Sie beide verbrachten die Nacht miteinander und unter ihren Berührungen schien Davis wieder aufzuleben. Die Farbe kehrte in sein Gesicht zurück. Seine Temperatur normalisierte sich, zumindest soweit sie das in ihrem erhitzten Zustand beurteilen konnte. Seine Lippen fuhren neckend von ihrem Bauchnabel hinunter zum Bund ihrer Hose. Sie stöhnte auf und wölbte sich ihm entgegen. Er grinste einmal mehr und es brachte die Grübchen, die sie so an ihm liebte zum Vorscheinen. „Lass uns zusammen wegfahren?" „Kein Problem, wo steht das Auto?" Es war nicht das erste Mal, das er solche Dinge zu ihr sagte und mittlerweile hatte sie gelernt das bei ihm nichts unmöglich schien. „Hmm wie wäre es mit Kanada?" Er legte den Kopf schief. Der Zeigefinger neckende Kreise über die Innenseite ihres Oberschenkels fuhr, lenkte sie so ab das sie ihm ersten Moment nicht auf seine Worte achtete. „Ist gut." Sie legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. In diesem Moment war sie bereit ihm beinahe alles einzugestehen. Sie hörte wie er etwas schabend vom Nachttisch griff und sich aufsetzte. Als er aufhörte sie zu berühren, schlug sie nach einigen Minuten die Augen auf und richtete sich auf. „Was tust du da?" Sie setzte sich auf und legte das Kinn über seine Schulter, sodass sie in sein Handy sehen konnte. „Flüge buchen. Habe ich doch gesagt." Er drehte den Kopf ein wenig, sodass ihre Wangen sich berührten. „Was machst du?" Sie war verblüfft. Jetzt erst glaubte sie ihm. Er hielt ihr das Handy hin. Olivia grub ihre Fingernägel in sein Handgelenk. „Du hast gerade tausend Euro ausgegeben für einen Flug nach Kanada?" Konsterniert sah sie ihn an. „Nicht ganz es waren Hin,- und Rückflug." Berichtigte er sie, wobei sie ihm ansah wie sehr es ihm vergnügen bereitete, sie so fassungslos zu sehen. Mit beinahe kindlicher Freunde sah er wieder aufs iPhone. „Als Star erwartete man schließlich solche Allüren und Eskapaden von mir." Erklärte er so selbstbewusst, dass ihr die Luft wegblieb. Sie ließ sich mit dem Rücken auf das Bett fallen. „Und wann geht unser Flug?" „Morgen Mittag." „Morgen Mittag?" Sie schlug die Hände vors Gesicht. „Aber dann muss ich ja packen anfangen? Und was ist mit dir? Fährst du dann nachhause und packst auch?" Er schüttelte den Kopf und für einen Sekundenbruchteil verdüsterte sich seine Miene. „Ich kaufe mir alles nötige, was ich brauche, da. Aber ich muss trotzdem vorher noch weg. Er beugte sich über sie und küsste sie. „Verrätst du mir auch wohin?" Olivia war immer noch perplex, doch sie spürte auch Vorfreude durch ihre Adern wallen. Ein spontaner Trip nach Kanada. Vancouver. Das klang alles so weit weg. Sie bekam den Hauch einer Ahnung davon, wie unterschiedlich ihre Leben doch abliefen. Er schien zu überlegen, schüttelte dann aber doch mit dem Kopf. „Ist ein Geheimnis."
Natürlich war es kein Geheimnis, doch er wollte nicht, dass sie das Säckchen mit den Pillen bemerkt hatte, dass er rasch unters Kopfkissen schob als sie das Zimmer betrat. Es regnete Bindfäden, als er das Auto im Halteverbot direkt vor dem Club parkte. Zum Glück hatte er den Ersatzschlüssel mitgenommen und musste nicht erst in das Apartment. In der Garage hatte er sich den dunklen Ferrari seines Vaters genommen. Natürlich zog der teuer Wagen die Aufmerksamkeit einiger Besucher auf sich, doch Davis vertraute darauf das Mikey der Türsteher schon ein Auge draufhaben würde. „Hey." Er klatschte sich mit dem Türsteher ab und ging an der Schlange entlang. „Warum ist hier schon so viel los? Es ist doch gerade erst morgen. Tatsächlich war es erst sieben Uhr, und nach den Schmerzen am Vortag und der durchwachten Nacht fühlten sich seine Knie butterweich an. Der bullige Türsteher zuckte mit den Schultern. „24 Stunden Party. Geht vom Vortag eines Tages zum nächsten Tag. Unterscheidet uns von den anderen Club." Er drückte seine Zigarette auf seinem Holzschemel aus und beugte sich näher an ihn ran, sodass die anderen nicht hören konnten. „Diese Idioten sind ganz versessen aufs Tanzen und sich das Hirn wegsaufen. Und bringt gut Umsatz. Die Menge an Alkohol und Wachmachern die da weggeht. Die Chefs sind Happy. Also bin ich das wohl auch, krieg schließlich guten Zuschlag das ich auf diese Schwachköpfe hier aufpasse." Er verzog den Mund zu einem breiten Grinsen und entblößte einen abgeschlagenen Eckzahn. „Eigentlich müsstest du ja eine Dauerkarte kaufen." „Dachte ich gehör mittlerweile zum Inventar." Feixte Davis zurück. Der Türsteher lachte brüllend. „Für scharfe Zungen gibt's heute gratis. „Danke Kumpel." Davis knuffte ihn an der Schulter und trat an ihm vorbei in das bereits gut besuchte innere. Wie immer wallte Trockeneisnebel über den Boden. Diesmal in einem eisigen blau. Davis lief einige Minuten suchend umher, ehe er Ethan an der Bar stehen sah. Er stieß einen scharfen Pfiff aus, doch dieser ging im allgemeinen Getümmel und dem Dröhnen der Musik unter. Ethan saß mit dem Rücken zu ihm. Als er näherkam erkannte Davis auch seine Begleitung und zu seiner Erleichterung saß der Dealer neben ihm. Der breitschultrige Mann sah zuerst auf und erkannte ihn offensichtlich. Er tippte dem jüngeren auf die Schulter, wobei Ethan sich umdrehte. Ein breites Lächeln breite sich über seine Züge aus und er stand auf. „Davis. Lange nicht mehr gesehen." Sie klatschten sich. „Nice." Davis deutete auf den dick mit Frischhaltefolie umwickelten Unterarm seines Freundes. Was genau das Tattoo darstellte konnte er allerdings durch die vielen Schichten an Folie noch nicht erkenne. „Yes." Ethan strahlte. „Habe ich mir gestern stechen lassen. Ist ein Narbentattoo." „Ein was?" Davis der anscheinend immer noch viel von dem braven folgsamen Schüler in sich trug der er einst gewesen war, zog verständnislos beide Augenbrauen hoch. Ethan seufzte schwer auf und drehte sich zu seiner Begleitung um. „Also bist du doch nicht der einzige Darren der das nicht kennt." Er stutzte und ihm schien erst jetzt aufzufallen das er die beiden Männer ja noch nicht bekannt gemacht hatte. „Davis das ist Darren." „Darren..." „Wir kennen uns schon unterbrach Davis Ethan und nickte dem Mann zu. „Ach." Ethan schien überrascht, schien aber rasch die richtigen Blicke zu ziehen. Sein Blick wurde düsterer. „Kann ich kurz mit dir reden Davis? Jetzt." Ohne eine Antwort abzuwarten, stand er vom Hocker auf und ging in das nebenan liegende Büro. „Du nimmst Drogen, ausgerechnet du? Das glaub ich jetzt nicht." Zischte er. Davis blieb am Türrahmen gelehnt stehen und verschränkte die Arme. „Willst ernsthaft du die Stimme meiner Vernunft sein? Du?" „Mensch Davis, mach doch keinen Scheiß. Ich habe dich gegoogelt, nachdem wir das letzte Mal gesprochen haben. Ich kenne die Gerüchte über dich und ich habe ein paar deiner Läufe gesehen. Ich verstehe ja nichts von dem Sport, aber selbst ich habe geschnallt was für ein Geschenk Gottes das ist Mann, und du wirfst es einfach so weg." „Du verstehst das nicht." Davis Gesicht war wie versteinert. Er spürte, wie Zorn in ihm aufwallte. „Du wirfst gerade dein Leben weg, wenn du mit dem Scheiß anfängst." Warf ihm Ethan gereizt vor. Jetzt konnte Davis nicht anders als zu lachen. „Ausgerechnet du wirfst mir das vor? Du kiffst dir doch jeden Abend das Hirn weg." „Ja ich kiffe, das ist ein Unterschied. Und das ist mein Business. Ich weiß, was ich tue. Du hingegen schmeißt grade dein Leben und deine Karriere weg. Das Zeug, was Darren vertickt sind, keine Placebos, das macht hochgradig süchtig und selbst ich lasse meine Finger davon." „Ich laufe nicht mehr. Und ich habe keine Lust diese Entscheidung mit jedem diskutieren zu müssen." Davis war der Diskussion merklich überdrüssig. Ethans Blick wurde ein wenig, weicher. Er schien einzulenken. „Ich will nur nicht das du dir das Hirn wegknallst." „Mach ich nicht." Entgegnete Davis knapp, öffnete die Tür und beendete damit das Gespräch. Wenn dann räume ich in meinem Hirn auf. Darren saß noch an Ort und Stelle und sah auf. Seine Mundwinkel verzogen sich verächtlich als er Davis alleine zurückkommen sah. „Hat Ethan mal wieder Stimme der Vernunft gespielt, ich sag's ja immer. Der ist nicht so hart wie der tut. Mal sehen, wie lange der sich in der Szene noch hält." „Nein das hatte nichts damit zu tun." Entgegnete Davis scharf, dem die Richtung nicht gefällt in die das Gespräch ging. Darren hatte auch heute wieder seinen Rucksack dabei. „Dasselbe?" „Das doppelte." Er zog seine Geldbörse hervor. Dasselbe gierige Grinsen wie beim letzten Mal glitt über das Gesicht des Mannes. Er schien völlig gewissenlos zu sein. Auch wenn Ethan es nur gut gemeint hatte, vorhin. Darren hatte nicht völlig unrecht. Sein Mitgefühl war so etwas wie sein wunder Punkt und das war etwas das man sich in der Szene nicht erlauben konnte.

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STARDUST - 365 Tage mit dir
Mystery / ThrillerEigentlich läuft in Davis Leben alles perfekt. Er ist auf dem Höhepunkt seiner Eiskunstlaufkarriere, die Presse liebt ihn und Olympia scheint zum greifen nah. Wäre da nicht diese eine verhängnisvolle Partynacht bei der ein Mädchen verschwindet. Sie...