Völlig genervt, entnervt und übermüdet sah Davis die Kommissare an und raufte sich die dunklen Haare die ihm mittlerweile schweißnass und schwitzend in die Stirn fielen. Nach einer absolut kurzen und wenig erholsamen Nacht hatte er auch noch eine angepisste Lily ertragen müssen die ihm vorenthalten hatte das er gestern einfach so gegangen war, und einen eifersüchtigen Blake dem es überhaupt nicht passte das Davis mit seiner Partnerin „anbandelte". Das Blake auf Lily stand, war ihm bisher nicht aufgefallen und es war ihm auch herzlich egal gewesen. Zum Schluss hatte er seinem Freund beinahe entgegengebrüllt und ihm ordentlich die Meinung gegeigt. Was sonst gar nicht so zu seiner ruhigen und beherrschten Art passte. Um sich anschließend abzureagieren, war er aufs Eis gegangen und hatte an seinem Tempo gearbeitet. Dabei hatte er beim Bremsen und Schleifen solche tiefen Furchen in das Eis geschnitten, das sich einige Paarläufer beim Hallenmeister über ihn beschwerten, nachdem eine der Läuferinnen gestürzt war, als er ihr den Weg geschnitten hatte. Davis hatte schon lange nicht mehr so heftig aus vollem Lauf gebremst und vor allem nicht mit solch ungestümer Wucht, dass er hohe Eisfontänen in die Luft schickte und fast von seinem eigenen Schwung gegen die Bande geschleudert worden wäre, von der er nur Zentimeter entfernt zum Stehen gekommen war. Er wendete und setzte zu einer neuen Runde an. Natürlich wusste er das sein Verhalten asozial und gefährlich war, doch in seiner Wut war ihm das relativ egal. Außerdem waren das alles Profis auf dem Eis. Doch er hatte nicht nur Gegner auf dem Eis, nachdem ihm der Hallenmeister eine heftige Warnung verpasst hatte und das Eis neu gemacht werden musste, kam einer der anderen Paarläufer auf ihn zu. Ausgerechnet der, dessen Partnerin gestürzt war. Davis wappnete sich innerlich auf einen Angriff und straffte die Schultern. Doch der Typ hatte lediglich breit gegrinst und ihm zu seinen „coolen Stunts" gratuliert. Dass sie da nicht einer Meinung waren, beweis eindeutig der wütende Blick, dem ihn seine Partnerin einbrachte. Davis hatte gedankt und war etwas ruhiger weitergefahren, wobei er die anderen wie üblich nicht beachtete. Es war nicht so, als wäre ihn das arrogante Arschloch, für das ihn viele sicherlich hielten, naja immer noch besser als einen Mörder. Dachte er in einem Anflug von Bitterkeit und wechselte nun fließend seine Laufrichtung, sodass er nun rückwärtslief. Er fuhr lieber alleine, und spätestens bei Wettkämpfen wurde aus Freunden Gegner. Wie immer saßen auf der Tribüne einige Zuschauer, doch heute waren es mehr als sonst und er konnte auch einige Kameraleute ausmachen. So gern er das Blitzlicht auch liebte und hasste, heute wünschte er sich doch, dass sie wegen seinen Fahrkünsten und nicht wegen den aktuellen Anschuldigungen gegen ihn kamen. Als es später Mittag wurde und sein Magen sich knurrend meldete, ging er mit einigen der Paarläufern zu dem Imbissstand vor die Halle und ließ sich Pommes und Bratwurst schmecken. Dazu heißen Tee. Sie standen in einer kleinen Gruppe von etwa sechs Leuten um den Imbissstand herum und ließen sich das Essen schmecken. Die anderen witzelten und lachten, doch Davis beteiligte sich nicht an der Unterhaltung. Er zog den Reißverschluss seiner Winterjacke zu. Bald war Halloween und Winter. Doch bis dahin schien die Herbstsonne sich noch einmal entschieden zu haben mit voller Kraft zu strahlen. Es war ein wunderschöner spätherbstlicher Mittag. Die Sonne strahlte vom blauen Himmel und brachte den kleinen See, der auf einer Parkanlage vor der Eishalle angelegt war, zum Strahlen. Die Blätter auf den Gehwegen leuchteten bunt und noch in voller Farbe. Die Tannen hoben sich dunkel dagegen empor und in der Ferne konnte man die blassen Berggipfel der Seneca Rocks ausmachen. Der leichte Wind war kühl und roch würzig nach Wald, regennassem Laub und Tannenharz. Davis entschuldigte sich bei der Gruppe für seinen rasanten Fahrstiel und scherzte anschließend noch ein wenig mit ihnen, wobei er das Gesicht der Sonne entgegengewandt hielt und die Augen geschlossen hatte. Als ein Schatten vor seine Augen fiel, öffnete er die Augen, verwundert darüber woher so plötzlich eine Wolke kommen konnte. Es war jedoch keine Wolke, sondern zwei Männer in Zivil. Ein dickerer und ein dünnerer. „Toller Lauf. Du bist wirklich so gut wie alle sagen." Der dickere hatte das