Davis & Susanna

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„Bist du eingeschlafen?" Susannas Stimme riss ihn aus seinem Dämmerschlaf. „Nein nein." Bemühte er sich zu sagen, erhob sich und zupfte ein paar Strohhalme vom Hemd. „Willst du ein paar Schritte gehen?" Er sah das sie sich ein Lächeln verkniff. „Gerne." Sie verließen den Stall und traten den schmalen verschneiten Weg an den Koppeln vorbei. Jetzt im Winter waren sie verwaist und von einer dünnen Schneeschicht bedeckt, doch im Sommer erstreckten sich die blühenden Wiesen wohl weit über das Land und bot Platz für mehrere Hundert Tiere. „Es ist so friedlich hier. Kommst du oft hier her?" Davis fing mit der Fingerspitze ein paar herumwirbelnde Schneeflocken auf. Es war bereits dunkel, nur die Außenbeleuchtung auf dem Hof leuchtete noch. Die Tür des erleuchteten Kuhstalles hob sich wie ein leuchtendes Viereck vor der Dämmerung ab. „Nach der Arbeit ja. Sooft ich kann. Meine Eltern haben mit dem Vertrieb immer genug zu tun also helfe ich, wo ich kann." „Das ist auch der Grund, warum ich gekommen bin." Er bleib stehen. Zog den Reißverschluss seiner Jacke bis zum Anschlag hoch und förderte die Unterlagen erneut zutage. „Ein Sponsorenvertrag mit Werbekampagne der nach meiner Rehabilitation ausgestrahlt wird?" Ungläubig sah er sie an. Susanna sah ihn erst lange an, dann seufzte sie. „Hör zu ich sollte dir das eigentlich nicht sagen. Aber es gibt Zweifel an deiner Schuld. Das es Beweise gibt das du nicht als letztes bei ihr warst und wir weitere DNA-Spuren gefunden haben, weißt du? Auch das du nun nicht mehr als möglicher Mörder sondern als Person von Interesse vernommen wurdest das letzte Mal?" Er nickte verkniffen. Die Geschworenen sind sich uneinig, haben aber mehrstimmig für deine Unschuld plädiert. Daher wurdest du auch nicht verurteilt. Auch im Kommissariat gibt's gespaltene Meinungen. Die KTU, das ist die Kriminaltechnische Untersuchung." „Ich weiß." Unterbrach er sie. „Die KTU hat herausgefunden das diese zweite DNA frischer ist als deine. Heißt wir wissen nun mit Sicherheit das sie noch gelebt hat, als sie dich verlassen hat. Verstehst du was das bedeutet Davis? Du bist unschuldig, zumindest was das Sexualverbrechen angeht." Er konnte nur mit dem Kopf schütteln. „Ich habe sie nicht umgebracht." Flüsterte er, während sein Blick in der Ferne umherlichtete. „Ich weiß. Ich glaube dir. Deswegen habe ich meine Eltern überredet dir diesen Vertrag anzubieten. Ich möchte das du wieder läufst Davis." Sie nahm seine Hand und sah ihn flehentlich an. Eine Welle an Emotionen schwappte über ihn, flutete durch seine Gedanken und drohte ihn zu ertränken. Er dachte in seiner ersten Euphorie darüber nach, doch dann verdüsterte sich seine Miene wieder. „Wisst ihr, wer es war? Zu wem diese zweite DANN gehört?" Er sah die Antwort in ihrer Miene noch bevor sie den Kopf schüttelte. „Nein. Unsere Ansätze sind ausgeschöpft. Wir haben brauchen weitere Infos von dir. Unsere einzige Chance ist das dir doch noch was einfällt." Nun war es an ihm den Kopf zu schütteln. „Es gibt noch andere Möglichkeiten Antworten zu bekommen?" „Die wären?" Er sah sie an und zog wartend beide Augenbrauen hoch. „Hypnose." Schlug sie achselzuckend vor. „Vor Gericht werden diese Aussagen zwar keinen Bestand haben aber alles, was uns helfen kann diesen Fall zu lösen oder zumindest irgendwelche weitere Hinweise zu haben, ist gut." „Nein." Er musste keine Sekunde darüber nachdenken, um zu wissen das das eine fürchterliche Idee war. Da hatte sich Brahms so viel Mühe gegeben seine medizinischen Unterlagen zu fälschen und seine Familie das zu vertuschen. Wie ironisch wäre das denn, wenn er sich am Ende selbst noch verriet?" Wenn das bedeutete das der Fall für immer ungeklärt bliebe und er in den Augen der Öffentlichkeit weiterhin als kaltes Monster oder gefallener Star angesehen würde, dann bitte. Er würde über Leichen gehen um dieses Geheimnis bewahren. Und zwar wortwörtlich. Seine Wangenmuskeln verhärteten sich, als er darüber nachdachte. Susanna betrachtete ihn derweil vorwurfsvoll von der Seite. „Ich verstehe dich einfach nicht Davis. Du verlierst alles, deine Karriere, Freunde und Familie. Du ziehst in einen anderen Staat und als sich dir eine Möglichkeit bietet dich zu rehabilitieren, schlägst du es einfach aus." Sie sah ihn traurig an. „Weißt du, selbst wenn du unschuldig an dem eigentlichen Tathergang bist, lässt dich das in keinem guten Licht erscheinen." Er stritt es nicht ab. „Das hier ist keine offizielle Befragung, oder? Also könntest du nichts hiervon verwenden, oder?" Fragte er eisig. Ihr Blick verhärtete sich, wurde distanzierter. „Nein. Aber selbst, wenn würde ich das nicht tun. Ich denke du solltest gehen." Sie wandte sich ab. „Unser Angebot gilt die nächsten zwei Jahre. Wenn du wieder laufen möchtest, überleg es dir." Sie drehte sich um und ließ ihn stehen. Er stand noch eine Weile da und starrte in den dunklen Himmel. Anschließend drehte er sich um und ging. Nachhause. Er hatte ja noch nicht genug Probleme für den heutigen Tag gehabt.

STARDUST - 365 Tage mit dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt