Das Treffen

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Die Reifen des Hondas quietschten im hohen Schnee. Davis und Olivia lösten den Gurt und stiegen aus. Einmal mehr wünschte sie sich etwas mehr als nur die Strumpfhose und das schwarze Kleid zu tragen. In Filmen sah dieses Mafiabraut Outfit gut aus, in Wirklichkeit war es ungemütlich und arschkalt. „Ich habe kein gutes Gefühl dabei." Gab sie zu und schlang bibbernd die Arme um sich. „Ich finde wir sollten das Ganze abblasen und morgen uns mit Blake treffen. Bei Tageslicht." Davis sah sie lange an und schüttelte langsam den Kopf. „Dieser Mensch hat meine Karriere zerstört. Wegen ihm war ich im Gefängnis, habe meine Familie verloren und alles, was mir wichtig war. Und dann habe ich dich kennengelernt." Sagte er leise und trat näher an sie heran, denn er sah das sein letzter Satz sie getroffen hatte. „Und du hast mit deiner sturen, süßen und ziemlich besserwisserischen Art vieles in meinem Leben verändert. Zum Besseren." Er strich ihr über die Arme. „Ich weiß wir haben in letzter Zeit viel miteinander erlebt, aber dieses Gespräch mit Blake, das muss ich alleine führen. Ich will dich da nicht in etwas mithineinziehen." Er sah sie direkt an und in seinen schönen eisblauen Augen stand solch ein Ernst das sie ihre gesamte Willenskraft aufbringen musste, um nicht klein beizugeben. „Nicht mithineinziehen? Ernsthaft? Schau dich doch mal um wo wir sind." Sie deutete mit einer ausladenden Handbewegung auf die beiden und dann den tief verschneiten Wald um sich rum an den die Wälder angrenzten. Ich stecke von Kopf bis Fuß mit drinnen und ich lass dich ganz bestimmt nicht allein in den Wald gehen." „Olivia." Davis seufzte und schüttelte den Kopf. „Nein." Unterbach sie brüsk. „Wir hängen da zusammen drin und ich glaube nicht, dass du dieses Mädchen umgebracht hast, wir werden das Klären. Heute Nacht. Du und ich gemeinsam." Diesmal war sie es die an seinem Blick festhielt und sie konnte sehen wie seine Willenskraft zu bröckeln begann. „Bevor wir weiter diskutieren, will ich dir was geben." Wechselte er das Thema und kramte etwas aus seiner Hosentasche hervor. Ihr stockte der Atem als ein schlichter silbrig glänzender Ring zum Vorscheinen kam. „Ist das...?" „Nein." Unterbrach er sie lächelnd. „Von dem Tag an wo wir gemeinsam die Nacht im Trailer verbracht hatten, konnte ich mich nicht mehr von dir fernhalten, auch wenn ich es anfangs wirklich versucht habe, das kannst du mir glauben." Er hielt inne und strich eine ihrer langen Haarsträhnen hinter die Ohren. „Du wurdest anfangs von einer Person, die ich interessant fand, zu meiner besten Freundin, und ohne, dass ich es gemerkt habe zu meiner Seelenverwandten. Und zu vielem mehr. Und jetzt sind wir irgendwo zwischen irgendwas dazwischen. Aber das ist okay für mich, weil es im Leben nicht darum geht alles immer in Schubladen stecken und deklarieren zu müssen. Dieser Ring soll kein Antrag werden, sondern vielmehr ein Versprechen. Von einem Seelenverwandten zum anderen." Das Licht des fahlen Mondes erschien hinter einer lichteren Wolkenwand und beleuchtete sein Profil. So kalt und abwesend er auch wirken mochte, er hielt ihr Herz in der Hand und in diesem Moment wussten sie es beide. „Von Seelenverwandten zu Seelenverwandten." Wiederholte sie daher heißer. Er senkte seinen Kopf und ihre Lippen trafen aufeinander. Ineinander verschlungen, nicht fähig, ohne den anderen das Gleichgewicht zu halten, streifte er ihr den Ring über. „Bleib bei mir." Flüsterte sie atemlos zwischen zwei Küssen. „Ich bleibe bei dir, versprochen." Gab er ruhig von sich. Scheinbar viel zu früh löste er sich von ihr und sah sie mit einer bittersüßen Entschlossenheit an. „Warte hier auch mich ja? Es wird nicht allzu lange dauern." Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, drehte sich um und verschwand, ohne ein weiteres Wort zu sagen in den dunkeln Wald. „Warte!" Rief sie ihm noch kraftlos nach, doch da war er bereits zwischen den Wäldern verschwunden. Vollkommen verwirrt, seltsam euphorisch ließ sie sich neben der Kühlerhaube des Wagens auf die Knie sinken und ignorierte die stechende Kälte, die sich innerhalb von Sekunden durch den Stoff ihres Minis fraßen. Olivia ließ den Kopf in den Nacken sinken und während heiße Tränen über ihre kalten Wangen strömten, spielten ihre Finger mit dem Ring herum. Ein Versprechen für die Ewigkeit.

STARDUST - 365 Tage mit dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt