Heartbeat (B1)

SARINA

Es ist noch kein Tag vergangen und Ryan hat sich bei mir per Anruf gemeldet. Nach einer langen Autofahrt sitzen wir endlich auf einer großen Wiese. Unter mir eine gelbe Decke, vor mir ein Teller voller Erdbeeren und Trauben. Daneben eine Flasche Wein und die dazugehörigen Gläser. Nebenbei bemerkt, was mich zudem auch äußert irritiert, sind die zwei spielende Violinisten. Es ist ein sehr langsamer Rhythmus. Es geht Richtung Klassischer Musik und sollte anscheinend etwas die Stimmung lockern. Wobei hier das Gegenteil eintrifft.

„Auf uns mein Engel." sagt er plötzlich und erhebt sein Weinglas.

Wir stoßen an und er stellt mir eine frage: „Gefällt dir der Platz?"

Ich nicke auf und schaue in die Ferne. Einige Familien spielen mit ihren Kindern Ball.

„Möchtest du vielleicht ein paar Erdbeeren?" fragt er jetzt und rutsch langsam näher.

Verunsichert schaue ich ihm zu und stelle ihm eine Gegenfrage:

„Warum diese Musik?" .. und zeige auf die zwei Violinisten.

„Für eine harmonische Stimmung." antwortet er mir lächelnd.

Kommentarlos schaue ich wieder von ihm ab. Direkt hin zu den glücklich aussehenden Familien.

Ich frage mich ob ich in der Kindheit auch so etwas ähnliches erlebt habe. Diese Familienausflüge, dieses verstecken und fangen spielen. Es ist leider schon so lange her und mit jedem Jahr, welches vergeht, verblassen die Erinnerungen an meine Eltern. Ich kann mich kaum noch an ihre Gesichter erinnern. Großvater ist der Einzige der mir noch geblieben ist. Wie es dem alten Mann wohl ergeht? Ständig versuche ich ihn Telefonisch zu erreichen, jedoch hebt er nie ab. Ich habe ihm letztendlich eine Nachricht hinterlassen und hoffe bald auf ein Rückruf.

„Mein Herzblatt, könntest du für einen Moment deine Konzentration auf mich lenken?" höre ich Ryan bitten. Er lächelt mich immer noch an und entreißt mich aus meinen Gedanken.

„Wieso nennst du mich ständig so? Mein Name lautet Sarina." mache ich ihm bewusst.

Er fährt sich jetzt durchs gegellte Haar. Schaut zu mir rüber und sagt vollkommen kitschig: „V.I.P"

Verwirrt starre ich hin. Er lächelt umso mehr und greift mich an den Kinn. Zieht mein Gesicht zu seinem und beginnt mich aufzuklären:

„Du bekommst jetzt für immer den einzigen, schönsten V.I.P Platz tief in meinem Herzen. Meine Liebe gehört nur noch mehr dir allein. Alles was du dir je wünscht, werde ich dir ausnahmslos erfüllen. Mit nur ausgenommen einer Bedienung. Stelle deine Affären ein und gehöre für die Ewigkeit nur mir."

Jetzt bin ich komplett sprachlos und wiederhole sein Wort: „Affären??"

„Ja, diese zwei Kinder. Wie hießen die nochmal?"sagt er nachdenklich und schnippst mit dem Finger.

„Du meinst Malwin und Jeremy?" helfe ich ihm auf die Sprünge und sofort meint er nickend:

„Korrekt. Beende was auch zwischen euch läuft und nichts kann mehr unsere Beziehung im Weg stehen."

Am Ende zwinkert er mir noch dreist zu.

„Mit allem Respekt, dein Verhalten ist absolut nicht angemessen. Ich habe keinerlei Affären und verstehe überhaupt nicht von welcher Beziehung du eben sprichst. Nun entschuldige mich, ich habe jetzt Lust auf schaukeln und wehe du rührst dich vom Fleck! Warte hier auf mich!" antworte ich ihm genervt und stelle mich zögernd auf die Beine. Wende ihm kalt den Rücken zu und bewege mich direkt zum weit entfernten Spielplatz. Hingesetzt beginne ich langsam und bedrückt zu auf und ab zu schaukeln. Plötzlich höre ich jedoch ein flüstern zweier Personen. Sie gehören eindeutig zu den zwei Brüdern.