ich leise.
Er seufzt leise, kaum hörbar. »Mehr als irgendwem sonst.« Mit dieser Antwort habe ich nicht gerechnet. Ich bin immer der Meinung gewesen, dass diese Männer niemandem mehr vertrauen als sich untereinander.
»Dann sag mir bitte was mit dir los ist.«, sagen ich flehend. Es verletzt mich, ihn so in sich gekehrt zu sehen. Bisher hat er nur ganz selten gezeigt, wenn ihn etwas verletzt hat. Obwohl Aiden viel kälter als er rüberkommt, spricht Nathan noch weniger über sich als er.
»Ich weiß nicht, ob dir gefallen wird, was ich zu sagen habe.«, murmelt er leise vor sich hin. Wahrscheinlich gibt es Dinge, die mich wütend machen oder mich verletzen könnten, aber ich bin nicht hier, weil es um mich geht, sondern weil es um ihn geht.
»Es ist mir egal, Nathan. Hier geht es nicht darum, ob es mir gefällt oder eben nicht. Es geht um dich.«, sage ich so ernst wie möglich, damit er versteht, wie ernst es mir ist.
»Aber du musst mir versprechen, dass du es nicht falsch verstehen wirst.« Auch wenn ich Angst habe, dass ich es falsch verstehen werde, nicke ich.
»Ich will, dass du weißt, dass ich dich wirklich liebe und das ich mir ein Leben ohne dich überhaupt nicht mehr vorstellen kann. Doch es gibt Momente, da wünsche ich mir, dass ich dich niemals kennengelernt hätte. Du hast mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt, mich in ein Chaos gestürzt, dass ich nicht mehr kontrollieren kann. Du bringst Seiten von mir zum Vorschein, die ich seit meiner Kindheit tief verborgen hielt.« Er macht eine kurze Pause, scheint auf eine Reaktion von mir zu warten, doch ich sage nichts, denn ich weiß egal was ich sagen würde, er würde es falsch interpretieren und denken, dass ich sauer bin.
»Es sind Seiten von mir, die ich verabscheue, die ich nie wieder zulassen wollte und doch habe ich es getan. Für dich, für uns. Denn ich wusste, würde ich es nicht tun, dann würden wir dich nicht halten können. Ich hätte meinen Jungs nie wieder in die Augen sehen können, wenn du meinetwegen auf alles geschissen hättest, was sie dir gegeben haben.« Er fährt sich mit seinen Händen durch die Haare und schüttelt leicht seinen Kopf. Ich will ihn in den Arm nehmen, aber ich reiße mich zusammen, damit er weiterspricht.
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𝐷𝑖𝑟𝑡𝑦 Secrets | Band 3
Romance»Die tiefsten Geheimnisse, sind jene die wir vor uns selbst verbergen.«