D & O

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Davis schlief durchaus nicht die ganze Zeit, doch er stellte sich lieber schlafend. Es war eine Sache ihr davon zu erzählen und eine völlig andere es sie sehen zu lassen. Ohnehin war es angenehmer die Augen zu schließen, der Film, der sich davor abspielte, war einvernehmend genug. Immer wieder fiel er in einen kurzen unruhigen Schlaf aus den ihn Stimmen, Schreie und Schatten weckte. Sämtliche seiner Sinne schienen vollkommen verrückt zu spielen. Roxana erschien, sein Großvater, die Göttin und einige andere. Doch es spielte keine Rolle, anders als, sonst blieben sie nicht und sprachen in klaren Sätzen zu ihm, nein die Gestalten und Stimmen vermischten sich zu einem undurchsichtigen Wirrwarr. Blutige Fratzen, schrille Töne. Die Drogen halfen, dämpften die Illusionen ein wenig, doch das rasch steigende und sinkende Fieber steuerte gegen. Da er sich nicht selbst überdosieren wollte, verzichtete er irgendwann auf die Tabletten, presste stattdessen den Kopf in das Kissen und schrie seine Schmerzen und seinen Frust hinaus. Irgendwann schleppte er sich mit vor Schmerzen schreienden Gliedern zur Toilette und übergab sich heftig. Er lauschte doch in der Wohnung war es ruhig. Anscheinend war Olivia gegangen. Nur der Fernseher lief, lauter als er es für angenehm hielt, doch es war ihm aktuell nur von Vorteil. Völlig entkräftet ließ er sich auf den Boden sinken. Sein fiebriger Körper fühlte sich schrecklich heiß an auf den eisigen Fliesen. Der Schwindel wurde so stark, dass vor seinen Augen alles verschwamm. Also blieb er reglos sitzen, wartete, bis sich die eisige Kälte vom Boden ein wenig durch die Fieberhitze drang und seine Sicht ein wenig klarte. Er übergab sich ein zweites Mal, wusch sich mit einer Katzenwäsche rasch, Mund, Gesicht und Arme aus. Anschließend kroch er beinahe auf allen vieren durch den Flur das kurze Stück zu ihrem Zimmer hinab. Schämte sich und war froh wieder im Bett zu liegen. Sein Handy summte, eine eingehende Nachricht von seinem Vater. Er wollte wissen, wo er sei, sie müssen dringend reden. Davis der sich schon denken konnte um was es ging, schrieb seinem Vater das er noch einige Zeit länger wegbleiben würde, dass es ihm gut ging und er Amanda Grüße ausrichten solle. Anschließend schaltete er den Chat dann auf Stumm. Bevor er das tun konnte, ging bereits eine neue Nachricht ein. Diesmal nicht von seinem Vater, sondern Evan. Schweißtropfen liefen ihm in die Augen und die Buchstaben verzerrten sich. Er ließ das Handy sinken, ohne zu versuchen die Nachricht überhaupt zu entziffern. Davis kannte diese Symptome bereits. Es stellte den Höhepunkt seiner Episoden dar, erst Übelkeit dann Müdigkeit, Schwindel, Erbrechen, Stimmen und Wahnvorstellungen bis hin zum Verlust jeglicher seiner Sinne. Für einige Stunden verzerrte sich seine Wahrnehmung, sein Mund fühlte sich trocken und pelzig an, seine Sicht verschwamm, sodass er nichts mehr lesen und erkennen konnte. Stimmen erklangen verzerrt. Als würde ein Tornado durch seinen Körper fegen und alles durcheinanderbringen. Es war absolut beängstigend und enterdend. Er fühlte sich losgelöst, schwerelos und doch gleichzeitig wie von einem Laster überfahren. Wie tot. Er rollte sich in seinem Bett hin und her, presste die Hände auf die Ohren als die Stimmen in seinem Kopf anschwollen. Laut und schrill, tobend. Er konnte einige Wortfetzen ausmachen, die riefen Mörder, Versager, alles deine Schuld. Hörte die Stimme seiner Mutter Du hast alles kaputt gemacht. Seine Schwester, die ihm entgegenschleuderte: wir sind so enttäuscht von dir. Seine Schreie waren vergeblich, er schrie sich die Seele aus dem Laib, bis seine Stimme heiser wurde und brach. Die Illusionen verschwanden dadurch nicht. Irgendwann ging die Tür auf und eine Frau im Bademantel stand in der Tür. Sie brachte keinen Ton heraus und starrte den sich im Bett vor Schmerzen krümmenden Jungen nur erschrocken an. Dann jedoch schüttelte sie nur den Kopf und schloss die Tür wieder hinter sich. Und Davis war wieder allein. Schmerzen schossen in Flutwellen durch seinen Körper und er krampfte seine Finger um das Bettlaken, so fest, dass er dachte sie mögen gleich brechen. Doch nichts dergleichen geschah und er löste seine Finger wieder. Irgendwann fielen ihm die Pillen wieder ein. Er schluckte vier auf einmal, trocken. Wahrscheinlich hatte er sich krass überdosiert, doch sie wirkten. Nach einigen qualvollen Minuten wurden die fordernden Stimmen leiser. Aus den Gestalten formten sich wogende Schatten die Gestalt Annahmen und sich schließlich als Spinnweben und die durch einen feinen Luftzug durch die undichten Fenstern zu den großen Bodenlangen Vorhängen wurden. Er lag ganz still, seine Augen brannten vor lauter Schweiß und Tränen und seine Klamotten klebten so nass und verschwitzt an seinem Körper das er schwören könnte, er müsse sie nur ein wenig auswringen und schon würde das Wasser in Sturzbächen herausfließen. Da er noch immer zu erschöpft zum Aufstehen, aber wieder klarer bei Sinnen war, blieb er einfach still und zusammengekauert liegen.

STARDUST - 365 Tage mit dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt