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Die Eishalle war gut besucht als Davis eintrat. Zahlreiche Läufer auf dem Eis unterwegs. Trainer standen an der Bande und korrigierten über Headsets die Haltung ihrer Schützlinge. Davis stützte sich auf der Bande der Zuschauertribüne ab und nickte Garry zu als er ihn entdeckte. Der Hallenmeister lächelte erfreut und hob die Hand zum Gruß. Wenigstens eine Person, die sich zu freuen schien, dass er hier war. Davis erwiderte den Gruß und ließ seinen Blick weiter gleiten. Blakes wilden Lockenkopf auszumachen war schwer, vor allem als Davis erkannte das sein Freund sich die Haare geschoren hatte und die restlichen Locken nun mit viel Wachs gebändigt am Kopf anlagen. Mehrmals war sein Blick über seinen Freund hinweggeglitten, bis er ihn schließlich aufgrund der schlaksigen Figur und der dunklen Haarfarbe erkannte. Davis stieß einen leisen Pfiff aus, um auf sich aufmerksam zu machen. Es wirkte und erhielt mehr Aufmerksamkeit als erhofft. Denn nicht nur Blake, sondern auch einige Zuschauer, Kameraleute und Läufer sahen sich zu dem Rufer um. Ganz schlechte Idee. Er beschloss die Aufmerksamkeit diesmal zu ignorieren. Er sah, wie Blakes Gesichtszüge ihm kurz entglitten und seine Muskeln sich verhärteten. Sämtliche Kameraobjektive richteten sich auf Davis als dieser nun die Tribüne hinunterlief und seinem Freund zunickte. Blake deutete seinen Blick als Aufforderung und kam vom Eis. „Davis was tust du hier? Ich wusste nicht das du kommen würdest." Sein Freund fuhr sich durch die angeklebten Haare. „Du scheinst dich ja wirklich freuen mich zu sehen." Schnaubte Davis verächtlich. Blake lächelte unsicher. „Wir sollten das am besten nicht hier besprechen." Statt einer Antwort nickte Davis nur, er hatte Recht. Noch ehe die Kameraleute um die Bande rennen konnten, zog er sich rasch in die Umkleideräume der Jungen zurück und wartete dort. Nur wenige Minuten später trat sein Freund ein. Er hatte Schonbezüge über seine Kufen gezogen und trug eine helle Trainingsjacke. „Also was tust du hier?" Erkundigte sich Blake kaum, nachdem er die Tür hinter sich zugezogen hatte. Davis warf einem jüngeren Jungen, der eben hereinkommen wollte, so einen eisigen Blick zu das der Junge sichtlich schluckte und wieder kehrt machte. „Wie läufts beim Einzellauf?" Davis ließ sich auf eine Bank sinken und verschränkte locker die Arme im Schoß. „Gut." Als versteinert konnte man Blakes Gesichtszüge nichtmehr beschreiben. Sie schienen wie in Stein gemeißelt, es war deutlich zu sehen, wie sehr es ihm missfiel seinem ehemals besten Freund zu treffen. „Für die Kameras musst du aber noch ein bisschen üben, Gesichtsausdrücke und Emotionen unter Kontrolle halten." Tadelte Davis milde und er sah, wie es seinen Freund in Rage brachte. „Ja keine Gefühle zu zeigen ist nicht schwer, wenn man keine hat." Spuckte sein Freund ihm ins Gesicht. Davis zog nur eine Augenbraue hoch und zupfte sich desinteressiert eine Haarsträhne von seiner Jeans. „Ich wollte dir eigentlich nur gratulieren. Wie ich höre, hast du dir Lilly in den Wind geschossen und stattdessen meine Sponsoren geangelt." „Was willst du Davis? Bist du sauer, weil die anderen mein Talent erkannt haben? Das du nicht mehr der glänzende Star bist?" Ächzte Blake, was Davis dazu brachte, aufzustehen, aber noch auf Abstand zu bleiben. „Tja stell dir mal vor die Leute haben bemerkt was für ein Arschloch du bist und was für ein Talent