Wort ergriffen und schien es sogar ernst zu meinen. Davis schob sich seine Mütze tiefer in die Stirn. „Danke." Er nahm einen Schluck von seinem Tee, der mit einem Mal nicht mehr angenehm warm und süß war, sondern nur noch bitter schmeckte. Die beiden Männer stellten sich nicht vor und zeigten keine Personalien, was nicht nötig war. Er kannte sie auch so. Louden und Ohlsen. Die beiden Kommissare die ihn bereits einmal vernommen hatten. „Würdest du bitte mit uns kommen? Wir müssen dir einige Fragen stellen." Die Jugendlichen um ihn rum waren verstummt und verfolgten die Unterhaltung neugierig. Er nickte widerstrebend. „Kann ich von drinnen kurz meine Sachen holen?" „Zwei Minuten. Wir warten im Wagen." Der Dünne zog ein Gesicht, als hätte er in eine saure Zitrone gebissen und deutete auf einen glänzenden fabrikneuen Mercedes, der sich zwischen den matschverschmierten Autos vieler Zuschauer deutlich abhob. Er verabschiedete sich von den anderen, ohne ihnen eine Erklärung zu geben. „Vielleicht die Polizei." Hörte er einen der Jungen mutmaßen, nicht ahnend wie recht er damit hatte. Davis lächelte nur unterkühlt und ging davon. Er hastete zur seinem Schließfach und holte seine Sporttasche mit seinen Wechselklamotten und Skates raus. Außerdem einen dicken Schal, er hatte riesiges Glück gehabt, das er sich keine Lungenentzündung eingefangen hatte, nach seiner Aktion gestern Nacht im Wald, doch herausfordern wollte er es auch nicht. Zudem spürte er beim Sprechen ein deutliches Kratzen im Hals das aufzeigte, das er um die erwartete Erkältung leider nicht drum kommen würde können. Beim Verlassen der Eishalle passierte er zwar einige Zuschauer, wurde aber anders als sonst, nicht auf ein Foto, sondern nur auf ein paar Autogramme gebeten. Die Menschen blickten ihm mit deutlichen Misstrauen entgegen. Er zog die Tür des Mercedes auf und sank auf das cremefarbene Leder, erleichtert darüber nun nichtmehr die Blicke der anderen Ertragen zu sehen. „Anschnallen." Der Dünne fuhr los. „Zu Befehl." Murmelte er leise und nestelte ungeschickt am Gurt herum. „Werden Tatverdächtige nicht eigentlich von der Polizei zu Vernehmungen abgeholt?" Der Dünne machte nun ein Gesicht, als hätte er nicht nur in die Zitrone gebissen, sondern diese auch bei lebendigem Leibe verschluckt. „Also ich lege da ja keinen Wert auf Promistatus", er legte viel Betonung in das Wort ich," allergings sah das mein Kollege in diesem Fall aufgrund der hohen medialen Aufmerksamkeit etwas anders. Der Fall wirft schon genug Trubel und Fragen auf." Ohlsen warf seinem Kollegen einen langen verächtlichen Blick zu, bemerkte dann aber das Davis ihn durch den Rückspiegel beobachtete und sah schnell weg. „Haben Sie sie schon gefunden?" „Schluss jetzt, keine weiteren Fragen abseits der Verhörraums. Außerdem die Fragen stellen wir." Fuhr ihm Louden ärgerlich über den Mund. Davis gab sich wohl oder übel seinem Schicksaal hin und ließ sich tiefer in das weiche Leder sinken. Er schickte seiner Schwester, die wieder bei ihrem Verlobten in West Virginia war, eine SMS zu, dass er von der Polizei abgeholt und erneut verhört wurde, und betrachte dann die durch die stark getönten Scheiben vorbeiziehende Landschaft. In der Rückenlehne der beiden vorderen Sitze bemerkte er eingelassen einen kleinen Eisenring, der wohl zur Befestigung von Handschellen gedacht war. Nett. Der helle warme Schein der Sonne fiel getrübt und in einem starken Braunton in das Innere des Wagens. Die Polizisten nahmen die Auffahrt zum Highway, der um diese Uhrzeit gut besucht waren, einer von ihnen schaltete das Autoradio ein. „...meldet Stundenlange Staus auf dem Highway 220 Richtung Moorfields. „Na ganz toll." Louden stöhnte leise auf und blickte nach vorne. Tatsächlich kam der Highway auf den nächsten hundert Metern zum Stocken und schließlich zu erliegen. „Hätten wir doch ein Dienstfahrzeug nutzen sollen." Knurrte Louden und blickte verächtlich zu Davis. Dem kam der kurze Stau ganz recht und während die beiden Kommissare gelangweilt den Funk abhörten, schloss er die Augen.

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STARDUST - 365 Tage mit dir
Misterio / SuspensoEigentlich läuft in Davis Leben alles perfekt. Er ist auf dem Höhepunkt seiner Eiskunstlaufkarriere, die Presse liebt ihn und Olympia scheint zum greifen nah. Wäre da nicht diese eine verhängnisvolle Partynacht bei der ein Mädchen verschwindet. Sie...