„Hey Yo. Hatte nicht erwartet das du heute kommst." Ethan sah überrascht auf als Davis in das Hinterzimmer trat. Dieser erfasste die Lage mit einem Blick. Ethan saß an einem runden Tisch mit etwa vier weiteren Männern. Vor ihnen lag ein Batzen Geld- Gebündelt in z'Zweihunderterscheine. Daneben lagen dutzende kleine weiße Tütchen. Er erkannte sie. Natürlich. „Hör mal Davis, wart mal draußen." Ethan warf einen unsicheren Blick auf seine Begleiter. Stämmige Männer in Lederjacken, die trotz der Düsternis, die hier herrschte Kappen und Sonnenbrillen trugen. Davis dem der flehende Unterton seines Freundes nicht entgangen war, zog wortlos die Tür hinter sich zu, ging über die Tanzfläche in eines der Hinterzimmer und ließ sich auf ein altes mit Leder bezogenes Sofa nieder. Er schaltete den Fernsehen an bei dem irgendeine Soap lief, doch ohne wirklich viel mitzubekommen. Natürlich hatte er es nicht nur geahnt, sondern gewusst das sein Freund mit Drogen dealte. Doch es war eben eine ganz andere Sache die Menge an Geldscheinen auch wirklich zu sehen. Er spielte unruhig mit der Fernbedienung hin und her als nach gefühlten Ewigkeiten die Tür aufging und Ethan sich neben ihn fallen ließ. Eine Weile war das Plappern des Nachrichtensprechers die einzige Geräuschquelle, doch dann wandte Ethan dem Kopf zu ihm. „Du hättest das nicht sehen sollen. Mikey hätte dich gar nicht reinlassen dürfen." „Dann hättest du nicht den Fehler machen dürfen ihm zu sagen das ich vertrauenswürdig bin. Er dachte wohl das ich mit drin hänge." Ethan sah ihn durchdringend an. In Szenen wie unserem ist das ein ganz normales Business. Keine große Sache mehr." „Schon kapiert. Ich halte dicht. Schwamm drüber." Er klopfte auf die Armlehne des Sessels und deutete mit dem Kinn auf einen Kickertisch. „Lust auf ein Spiel?" Ethan ging nicht drauf ein. Diese Typen, diese Russen sie haben dein Gesicht gesehen. Einer von ihnen hat dich erkannt. Sie kennen deinen Namen." Dieser seufzte leise. „Meinen Namen kennen viele. Das hat nichts zu bedeuten." „Wie das?" Verwundert sah Ethan ihn an. Davis griff nach der Fernbedienung und schaltete ihn aus. „Ich bin ein Sportler. War es zumindest. Da wo ich herkomme, haben natürlich die lokalen Medien davon berichtet." Was eine Untertreibung war, aber das musste sein Freund ja nicht wissen. Wieder nickte er zum Tisch rüber. „Wollen wir?" Beide griffen nach den Figuren ihrer Mannschaft und sahen sich über den Tisch hinweg an. Wohl wissend das es mehr war als nur ein Spiel zwischen Freunden. Es war ein Schwur. Ein stumme Vereinbarung den anderen nicht zu verraten. Ich verrate dich nicht.
Als Davis an diesem Tag spät abends im Apartment ankam, saß Amanda bereits auf der Couch. Ihrem verschmierten Makeup war zu entnehmen, das sie geweint hatte. „Alles in Ordnung?" Davis kam ins Wohnzimmer und sah das sie ein halb leere Flasche Wein vor sich stehen hatte. Sie antwortete ihm nicht, sah nur starr zur Wand. Er seufzte leise, holte sich ein Glas aus der Küche und ließ sich neben sie sinken. „Möchtest du reden?" Sein Rücken sank nach hinten und stieß in das weiche Sitzpolster. Der Wein perlte golden in seinem Glas und aus einem großen Scheinkamin schlugen ihm künstliche Flammen entgegen, die den dezenten Duft nach Kiefernholz und warme Luft verströmten. Leichter Schneeregen hatte eingesetzt und vermischte sich mit dem Prasseln des Feuers. Ein Dutzend Kerzen waren überall auf der Anrichte verteilt und brannten statt normalen Lichts. Es hätte ein wunderschöner Abend werden können, wenn da nicht Amandas Tränen gewesen wären. Und der negative Schwangerschaftstest der vor ihr lag. Noch immer apathisch vor sich hinstarrend kippte, sie ihr Glas in einem Zug hinunter. „Ich hab's verloren." Ihre Stimme war so leise, dass es beinahe im allgemeinen Geräuschpegel unterging. „Aber ich dachte ihr hättet aufgehört zu versuchen. Das du nicht.:" Er war geschockt und wusste nicht was er denken oder sagen wollte. „Doch. Ein paar Tage bevor du kamst, war ich bei der Frauenärztin, ich hatte meine Periode nicht bekommen und mir war schlecht. Sie hat mir dann eröffnet das ich schwanger bin. Mir aber auch gleich gesagt das mein Körper das Kind nicht halten können wird. Deswegen habe ich es niemandem gesagt. Ich habe so sehr versucht und gehofft und jetzt ist es weg." Ihr Kopf sank gegen seine Schulter, er legte den Arm um sie und fuhr mit dem Finger tröstende Kreise über ihren Oberarm. „Es tut mir leid, dass ich es nicht erzählt habe. Ich wollte dich nicht anlügen." Sie schluchzte. Davis hätte beinahe ironisch aufgelacht. „Glaub mir Amanda, wenn es eine Person gibt, die nachvollziehen kann, warum wir Geheimnisse hüten, dann bin ich es. Manche Dinge sind einfach zu bedeutsam, um sie auszusprechen. Es ist wie ein Tagtraum, an dem wir festhalten und hoffen. Und wenn wir ihn aussprechen würden, würden wir Gefahr laufen das er zerplatzt." Er verstummte und nahm einen tiefen Schluck von seinem Wein. „Ja genau. Danke das du mich verstehst und es in Worte fassen konntest." Er spürte, wie der Stoff seines Shirts von ihren Tränen durchnässt wurde und drückte sie nur enger an sich. Eine Weile saßen sie da, er stumm. Sie schniefend. Die warme Luft und ruhige Atmosphäre machte ihn müde und so ließ er den Kopf nach hinten sinken und schloss die Augen. „Davis bist du noch wach?" „Mmh?" Nur widerwillig öffnete er die Augen und sah das sie sich gerichtet und abgeschminkt hatte. So natürlich und vollkommen ohne Makeup wirkte sie um Jahre jünger. Ihre Tränen waren getrocknet doch in ihren Augen glänzte es noch immer glasig. „Irgendein Evan hat angerufen. Er meinte du sollst so schnell wie möglich zurückkommen. Du musst ein paar Verträge unterschreiben. Anscheinend geht es um Auflösungsverträge und Sponsorengelder, die nun nicht mehr gezahlt werden sollen. Anscheinend hat er sie erst jetzt fertig gestellt bekommen, da es irgendwelche rechtlichen Probleme gegeben hat." Er verzog das Gesicht, als er das hörte. „Das ist mein Manager. Oder war es zumindest. Es sieht ihm ähnlich mich immer noch herumzukommandieren. Vermutlich geht es ihm nur darum für ihn selbst einen möglichst großen Teil des Kuchens abzuschneiden." Bitter rieb er sich mit den Händen über die Augen. Sie waren völlig ausgetrocknet. Anscheinend war er wirklich kurz weggenickt. Anstatt sich wie nach einem Power Napp fit zu fühlen, war er bloß müde, resigniert und ausgelaugt. „Ich geh aber nicht zu meiner Familie zurück." „Du musst nicht mit ihnen reden." Beschwichtigte sie ihn, doch er wusste, wie schwer es ihr fiel ihm zuzustimmen. Amanda war eine sehr friedfertige Person, die es nicht leiden konnte, wenn man einen Zwist hatte. Er erhob sich, „Ich muss nochmal kurz weg." „Was jetzt? Aber es ist doch schon so spät?" Entgeistert sah sie ihm nach wie er sein Portemonnaie schnappte und in die Schuhe schlüpfte.
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STARDUST - 365 Tage mit dir
Mistero / ThrillerEigentlich läuft in Davis Leben alles perfekt. Er ist auf dem Höhepunkt seiner Eiskunstlaufkarriere, die Presse liebt ihn und Olympia scheint zum greifen nah. Wäre da nicht diese eine verhängnisvolle Partynacht bei der ein Mädchen verschwindet. Sie...