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Oliva befand sich in einer seltsamen Mischung aus Euphorie und Demut. Sie hatte sich den Tag frei genommen, um sich mit ihrer schwangeren Freundin Sirena zu treffen. „Du bist also so richtig in ihn verliebt?" Sirena die insgesamt vernünftiger veranlagt war als Rebecca ließ von dem Handy ab, auf dem Olivia ihr soeben ein Bild von Davis gezeigt hatte. Sie hatten den frostigen, aber klaren Novembertag genutzt, um einen Ausflug mit der Touristenfähre zu machen. Einmal um die Statue of Liberty herum. Jetzt wo sie sie von der ferne aus gesehen hatte, wollte sie sie unbedingt mal aus der Nähe sehen. Sie rieb sich die Nase, ein ziemlich ungeschickter Versuch mit den dicken Fäustlingen, die sie trug. „Er ist jünger als ich." Stellte sie fest. Ein wesentlicher Punkt über den sie lange nachgedacht hatte. „Hmm verstehe." Sirene zog sich die knallrote Strickmütze tiefer in die Stirn und nickte nachdenklich. „Und du glaubst er ist deswegen unreifer?" „Neinnein. Darum geht es nicht und eher im Gegenteil." Beeilte sie sich zu sagen. Ihre Freundin sah sie fragend an. „Dann verstehe ich nicht, wo das Problem liegt." „Vielleicht ist das ja auch kein Problem und ich blase das nur in meinem Kopf so auf." Murmelte sie. „Ich hätte nur nie daran gedacht, dass der Typ, der mein Traummann sein könnte, jünger ist als ich." „Dein Traummann scheint aber ganz schön viel Dreck am Stecken zu haben." Bemerkte Sirena spitz, wurde aber von einigen Touristen unterbrochen als die Fähre in einem Halbkreis um die Insel bog und einen prächtigen Blick auf die Statue darbot. „Ich meinte auch eher äußerlich." Präzisierte Olivia rasch und Sirena grinste höchst andeutungsweise. „Das wiederrum kann ich gut nachvollziehen." Die beiden lächelten sich an. Dann hackte sich Sirena bei ihrer Freundin unter und kuschelte sich an ihre Stirn. „Es ist so schön dich mal wieder zu treffen." Seufzte Olivia glücklich. „Ja viel zu lange her." Stimmte Sirena zu und wurde dann aber wieder ernst. „Also könntest du dir vorstellen mit ihm in einer Beziehung zu sein?" „Nein." Dass sie das laut ausgesprochen hatte, wurde ihr erst bewusst als ihre Freundin sie erstaunt ansah. „Ohkay. Das musst du mir genauer erklären?" Sirena schien jegliches Interesse an der Statue verloren zu haben und sah ihre Freundin neugierig an. Olivia war selbst überrascht. Doch erst als sie es ausgesprochen hatte, wurde ihr bewusst das es auch stimmte. „Warte." Sirena zog sie ins überdachte innere der Fähre zu dem kleinen Restaurant und bestellte für sie beide eine heiße Schokolade. Olivia rutschte auf einen freien Fensterplatz durch und machte ihrer Freundin Platz. „Hier bitte." Mit vor Kälte geröteten Wangen ließ ihre Freundin sich neben sie sinken. Sie stellte zwei große mit Schokolade und Schlagsahne geschäumten Tassen auf den Tisch und sah sie erwartungsvoll an. „Alsoooo?" Erwartungsheischend sah sie ihre Freundin an. Olivia konnte nur schwerlich ein belustigtes Grinsen unterdrücken und rührte nachdenklich mit dem langen Kaffeelöffel in der Tasse herum. „Ich weiß nicht mal, ob ich eine Beziehung möchte. Mit meiner crazy Mum und mir muss man es erst aushalten können. Und er erscheint mir eher wie jemand der so sehr einen eigenen Panzer um ihn rum aufgebaut hat, das es keine Chance gibt da durchzudringen." „Aber er verbringt doch von sich aus gerne Zeit mit dir und er hat dir womöglich das Leben gerettet." Sie trank einen Schluck von der Schokolade, stellte sie rasch wieder ab und verzog das Gesicht. „Heiß, heiß heiß." Fluchte sie und wischte sich den Mund an einer Serviette ab. „Schon dennoch ist er ein sehr komplizierter Charakter und ich glaube nicht, dass er Zeit mit mir verbringt, weil er Interesse an mir in dieser Art und Weise hat." „Sondern?" Sirena sah sie so konzentriert an das sie dabei ihre Schokolade ganz zu vergessen schien. Olivia zuckte mit der Schulter. „Weil ihr euch vielleicht ähnlicher seid als du denkst. Vielleicht spürt er es das du eine der wenigen Personen bist die ihn versteht und gleichzeitig Kontra geben kannst. Ihr seid mehr als Seelenverwandte, oder Seelengegensätze. Aber Gegensätze können eben nicht ohneeinander und Feuer und Eis ziehen sich bekanntlich gerne an." „Hmm. So habe ich das noch nicht betrachtet, aber ich schätze mal das es ein guter Vergleich ist. Ich glaube ich muss ihn einfach noch ein bisschen besser kennen lernen." Die Fähre krachte in eine große Welle und ihre Schokolade schwappte über. Mehrere Touristen schrien überrascht auf, als der Himmel unvermittelt zuzog und die See rauer zu werden schien. „Wie geht es eigentlich Rebecca?" Wechselte Sirena das Thema und tupfte vorsichtig mit einigen Servietten die Flüssigkeit vom Tisch ab. „Komplett durchgeknallt, wenn du mich fragst. Sie lachte trocken auf und reichte ihrer Freundin einige weitere Tücher. „Sie hat so einen komischen Typen kennengelernt, er leitet einen neuen Club, 24-8, wenn dir das was sagt?" Fragend sah sie ihre Freundin an, diese zuckte mit der Schulter. „Nie gehört." „Naja egal, mehr Zuhälter als alles andere, wenn du mich fragst und sie will nun auch in die Branche einsteigen." Sirena lehnte sich zurück und sah ihre Freundin an, es war eher ein durch sie hindurchstarren aus und Olivia wurde klar, dass sie Gedanklich nicht wirklich hier war. „Aber du kennst Rebecca ja. Sie war schon immer der exotische Vogel von uns. Sie ist laut und schrill und schwirrt von einer Idee zur nächsten. Vermutlich vergisst sie das Ganze in wenigen Tagen schon wieder. Du wirst schon sehen. Alles ist in Ordnung." Sie lächelte versöhnlich. „Hmm, ja." Olivia war nicht überzeugt. Sie warf einen Blick nach draußen und sah das sie fast schon wieder am Pier waren. „Wir legen gleich an. Am besten trinken wir die Schokolade aus." Schlug Olivia vor. „Gute Idee." Die beiden prosteten sich zu und sahen durch das Bullauge auf den schäumenden Fluss hinaus. 

STARDUST - 365 Tage mit dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt