D

3 2 0
                                    


Als das Auto in die Auffahrt fuhr, parkte dort bereits ein dunkler AMG. Davis erkannte es auf Anhieb. Es war Blakes Wagen, das Auto hatte er sich zu seinem 25 Geburtstag gekauft und war stolz darauf gewesen es komplett von Preisgeldern und Sponsorenverträgen bezahlen zu können das er bei Paarlaufwettbewerben eingeheimst hatte. „Das ist doch Blakes Auto, oder?" Seine Mutter parkte dem gemieteten Wagen in ihrer Einfahrt. „Ja." Der Eiskunstläufer öffnete die Augen und gab auf so zu tun, als würde er friedlich schlafen. Sie kratzte sich mit einem Nagel an der Stirn. „Schatz du hast einen anstrengenden Tag hinter dir, ich finde es gar nicht gut das Blake so spät in der Nacht noch zu Besuch kommt und das weißt du." Sichtliches Missfallen zeichnete sich auf der Miene seiner Mutter ab. „Er bleibt nicht lange." Versprach Davis einsilbig, dem die Laune seiner Mutter so ziemlich egal war. Beinahe fahrig verabschiedete er sich von Evan als er aus dem Auto stieg und auf den wenigen Steinstufen vor ihrer Haustür tatsächlich die dunkle Gestalt seines Freundes erkennen konnte. „Bist du wahnsinnig? Ich war krank vor Sorge um dich." Zischte sein Freund wütend und stieß einen überrumpelten Davis gegen die Haustür. „Blake?" Erklang da von hinten die Stimme seiner Mutter. Sofort änderte sich die Körperhaltung seines Freundes. „Miss Baker, es tut mir leid um die späte Störung, ich habe Davis nur den ganzen Tag nicht erreicht und muss dringend mit ihm sprechen." „Worum geht es denn?" Seine Mutter steckte die Haustürschlüssel ins Schloss und drehte dem Knauf herum. „Ähm." Sichtlich überrumpelt sah dieser sich hilfesuchend zu seinem Freund um. Blake konnte zwar gut reden, aber er war ein fürchterlich schlechter Lügner. Davis war es zum Glück nicht. „Es geht um die Musik für seinen Paarlauf, er hat seiner Partnerin versprochen bis zum Training morgen früh einen neuen Song zu haben und hat mich um Hilfe gebeten. Ich habe vergessen mich bei ihm zu melden." Meinte er daher schnell. „Ich habe dir bereits des Öfteren gesagt das du deine Termine besser in den Griff bekommen sollst. Versprechen müssen eingehalten werden", tadelte seine Mutter ihn doch tatsächlich und trat ins Haus. „In dem Fall kannst du natürlich hereinkommen, aber macht es kurz, wir brauchen unseren Schlaf." „Ja, Danke Miss Baker." Blake trat an ihnen vorbei und ging rasch die Treppe zu Davis Zimmer hoch. Erst als die Tür hinter ihnen geschlossen war drehte er sich um und sah seinen Freund mit einem nicht deutbaren Gesichtsausdruck an. „Ich weiß nicht ganz, ob ich böse auf dich sein oder dir dankbar sein soll." „Ob du böse oder dankbar sein sollst?" Echote Davis und ließ deutlich erkennen das er verärgert war. „Alter ich habe grad meine Mum angelogen." „Na und, sie wird's verkraften. Außerdem bist du der beste Lügner, den ich kenne, dir fällt schon was ein, wenn sie dich morgen nach dem Song fragt." Gab Blake mit einer abwertenden Handbewegung zu. Davis schluckte dieses bittersüße Kompliment wortlos hinunter und ließ sich stattdessen schlaff auf seinen Schreibtischstuhl sinken. „Was willst du?" „Alter ich habe dich hundertmal angerufen." Sein Freund setzte sich auf sein Bett, doch anstatt wie üblich sich bequem rum zu lümmeln saß er stocksteif auf der Kante. „Meine Mum hatte mein Handy, ich habe dir doch erzählt das ich heute einige Interview hatte." Davis schaltete seine Nachttischlampe an und ließ einen Kugelschreiber auf und zu schnappen. „Achso ja richtig, hör zu", sein Freund beugte sich eindringlich zu ihm vor. „Roxana ist gestern Nacht nicht nach Hause gekommen." In Davis aktuellem Zustand drang die Dringlichkeit dieser Nachricht nicht so recht zu ihm durch. „Roxana?" Im ersten Moment sagte ihm der Name gar nichts. Er zog beide Augenbrauen nach oben und lehnte sich in der Erwartung einer weiteren