ich habe." „Talent du?" Gluckste Davis belustigt. Dann geschah alles ganz schnell. Er sah, wie die Zornesröte in das Gesicht seines Freundes schoss, in einer einzelnen fließenden Bewegung riss er das Schutzpolster von seinem linken Bein und trieb die scharfzackige Kufe in seine Leibesmitte. Davis wich rasch nach rechts aus, knallte mit dem Schulterknochen gegen die Kante des Spinds, ein glühender Schmerz schoss durch sein Schulterblatt. Doch er entging dem Schnitt, der ihn potenziell schwer verletzt hätte, nur um Haaresbreite. Gleichzeitig schwang er seine Faust mitten in das Gesicht seines Freundes und landete einen harten Schlag auf dem Nasenrücken. Blake schrie auf als sein Nasenknochen geprellt wurde und wich zurück. Die beiden ehemaligen Freunde starrten sich an. Verletzt, geschockt. „Hast du gerade versucht mich umzubringen?" Flüsterte Davis erschüttert. Blake tastete sich unterdessen vorsichtig den Nasenrücken ab. Sie schien war nicht gebrochen, nur geprellt, doch ein dunkler Bluterguss bildete sich bereits jetzt unter seinen Augenliedern. „Ich..." Blake wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Dann schien er zur Besinnung zu kommen. „Du hast mich geschlagen. Der Presse wird das sicherlich gefallen. Damit hast du einen riesigen Fehler gemacht." Ein hinterhältiges Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er trat einige Schritte näher an seinen Freund heran und zu seiner Genugtuung stellte Davis fest das Blake trotz der Schlittschuhe leicht zu ihm aufblicken musste. „Ich stand so lange in deinem Schatten und jetzt ist endlich meine Zeit gekommen. Und ich nehme mir alles, was einst dir gehörte. Deine Karriere, deine Freunde. Deine Sponsoren." Sie starrten sich an. „Und ich dachte wir wären Freunde." Davis musste seine Betroffenheit nicht spielen. Traurig sah er seinen ehemaligen Freund an, konnte nicht glauben das er diesen Jungen so viele Jahre als seinen besten Freund bezeichnet hatte und sich dabei so in ihm getäuscht hatte. „Freunde?" Blake spuckte das Wort förmlich aus, verächtlich. Verbittert. „Ich habe mich fast damit abgefunden das ich in deinem Schatten stehe, aber dann hat Lilly sich in dich verliebt und wollte dich ernsthaft fragen, ob du mit ihre Laufen möchtest." „Lilly war in mich verliebt?" Fragte er verblüfft nach. Noch etwas mehr das ihm entgangen war. Anscheinend hatte er sein Leben wirklich durch eine Linse betrachtet das ihm so viel entgangen war. „Du weißt aber das ich niemals mit ihr gegangen wäre?" Vergewisserte er sich. „Schließlich weiß ich das du auf sie standest." Blake ließ von ihm ab und wischte sich durch die gegelten Haare. „Lassen wir es einfach gut sein. Im Ernst Davis. Geh einfach bitte." Bat er seinen Freund erschöpft. „Wie hatte er nur so weit zwischen uns kommen können?" Davis sah auf seine Hände. Blake lachte auf, in seinen Augen schimmerte es. Er schien einzulenken, und zum ersten Mal seit Beginn dieser Unterhaltung schien es Davis, als schimmerte der alte Blake wieder durch. Dann aber entgegnete er mit einer Härte und Abneigung, mit der er nicht gerechnet hätte. „Das Leben ist dazwischengekommen und mein Stolz. Unser Trainer meinte einst zu mir, neben dir werde ich immer der Zweitplatzierte sein. Also musste sich etwas ändern. Einer von uns musste gehen. Und du hast mir mit deinem idiotischen Verhalten den Gefallen ja selbst getan."



STARDUST - 365 Tage mit dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt