Gedankenversunken stehe ich an meinem offenem Fenster und blicke auf die Straße herab.
Ich nehme viele gestresste Menschen war, diverse bunte Regenschirme und ein starkes Unwetter. Düster und kalt und das inmitten im Sommer. Die Uhr schlägt gerade mal zu Mittag und ich fühle mich schon so Melancholisch.
"Sarina!" höre ich plötzlich meinen Namen laut aufschreien.
Ich zucke schreckhaft und grübel etwas nach. Der Mann der gerade nach mir ruft ist mein Großvater. Seit dem Tot meiner Oma, meiner Mutter und dem anschließenden Selbstmord meines Vaters, ist der alte Mann alles was mir noch geblieben ist. Leider ist und war die Beziehung immer schon sehr kalt und mir gegenüber hält er sich stets auf Distanz.
"Ja, ich komme schon." antworte ich ihm schreiend entgegen und begebe mich bereits in den Erdgeschoss. Er steht, mit einigen Geldscheinen mitten im Raum und wartet sehr Unruhig.
"Serafine, die alte Dame von Nebenan verkauft mir ihre alte Wanduhr, die ich letztens entdeckt habe. Sei so nett und hol sie für mich ab." bittet er mich nun.
Nickend gehe ich seiner bitte nach und schnappe nach dem Geld. Gehorsam schlendere ich mich an ihm vorbei, packe nach einem Regenschirm und bewege mich hinaus. Biege um die Ecke und drücke wiederholt auf ihre Klingel. Prompt geht sie auf. Ich muss zugeben, Serafine ist sehr alt. Dennoch wirkt sie sehr gepflegt, sehr elegant.
"Guten Tag Frau Serafine, ich bin hier um ..." noch bevor ich zum Ende komme unterbricht sie mich.
"Verzeih mir Schätzchen, das ich dir so in den Mund falle, aber ich stehe etwas unter Zeitdruck. Du bist sicher wegen der Wanduhr hier?!"
Ich nicke zustimmend und ehe ich das alles mitbekomme, dreht sie sich kurzzeitig um und drückt mir dann die Uhr vollkommen zittrig in die Hand. Nachdem sie mir noch das Geld entnimmt, sagt sie plötzlich wie aus dem nichts:
"Freust du dich schon auf deine neue Schule?"
Ich verstehe nicht ganz und meine Verwirrung sieht man mir deutlich an.
"Du armes Ding, das tut mir so leid. Ich dachte er hätte dir bereits die Neuigkeit übermittelt." kommentiert sie auf mein schweigen.
Ich kann es immer noch nicht glauben. Wiedereinmal pfuscht mein Großvater Stephan in mein Leben ein. Nimmt mir stets die Entscheidungen ab und lässt mich vollkommen unwissend zurück. Nun soll ich diesmal sogar, mitten im Semester die Schule wechseln?
"Danke Frau Serafin. Ich werde nun Nachhause gehen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag."
Schon laufe ich davon. Angekommen konfrontiere ich Großvater mit dem neuesten Ereignis.
"Dort liegt das Prospekt. Lies es dir erstmals durch." antwortet er mir stattdessen.
Zögern greife ich danach und wage einen Blick hinein. Eine private Einrichtung. Eine spezielle Schule und das dazugehörige Internat. Ein Ort in dem man lernen soll, sich in der Gesellschaft zu integrieren. Gemeinsam, mit anderweitigen Schülern Ziele erreichen und Selbstständigkeit erlernen.
"Wieso muss ich so plötzlich wechseln?" frage ich jetzt und starre ihm in die Augen. Ich fixiere mich nun auf seine Lippen und höre ihm aufmerksam zu.
Er seufzt auf und antwortet mir mit:
"Ich bin nicht mehr der Jüngste und habe mich entschieden. Ich gehe freiwillig in ein Altersheim. Durch den Verkauf unseres Hauses können wir uns auch die beiden Einrichtungen, für die ersten paar Jahre leisten."
"Und wann ist es soweit?" erbitte ich um mehr Details.
"Heute in einer Woche."
Total Sprachlos. Ich habe keine Ahnung was ich nun am besten empfinden sollte. Es fällt mir schwer, irgendetwas zu fühlen. Es wird auch nichts bringen. Ob Wut, oder trauer. Er hat sich bereits entschieden und so wie ich ihn kenne lässt er davon nicht mehr ab. Darum bringt es nichts dagegen anzukämpfen. Also gestehe ich mir hiermit meinen Verlust ein und gehe Wortlos auf mein Zimmer. Lasse mich direkt auf mein Bett fallen und seufze lange auf. Was für ein mieser Tag, was für ein bitterlicher Nachgeschmack.
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Heartbeat (B1)
RomanceHierbei handelt es sich um eine junge Dame, welches noch lernen muss was Gefühle bedeuten. Auf ihrem Weg lernt sie dabei zwei wunderbare junge Männer kennen, die nicht unterschiedlicher sein können. Hier prallen somit diverse Charaktere aufeinander...