Erklärung in seinem Stuhl nach hinten. „Du bist echt eiskalt weißt du das. Als ob du dich ehrlich nicht mehr an sie erinnerst?" Blake sah ihn lange an, deutliches Misstrauen schimmerte nun in seinen dunklen Augen. „Die heiße Rothaarige mit der du gestern Morgen im Wald verschwunden bist. Ihre Freundin hat heute Morgen ganz aufgelöst einen Tweet gepostet das Roxana gestern nicht nachhause gekommen ist und sich bitte alle Leute von der Party melden sollen, damit sie der Polizei eine vollständige Liste übergeben können. Sie hat auch mir geschrieben, ob ich den Namen von dem Typen weiß, der mit ihr im Wald gegangen bist. Ich habe gesagt ich war zu betrunken und erinnere mich nicht so recht, aber ich höre mich mal um. Aber Davis früher oder später wird auffallen das dein Name auf der Liste fehlt. Selbst wenn einige nicht wissen, wer du bist, es gibt genug Leute, die dich gestern erkannt haben und ein Foto oder ein Video gepostet haben, worauf du zu sehen bist." „Solche Videos dürfen auf keinen Fall die Runde machen, das muss aus dem Netz entfernt werden. Meine Karriere darf nicht unter diesen einem Abend leiden." Davis massierte sich die Schläfen, während er versuchte sich der Tragweite der Situation bewusst zu werden und gleichzeitig Prioritäten zu setzen. „Deine Karriere ist mir scheiß egal Mann", zischte Blake wütend und beugte sich noch weiter nach vorne. „Einmal habe ich dich gedeckt, vor der Polizei werde ich nicht für dich lügen, aber ich will wissen was gestern passiert ist." Die Luft um sie herum wurde merklich kälter als Davis den Vorwurf hinter der Aussage seines Freundes erkannte. „Gestern ist nichts passiert, du warst doch selbst dabei. Wir sind in den Wald, hatten Sex und das wars." Erklärte er abweisend und wünschte sich diesen Tag und die vorletzte Nacht einfach aus seinem Gedächtnis streichen zu können. „Du hast sie alleine laufen lassen? Mitten in der Nacht? Im Wald?" „Sie wollte nicht das ich mitkomme, sie hatte ja ihr Handy und der Wald ist nicht unendlich." Gab er defensiv zu. „Ihr Handy ist ausgeschaltet, die Polizei konnte es bisher nicht orten." „Oh." Erst jetzt erinnerte er sich das er kurz bevor er nachhause gelaufen war, tatsächlich ein mit Glitzersteinchen bestücktes iPhone in der Hand gehalten hatte. „Sie hat ihr Handy gar nicht dabeigehabt, sie hat es liegen lassen." Er drückte die Spitze des Kugelschreibers so fest auf die Tischplatte das das Gehäuse brach. Verächtlich betrachtete er den nutzlosen Stift und warf in ihn den Mülleimer. „Das wird ja immer besser." Blake lachte hysterisch auf, doch hinter der gespielten Heiterkeit kam Angst zum Vorscheinen. „Warum bitte sollte ein junges Mädchen sein Handy im Wald liegen lassen. Mitten in der Nacht? Nachdem sie mit einem Typen verschwunden ist?" „Hey, jetzt hör mal zu." Davis der an einem Punkt der absoluten Müdigkeit angekommen war, drehte sich gereizt auf dem Stuhl um. „Nochmal. Ich weiß es nicht. Sie ist mit mir gegangen, wir hatten Sex- einvernehmlichen, hinterher ist sie aber ganz komisch geworden, vermutlich zu viel Alkohol oder irgendwelche Drogen und ist gegangen. Ich war so fertig Mann, dass ich noch im Wald eingeschlafen bin und als ich aufgewacht bin, war es schon fast morgen. Ihr Handy hatte sie liegen lassen, vielleicht ist es ihr ja selbst nicht aufgefallen und ich bin einfach nur heim okay? Von ihr war schon längst keine Spur mehr zu sehen. Ende der Geschichte." „Ja, Ende der Geschichte", wiederholte sein Freund tonlos und stand auf. „Ich sollte jetzt besser gehen." Ohne ein Wort des Abschiedes oder einen letzten Blick stand er auf und ging. Davis ließ es geschehen. Noch mit den Anziehklamotten vom Interview ging er ins Bett und obwohl er geglaubte in der Nacht kein Auge zu tun zu können, fiel er in einen unruhigen Schlaf.

STARDUST - 365 Tage mit dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt