54. 𝐴𝑖𝑑𝑒𝑛

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Der metallische Geschmack von Blut, der mich beinahe zum kotzen bringt

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Der metallische Geschmack von Blut, der mich beinahe zum kotzen bringt. Das pochen in meinem Schädel, dass mir zeigt das ich noch lebe, gehen mir tierisch auf den Sack. Meine Arme brennen, als hätten sie Feuer gefangen. Das Metall der Ketten gräbt sich in meine Handgelenke, und ich spüre jede Sekunde das Pochen meines Pulses, als ob meine Hände jeden Moment platzen würden. Die Luft hier ist stickig, feucht, riecht nach Schimmel, kaltem Stein und Blut. Mein Blut. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie wiederkommen.

Ich versuche meine Gedanken zu ordnen, versuche zu realisieren, was in dieser einen Nacht passiert ist. Da war diese Frau, die ich noch nie in meinem Leben gesehen habe, und die mir trotzdem so bekannt vorkommt.

Das leise Tropfen von Wasser irgendwo hier in diesem Raum durchdringt die Stille. Es ist das Einzige, was ich höre, außer meinem eigenen keuchenden Atem. Meine Kehle ist trocken, meine Lippen sind aufgerissen. Ich weiß nicht wann sie mir das letzte Mal was zu trinken gegeben haben, oder wie lange ich schon hier bin. Ich habe jegliches Zeitgefühl verloren.

Meine Beine sind taub, ich kann sie kaum bewegen. Alles konzentriert sich auf diesen Schmerz in meinen Schultern, der immer schlimmer wird. Sie haben mich wie nicht anders erwartet, festgemacht wie ein Tier, dass darauf wartet geschlachtet zu werden. Und vielleicht ist es ja genau das, was mein Vater vorhat.

Ich schließe die Augen und versuche mich zu beruhigen. Panik bringt mich hier nicht raus. Plötzlich höre ich Schritte. Langsame, schwere Schritte die immer näher kommen. Mein Herz pumpt, ich muss stark bleiben, ich darf mich jetzt auf gar keinen Fall brechen lassen.

Die Schritte werden immer lauter. Jeder Aufprall auf dem kalten Steinboden jagt mir eine Welle Gänsehaut über den Rücken, als würde das Geräusch direkt in meine Nerven gehen. Ich weiß wozu diese Männer fähig sind, wozu mein Vater fähig ist.

Die Tür vor mir geht auf, und das schwache Licht des Ganges wirft lange Schatten an die Wände. Zwei Männer kommen herein, beide groß, mit breiten Schultern und ihren typischen schwarzen Anzügen. Einer von ihnen - der mit der Glatze und der hässlichen Narbe über seiner Augenbraue - trägt das Gesicht eines wahren Monsters. Er ist derjenige, der von meinem Vater dazu beauftragt wurde, aus mir rauszuprügeln wie ich von der Burg erfahren habe. Natürlich könnte ich ihnen sagen, dass Ivan es mir gesteckt hat, da er bereits das zeitliche segnet, aber wenn ich das tue, werden sie seine Tochter dafür bezahlen lassen, und ich habe versprochen, dass ihr nichts passiert, und dieses Versprechen werde ich nicht brechen, nur weil mein Vater der Meinung ist, er müsste mich foltern.

Der andere Typ? Schweigt. Er steht einfach da, wartet darauf, zuzuschlagen, wenn ihm ein Zeichen gegeben wird.

»Schön, dass du noch bei uns bist, Juan.«, sagt der Glatzkopf fast freundlich. Ich weiß was dahinter steckt. Sie spielen mit mir, wie Raubtiere, die ihre Beute noch etwas leiden lassen, bevor sie zubeißen. Taktiken, die schon seit Jahrzehnten in diesem beschissenen Clan angewendet werden, ich selbst benutze sie bei meinen Opfern oft genug. »Bist du bereit, uns endlich zu sagen, was dein Vater wissen will?«, fragt er.

Ich presse die Lippen zusammen. Mein Mund ist viel zu trocken, und obwohl ich weiß, dass jede Antwort schmerzhaft sein wird, kann ich nicht einfach schweigen, dass liegt mir einfach nicht.

»Fick dich.«, keuche ich und grinse ihn wie ein Psychopath an. »Und sagt meinem Vater, er soll sich ebenfalls ficken.«

Der Glatzkopf seufzt, als wäre er von meinem Sturkopf einfach nur enttäuscht. »Ach, Junge. Wir haben Zeit. Du... allerdings nicht.« Er nickt dem stummen Mann zu. Reflexartig kneife ich meine Augen zusammen, denn ich weiß, was als nächstes passiert. Die Faust des Mannes landet genau in meinem Gesicht. Es ist ein dumpfer Schlag, der durch meinen ganzen Körper fährt, als hätte er nicht bloß mein Gesicht getroffen, sondern auch meine Seele.

Der Schmerz explodiert in meinem Kopf, und für einen Moment sehe ich nur noch Sterne. Blut läuft mir aus der Nase, warm, metallisch, ich schmecke es auf meinen sowieso schon blutenden Lippen.

Aber ich sage nichts. Ich habe diese Art von Folter schon viel zu oft erleiden müssen.

Mein Körper hängt schlaff in den Ketten, und die einzige Frage, die ich mir stelle, ist: Wer war diese Frau? Warum hält er sie dort gefangen? Meine Gedanken kreisen um nichts anderes, seit ich in den Folterkeller meines Vaters gebracht wurde.

»Komm schon, Juan. Wir wollen das doch nicht unnötig in die Länge ziehen, oder?« Der Typ tritt näher an mich heran, seine Stimme klingt wie die eines Pädophilen. Süßlich und gleichzeitig so verdammt ekelerregend. Ich spüre seinen Atem an meiner Wange. »Sag uns, wer dir die Informationen gegeben hat, oder deine Süße wird dafür bezahlen müssen.« Mein Magen zieht sich zusammen, als er sie erwähnt.

Ich weiß, dass sie es nur als Vorwand nutzen, weil mein Vater ganz genau weiß, wie wichtig sie mir ist. Er benutzt sie als Druckmittel damit ich rede. »Ein Anruf und sie ist Tod. Das willst du doch nicht, oder?« Verdammt, wie gerne ich ihm seine Scheiß Fresse einschlagen würde, damit er endlich sein Maul hält, aber mir sind im wahrsten Sinne des Wortes die Hände gebunden.

»Ich habe mir die Infos selbst beschafft. Ist das so schwer vorstellbar?«, keuche ich. Anstelle einer Antwort trifft mich der Gürtel des anderen Mannes so hart, dass ich - wäre ich nicht gefesselt - definitiv auf den Boden knallen würde. »Juan, Juan, Juan... wann lernst du endlich, dass die Familie das Wichtigste ist?« Die Stimme meines Vaters dringt durch meine Ohren. Boshaft wie immer, steht er im Türrahmen, die Hände in seinen Anzugstaschen verstaut, und sieht mich an, als wäre ich der größte Schandfleck, den er je gesehen hat.

»Was für eine Familie? Du hast meine Mutter getötet, den einzigen Menschen in dieser Familie, der den wert einer Familie verstanden hat!« Ich hasse diesen Mann abgrundtief. Wie oft habe ich mir vorgestellt ihm ein verdammtes Messer in die Brust zu rammen?

»Deine Mutter war eine Hure. Ein verdammtes Geschwür, dass man nicht mehr loswird, genauso wie du!« Seine Worte über meine Mutter, wecken das Monster in mir. Ich rapple mich etwas auf, ziehe an den Ketten, doch egal wie fest ich auch an diesen Ketten ziehe, ich kann mich nicht befreien.

»Es hat keinen Sinn, Juan. Du kannst dich nicht befreien. Weder von den Ketten noch von mir. Wird Zeit, dass du es kapierst!« Er nickt dem Glatzkopf zu und ich weiß ganz genau, was als nächstes passiert. Er gibt den Befehl. Den Befehl mir das zu nehmen, was mir am Allermeisten bedeutet. Grace.

»Stopp! Tu das nicht.«, flehe ich, doch er grinst mich einfach nur dreckig an. Ihm ist es völlig egal, wie ich mich fühle. Ihn interessiert nur eins, und das ist die Macht, die er über mich und meine Geschwister hat. Dieser Mann ist der Teufel höchstpersönlich.

»Nenn mir einen Grund, warum ich sie leben lassen sollte?« Er tritt etwas näher an mich heran, doch er ist schlau genug einen gewissen Abstand zu halten, denn er weiß, wozu ich fähig bin, wenn sich mir auch nur die geringste Gelegenheit bietet.

»Ich sage dir, woher ich von der Burg wusste.« Es tut mir leid, Ivan. Aber das Leben meines Mädchens, ist mir wichtiger als das deiner Tochter. Vergib mir.

»Dann lass mal hören.«, sagt er ernst.

»Dieser Typ, den ich töten sollte. Ivan, er hat es mir gesagt.« Mein Vater nickt verstehend, dreht sich zu dem Glatzkopf und flüstert ihm etwas zu.

»Hättest du mir zwei Minuten früher die Wahrheit gesagt, dann würde dein Mädchen jetzt noch leben!« Nein. Verdammt, Nein.

»Du verdammter Wichser. Was hast du mit ihr gemacht?«, knurre ich völlig außer mir. Sein selbstgefälliges Lachen hallt durch diesen verdammten Keller, treibt mich in den absoluten Abgrund meiner selbst. »Sie ist Tod!«

Die Worte brennen sich in meinen Kopf, lassen sich nicht verarbeiten. Ich schnappe panisch nach Luft, meine Kehle ist wie zugeschnürt und alles woran ich denken kann, ist sie. Ohne Grace, habe ich keinen Grund mehr zu kämpfen. Keinen verdammten Grund zum Leben.

Fuck, ich wollte noch nie so sehr sterben, wie in diesem Moment. Das wars, ich gebe auf.

𝐷𝑖𝑟𝑡𝑦 Secrets | Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt