D Joeys Diner

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Joeys Diner war das Abbild einer amerikanischen Bürgerbude. Rote Ledersitzen, gekachelte Fliesen und Poster von den Rolling Stones und der Route 66 prangten an jedem freien Fleck auf der Wand. Dafür das es erst früher Nachmittag war, war der Laden gut gefüllt. Sie entdeckten eine gestresst wirkende Bedienung und ein pummliges kleines Mädchen an der Kasse, die anscheinend restlos überfordert war mit dem Bezahlsystem. Aus den Lautsprechern dröhnte ein Song der Red Hot Chilipeppers der bestimmt zur Standartausrüstung des Ladens gehörte, ebenso wie das obligatorische Sparschwein, das hier eher ein rot gelackter Trinkgeldrolls Roye war. Ethan deutete mit dem Nicken auf einen freien Vierertisch. „Setzen wir uns dahin. Sie kommt bestimmt gleich." „Bist du öfter hier?" Davis ließ sich auf den kleinen Sessel sinken, so dass er mit dem Rücken zur Fensterscheibe saß und das Lokal im Blick hatte. Angeblich war es einer der wenig übriggebliebenen Urinstinkte der Menschen. Ein Fluchtinstinkt, das irrationale Verlangen sich wohler zu fühlen mit der Wand im Rücken und alle Ausgänge im Blick zu behalten. Was davon wahr war und was nicht, vermochte er nicht zu sagen, doch er fühlte sich definitiv wohler dabei. Ebenso wie er lieber an dem Fenster oder Wandseite schlief und mit der Tür im Blick. Er hatte es ausprobiert mit dem Kopf an der Tür oder Richtung offenem Zimmer zu schlafen, mehrmals doch jedes Mal hatte er sich irgendwie unruhig, beinahe entblößt gefühlt. Kein schönes Gefühl, doch das war leicht zu ändern. Er nahm die Karte entgegen, die sein neuer Freund ihm entgegenreichte und überflog sie. Pizza, Pasta, Burger. Kein Salat. „Ist das nicht ein bisschen einfältig das Menü?" Wandte er sich skeptisch an die Bedienung, die soeben mit ihrem Notizblock und einer karierten Bluse an seinen Tisch getreten war. „Ist halt ein Diner. Wenn du Kaviar und Garnelen suchst, bist du falsch hier." Gab das Mädchen etwas verschnupft zurück. Er blickte auf. Sie stand keine zwei Schritte von seinem Tisch entfernt und tippte wartend mit der stumpfen Seite des Bleistiftes auf den Ringblock. Sie war keine klassische Schönheit nicht im herkömmlichen Sinne. Ihr Gesicht war von einer seltsamen Asymmetrie, die es aber nicht entstellt, sondern nur umso interessanter wirken ließ. Die Augen waren riesig und so dunkel, dass sie aussahen wie ein Himmel, an dem die Sterne fehlten. Eine dunkle See, warm und sanft weich in deren Fluten man einfach nur versinken wollte. Sie hatte in der linken Augenbraue einen kleinen Zwirbel der all die kleinen Härchen in die falsche Richtung wachsen ließ. Doch ihre Haut war rein und glatt auf, wenn sie unter den Augen dunkle Schatten hatte, die entweder von schlaflosen Nächten oder zu vielen Zweifel und Sorgen rührten. Sie hatte zwei Piercings, eins an der Nase und eines in den Augenbrauen. Ganz offensichtlich war sie die Art von Person, der diese Art von Körperschmuck gutstand. Ohne sich dessen bewusst zu sein, lächelte er sie an. Sie erwiderte sein Lächeln scheu und aus vollen Lippen. „Also? Was darfs sein?" Wandte sie sich schließlich an Ethan dessen Blick interessiert zwischen Davis und der Bedienung hin und her gezuckt war. Er bestellte vier Portionen XXL Meal, Burger mit Pommes, Cola, Fanta und eine Thunfischpizza. Alles zum Mitnehmen. Davis wurde allein schon bei der Menge an Essen übel, doch er zwang sich gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Er selbst bestellte noch ein Burger mit Pommes, Sprite und extra Salat auf den Burger. Als er den Salat bestellte lachte Ethan laut und grölend auf. „Du bist echt ein komischer Vogel." „Was denn? Schmeckt doch viel besser." Verteidigte er sich, wohl wissend das das keinen Unterschied machen würde. Ethan hatte sich seine Meinung über ihn schon gebildet. Das Mädchen zuckte amüsiert mit den Schultern, ihr Blick streifte ihn noch ein letztes Mal, ehe sie sich umwandte, um eine Bestellung am Nachbartisch aufzunehmen. „Geiler Arsch die Kleine." Murmelte Ethan, eine Bemerkung ihn zum Grölen, Davis aber nur zur Weißglut brachte. „Lass sie ihn Ruhe." Um seinen Worten die Schärfe zu nehmen, breitete er lässig seine Arme aus und legte sie über die Sessellehne. „Ui stehst du wohl auf sie was?" Ethan grinste. „Also mein Typ wäre sie nicht, die sieht viel zu exzentrisch aus. Kluge Frauen machen nur Probleme, das ist nicht so mein Fall. Davis verdrehte die Augen und blies sich eine Haarsträhne aus der Stirn. „Ne die ist doch viel älter als ich." Viel älter war übertrieben, wie er selbst zugeben musste, das Mädchen war höchstens fünfundzwanzig, doch er wollte dem sinnlosen Gerede endlich ein Ende setzen. 

STARDUST - 365 Tage mit dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt