Davis wusste das er sich mit seinem Verhalten nur noch verdächtiger machte, doch das war ihm egal. In Gedanken sah er Roxana immer wieder vor sich wie ihr Körper fiel und an den Felsen entlangscheuerte. Obwohl er hier noch nie gewesen war, kam ihm der Ort nicht gänzlich unbekannt vor. Und das war es was ihn beunruhigte. Es war dieser schwer zu fassende Gedanke, dieses Gefühl schonmal hier gewesen und genau über diese Schlucht gesprungen zu sein. Und tatsächlich fanden seine Hände so zielsicher ihren Halt auf dem überwachsenen Vorsprung, als wären sie hier schon hunderte Male geklettert. Er konnte es nicht erklären und hatte es daher einfach ausprobieren müssen. Jetzt da er wusste das er den Sprung schaffte, kauerte er mit angewinkelten Beinen über dem Abgrund und starrte hinab. Versuchte irgendwelche Bilder heraufzubeschwören. Assoziationen hervorzurufen die ihm irgendwie weiterhalfen. Irgendwas. Irgendwas. Doch ausnahmsweise herrschte in seinen Gedanken stille. Keine Gestalten, Stimmen oder Schatten. Das mochte mit seinen Medikamenten zusammenhängen oder dem Ort hier. Er starrte verzweifelt nach unten, lauschte dem stetigen Rauschen des Baches. „Wenn Roxana hier heruntergestürzt ist, wurde sie vermutlich auch hier vergewaltigt. Der Ort ist weit genug vom Lagerfeuer weg und zusätzlich könnte man das Scharren ihrer Beine auf dem Laub auf für das Brausen des Flusses halten." Rief Davis den beiden Polizisten über den Abgrund hinweg zu. Diese wirkten nicht besonders begeistert das ihr Hauptverdächtiger eigene Thesen aufstellte. „Es könnte aber immer noch genauso gut du gewesen sein." Bemerkte die Polizistin, „du könntest sie hier abgelegt, vergewaltigt und in den Abgrund gestoßen haben. Vielleicht hast du sie ja wirklich nicht gestoßen, sondern sie ist gefallen, falls sie dich mit sich gezogen hat, hättest du einfach über den Abgrund springen können und dich in Sicherheit bringen." Rief Susanna ihm zu und zog ein kleines Büchlein hervor. Davis warf entnervt die Arme in den Himmel. „Ich war in der Nacht mit Alkohol und Drogen vollgepumpt, erstens hätte ich den Sprung, falls ich ihn in dem Zustand überhaupt geschafft hätte, nicht ohne deutliche Schürfwunden an meinen Händen oder Unterarmen überlebt." Er präsentierte den Polizisten seine glatten Handflächen. Und zweitens es war stockdunkel, mitten in der Nacht, unsere Handys waren nicht hier, keine Chance da zu sehen, wie breit der Abgrund ist. Drittens", er hob kurz seine Hand, zeigte eine drei an, um seine Ausführungen bildlicher zu gestalten. „Drittens, gilt auch für mich das Gesetz der Schwerkraft, wenn ich mit Roxana über da Kante gefallen wäre, wäre auch ich in die Schlucht gestürzt. Ihr habt gesehen wieviel Anlauf man braucht, um diesen Sprung zu schaffen. Im nüchternen und konzentrierten Zustand, bei Tageslicht." Den letzten Satz sagte er mit besonders viel Betonung und Nachdruck. Die beiden Polizisten sahen sich ratlos an. Er gestattete sich zum ersten Mal seit Tagen ein schwaches Lächeln. Kaum mehr als das Heben seiner Mundwinkel aber für ihn reichte es aus. „Wir sollten umkehren es wird bald dunkel. Komm zurück." Rief Ohlsen ihm zu. „Wie schaffst du den Sprung zurück?" Die junge Polizistin sah abwechselnd von dem Abgrund zu ihm hin. „Immerhin hast du keinen Anlauf." „Brauch ich nicht. Schwerkraft." Gab er zurück und grinste. „Tretet drei Schritte nach links", er dirigierte die Polizisten tiefen in die Bäume hinein, glitt so nah an den Abgrund, bis seine Zehenspitzen über gähnender Leere baumelten. Davis ging in die Hocke und spannte jede Zelle seines Körpers an. Er schellte von der Klippe, wobei ihm der Höhenunterschied zugutekam. Mit den Armen voraus kam er auf dem Waldboden auf, rollte sich rasch ab, um den Schwung zu mildern und sich nichts zu brechen und erhob sich anschließend. Den ungläubigen Blick der Polizistin mit einem Lächeln quittierend. „Eins muss man dir lassen, falls du keine Lust auf Eislaufen mehr hast, kannst du sicher immer noch ein hervorragender Turner werden." Aus dem Mund des Kommissars ein großes Lob doch Davis Laune verschlechterte sich augenblicklich als er daran zurückdachte. „Falls ich überhaupt noch eine Karriere habe", seufzte er leise. „Hey", Susanna kam auf ihn zu, schien ihm eine Hand auf die Schulter legen zu wollen, ließ diese aber sinken. „Wenn du Unschuldig bist, werden wir das Rausfinden und Beweisen können und dann kannst du alles Welt zeigen, was du kannst." Davis rang sich ein Grinsen ab. „Danke lieb von dir." „Ich mache nur meinen Job, und Gerechtigkeit ist mir wichtig. Für unsere Verdächtigen und die Opfer." Ihre honigbraunen Augen hefteten sich tief in seine.

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STARDUST - 365 Tage mit dir
Mystery / ThrillerEigentlich läuft in Davis Leben alles perfekt. Er ist auf dem Höhepunkt seiner Eiskunstlaufkarriere, die Presse liebt ihn und Olympia scheint zum greifen nah. Wäre da nicht diese eine verhängnisvolle Partynacht bei der ein Mädchen verschwindet. Sie...