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„Unsere Ermittlungen haben ergeben das Roxana gefallen ist, höchstwahrscheinlich wurde sie nicht gestoßen." „Also kein Mord." Davis lehnte sich zurück und fuhr sich durch die nassen Strähnen. Er war komplett durchnässt, der heftige Novemberregen war ihm ausnahmsweise sogar recht lieb gewesen, denn es hielt ihm den Großteil der Reporter von der Seele. Sein Handy hatte früh am Morgen geklingelt, was ihn von einem weiteren heftigen Streit mit seiner Mutter ablenkte. Ihre Beziehung war merklich abgekühlt, entweder herrschte eisige Stille oder sie stritten miteinander. Davis machte keinen Hehl daraus, wie sehr ihm die neue Beziehung seiner Mutter missfiel und seine Mutter hielt ihm vor seine Karriere und ihr Ansehen in den Dreck gezogen zu haben. Als die Polizei ihn schließlich aufs Revier bestellt hatte, war er unter den fassungslosen Augen seiner Mutter in ihren Wagen gestiegen und davongefahren. Sollte sie doch ruhig wissend das er einen Führerschein besaß. Wer schon enttäuscht war, den konnte man schließlich nicht noch mehr enttäuschen, oder? Jetzt saß er hier im Revier und spürte, wie ihm ein heftiger Stein vom Herzen fiel. „Wir können das allerdings nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen." Fuhr Louden fort und kniff seine kleinen Schweinsäuglein missmutig zusammen. „Wir haben außerdem neben ihrer noch fremde DNA an dem Körper gefunden, was darauf hindeutet das Roxana in derselben Nacht nicht nur mit dir, sondern auch noch mit einer weiteren Person Geschlechtsverkehr hatte." Das war ihm neu. Er verbarg seine Überraschung jedoch und kippelte lässig mit dem Stuhl nach hinten. „Ihre Freundin hat ausgesagt das Roxana den ganzen Tag mit ihr zusammen war und anschließend auf die Feier gegangen ist. Dort hat sie dann auf dich getroffen." „Folglich", übernahm Louden die Ausführungen seines Kollegen, und es war ihm deutlich anzusehen, wie sehr es ihm missfiel ausgerechnet seinen Hauptverdächtigen zu entlasten. „Muss sie nach dir nochmals auf jemanden getroffen haben und mit ihm entweder einvernehmlich oder nicht weiteren Geschlechtsverkehr gehabt." Davis zog seine Augenbrauen so weit nach oben das sie beinahe unter dem Haaransatz verschwanden. „Also bin ich entlastet?" „Also das würde ich so nicht.." „Ja." Fiel ihm Ohlsen ins Wort, was ihm ein äußerst sauertöpfigen Blick seines Kollegen einbrachte. „Du bist nun nicht mehr unser Hauptverdächtiger, vielmehr eine Person von Interesse. Aktuell bist du die letzte Person die sie lebend gesehen hat." Ohlsen legte seine Hände ineinander und beugte sich vor. „Davis." Begann er eindringen; „falls dir noch was einfällt irgendwas, dann musst du uns was sagen." Seine schiefergrauen Augen bohrten sich tief in seine. Davis selbst für den diese Wendung absolut unerwartet kam, konnte nur stumm mit dem Kopf schütteln. „Ich glaube nicht das ich mich noch an weitere Details erinnere. Ich habe Ihnen bereits alles gesagt." Meinte er benommen. Da fiel ihn noch etwas ein. „Diese andere männliche DNA konnten Sie die zuordnen.? Louden starrte ihn wütend an, doch Ohlsen schüttelte leicht mit dem Kopf. „Wir werden gegebenenfalls noch auf dich zurückkommen." Er lehnte sich bequem zurück. „Ziemlich sicher sogar." „Also ist es vorbei." Auch Davis lehnte sich zurück, ein Sturm der Gefühle tobte in ihm. Er fühlte sich benommen, komplett verwirrt und wusste nicht so recht, was er von all dem halten sollte. Eigentlich sollte er sich erleichtert fühlen, doch dem war nicht so. Zurück blieb seine nagende Angst um alles, was er verloren hatte. Seine Familie, seine Unterstützung, seine Karriere. „Wollen Sie mir also sagen das alles umsonst war?" Er ballte die Fingerknöchel heißer vor Wut. „Ich habe KEINE CHANCE mehr auf Olympia und damit den Kader." Er konnte nicht verhindern das seine Stimme lauter wurde. „Ich habe alles verloren und wofür? Für nichts. Für ein paar falsche Anschuldigungen." „Du hast immer noch deine Familie." Meinte Ohlsen leise, mitfühlender als es dem grobschlächtigen Mann eigentlich zustand. Davis schnaubte nur bitte. „Also kann ich gehen?" Er schob die Hände in die Hosentaschen und scharrte ungeduldig mit den Fingerspitzen. „Ja, du kannst, halte deine Telefonnummer aber aktuell damit wir dich erreichen können." „Gut, Achso und ist Susanna da?" Er wollte gerade aufstehen, blieb aber noch sitzen. „Susanna? Nein die ist auch nicht mehr mit deinem Fall betraut, also wenn du uns was sagen möchtest." „Nicht nötig. Danke." Er stand nun doch auf und nickte den Kommissaren zum Abschied zu. „Hoffentlich zum letzten Mal." „Ja, das hoffen wir doch." Gab Ohlsen zurück. Davis ging den Flur des Kommissariats zurück und wurde kaum das er die Tür geöffnet hatte von einem grellen Blitzlicht förmlich zurückgeworfen. „Davis was sagen Sie zur Neuaufstellung der Konkurrenz? Der Kader muss wohl nun ohne Sie auskommen. Wie steht es um den Fall? Gibt es neue Hinweise?" Er bereute bereits, dass er keine Sonnenbrille dabeihatte und kniff geblendet die Augen zusammen. „Das hat sich alles geklärt." Murmelte er gereizt. „Wie bereits gesagt, ich habe nichts mit dem Mord an dem Mädchen zu tun." Doch anstatt sie zu besänftigen, schossen die Reporter nun noch weitere Fragen auf ihn ab. Er quetschte sich durch die Menge und hoffte das die Reporter ihn nicht weiterverfolgen würden. Doch die Traube lief ihn bis zu seinem Auto nach und er konnte kaum einsteigen. Davis schlug wütend die Tür zu und schaltete die Scheibenwischer ein. Die Regentropfen konnten sie zwar wegwischen nicht aber das Blitzlicht der Paparazzi und auch nicht seine Tränen, die ihm über die Wange liefen als er auf den Highway einbog.

Seine Mutter erwartete ihn bereits an der Spüle. Die Hände verschränkt das Gesicht ungewöhnlich ernst. Seine Schwester stand daneben doch auch sie starrte auf den Boden. Das Gesicht verweint. Mittlerweile wölbte sich auch ein kleines Bäuchlein. Davis strich sich die Tränen aus den Augen und gab vor es seien Regentropfen. Natürlich hatten wie so oft einige hartnäckige Reporter vor der Tür gewartet. Anscheinend hatten sich die Neuigkeiten über seien Unschuld noch nicht verbreitet und die Leuten hielten ihn nach wie vor für ein Monster. Erst wollte erst wie üblich wortlos an ihr vorbei in sein Zimmer, doch dann hielt er inne. „Die Polizei hat meine Unschuld bestätigt, nur damit ihr es wisst. Sie wissen nun mit Sicherheit das Roxana noch gelebt hat, als ich sie das letzte Mal gesehen habe. Anscheinend hat sie sich hinterher noch mit einem anderen Mann getroffen. Wenn ihr Tod kein Unfall war, war er es. Nur damit ihr das wisst." Er legte den Schlüssel in die Schlüsselschale und hängte seine Jacke auf. „Seit wann hast du einen Führerschein?" Davis konnte nicht anders als zu lachen. Er legte den Kopf in den Nacken und sah seine Mutter schief an. „Ehrlich? Das ist dein größtes Problem?" Sie legte die beiden Zeigefinger aneinander, wie immer, wenn sie bei einer Sache überhaupt keinen Spaß verstand. „Ehrlichkeit ist bei uns das höchste Gut, wie du weißt. Wir haben nur eine Regel bei uns zuhause: keine Lügen." Davis warf ihr so einen verächtlichen Blick zu das ihr Gesicht vor Zorn rot anlief. Er lehnte lässig an den Türrahmen und verschränkte die Arme. Entgegen seinen wahren Gefühlen blieb er ruhig. „Ausgerechnet du sprichst über Lügen Mum?" In seiner Stimme klirrte das Eis. Die Züge seiner Mutter erstarrten. „Du hast dich sehr verändert und nicht zum Positiven. Darum haben deine Schwester und ich etwas beschlossen." Sie machte eine lange Pause, bei der sie mit seiner Schwester einen langen Blick wechselte. „Ich habe mit deinem Vater gesprochen." „Was?" Davis fühlte sich so, als hätte es ihm den Boden unter den Füßen weggerissen. Er hatte mit allem gerechnet aber doch nicht damit. „Also lebt Dad noch." Murmelte er. „Davis." Entgegnete seine Mutter scharf. „Du weißt genau das dein Vater mit seiner Verlobten in New York lebt." „Für mich ist er gestorben." Entgegnete dieser kalt. Er sah seine Schwester an, doch sie blickte nur starr zu Boden. „Ich kann nicht glauben das du mich so verrätst Kac." „Es tut mir leid Davis aber Mum und ich glauben, dass es das Beste für dich ist." Ihre Unterlippe bebte. Er konnte ihr Gesicht nicht sehen da ihr die Haare vorfielen, doch er konnte deutlich sehen das sie weinte. „Was ist das Beste für mich?" Er krallte seine Finger in den Türrahmen, hoffend das nicht das kam, was er jetzt vermutete. „Wir haben beschlossen das du erst mal nach New York ziehst. Zumindest so lange bis du dich wieder beruhigt hast und wieder fähig bist dich auf deine Karriere zu konzentrieren." „Also schiebst du mich ab?" Er war nicht mal mehr fähig fassungslos zu sein. Er stand einfach nur da, keinen einzigen Gedanken in seinem Kopf. „Wann?" War das einzige, dass er zustande brachte. „Wir haben dir einen Flug für übermorgen gebucht." „Na dann pack ich lieber mal. Wir sehen uns im nächsten Leben Kacey." Er konnte förmlich spüren das es ihn umso mehr verletzte das er sie mit vollen Namen ansprach. Davis drehte sich um und ging, ohne ein weiteres Wort zu sagen die Treppe hoch.

STARDUST - 365 Tage mit dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt