Ryan geht mir ständig aus dem Weg. Überkreuzen sich unsere Wege, so macht er einen großen Bogen um mich. Um mir nicht nahe zu kommen, flüchtet er oftmals zum Ausgang. Er brauch sich nicht zu verstecken. Ich habe nicht vor ihm ärger zu bescheren. Mittlerweile sind schon einige Tage vergangen. Meine Wunde abgeheilt, die Nähte gezogen. Sarina war sehr besorgt. Ich wollte und konnte ihr nicht erzählen was geschehen ist. Sie akzeptierte meinen Wunsch und legte ihre Sorge bei Seite.
„Mahlzeit." sagt Sarina lächelnd und nimmt einen kleinen Bissen.
Wir sitzen heute im Speisesaal. Für gewöhnlich esse ich oben in der leeren Bibliothek, doch Sarina bat mich diesmal eine Ausnahme zu machen. Natürlich gehe ich ihr jeden Wunsch nach.
„Schmeckt es dir?" frage ich verwundert und esse ein weiteres Stück von der Lasagne.
Wie matschig! Bei soviel Geld, was meine Eltern hier monatlich abgeben, ist das Essen hier eine richtige Beleidigung.
„Es ist köstlich." sagt sie lächelnd und leert ihren Teller.
„O Mein Gott. Es lebt." sage ich jetzt scherzhaft und stupse mit der Gabel in die Lasagne.
Mache noch den passenden Ton und den passenden Gesichtsausdruck. Sie kichert auf und lässt sich nicht vom Essen abhalten.
„Hast du schon die Koffer gepackt?" fragt mich jetzt Jeremy und setzt sich zur Sarina.
Erst jetzt gesellt er sich zu uns. Er musste sich noch etwas gedulden. Vor der Kantine war ein lange Schlange von Schülern. Sarina und ich waren schneller und konnten gleich zu Tisch. Jeremy musste sich noch gedulden und war nur fluchen. Immer wieder versuchte er sich gewaltsam vorzudrängen. Die Meute wurde wütend und schubsten ihn zurück in die Reihe. Letztendlich gab er seine Sturheit auf und stellte sich sogar hinten an.
„Packen? Wirst du etwa verreisen?" fragt mich Sarina verwirrt und legt das Besteck zu Tisch.
Jeremy und ich starren sie wiedereinmal an.
„Hast du etwa nicht gepackt?" fragt er sie.
„Wieso? Werde ich auch verreisen?" stellt sie ihm eine Gegenfrage.
Ich glaube sie ist total ahnungslos.
„Nun das hoffe ich doch. Du kannst hier nicht bleiben. Das kann niemand." sagt Jeremy und legt das Essen zur Seite. Nach seinem Gesicht zu folge, schmeckt ihm das ebenso wenig wie mir.
„Wieso nicht?" fragt sie ihn und ich schreite ein.
„Jeremy, lass mich mit ihr reden." bitte ich und er gibt mir die Erlaubnis, also setze ich als nächster fort: „Du weist doch, heute ist der letzte Schultag. Wir haben im gesamten Jahr nur eine Woche Ferien. Sommerzeit, Winterzeit geht die Schule wie gewohnt weiter. Hier sieht das System ein wenig anders aus. Alles ist etwas verrutscht. Sie begleichen den gesamten Verlust der freien Tage mit vielen, diversen Ausflügen und Schulpartys. Somit kommt keiner auf den Gedanken zu rebellieren oder einen Aufstand anzuzetteln."
Sie schaut verwirrt und sagt daraufhin: „Also haben wir ab heute Ferien?"
Jeremy und ich nicken synchron auf.
„In dieser Zeit, wird die Schule komplett geleert?" stellt sie uns eine weitere Frage und nochmals nicken synchron.
„Na fantastisch! Was mache ich jetzt?" fragt sie schmollend und lässt den Kopf hängen.
„Sag nicht, du bist Obdachlos." kommentiert Jeremy lächelnd auf ihre Verzweiflung.
„Lass sie in ruhe." sage ich ihm und wende meine Aufmerksamkeit erneut zu Sarina.
„Ruf doch mal deine Eltern an, vielleicht kommen sie dich später holen." sage ich ihr und sie seufzt auf.
„Sie hat keine Eltern, du Genie." klatscht mir plötzlich Jeremy ins Gesicht.
„Was?" frage ich entsetzt.
„Meine Eltern leben nicht mehr. Ich habe nur noch mehr meinen Großvater. Der lebt jedoch in einem Altersheim." antwortet Sarina und ich kann das nicht glauben.
Wie traurig, das ich das bis heute nicht wusste und Jeremy schon!! Wie kann ich von Liebe sprechen, wenn ich nicht mal das weiß!!
„Dann komm doch mit zu uns." schlagt jetzt Jeremy vor. Schock!
„Psst. Spinnst du! Du weist wie unsere Eltern ticken! Willst du sie etwa zum Selbstmord treiben." flüstere ich Jeremy zu.
„Du Intelligenzbestie! Sie sitzt direkt vor dir. Flüstern hilft da auch nichts mehr!" sagt er genervt und starrt mich mit erhobener Augenbraue an. Wie wahr. Sie hat alles mitgehört.
„Macht euch keine Sorgen. Ich sehe mich nach einem Hotel um." sagt sie und senkt bedrückt die Blicke.
Jeremy spricht sie wieder an: „Ich glaube nicht, das du dir ein Hotel für sieben Nächte leisten kannst."
„Ja. Das ist viel zu teuer. Erst recht in dieser Gegend. Nach dem was du vorhin gesagt hast, hast du nur dein Opa. Jeremy hat recht. Komm mit zu uns, das wird sicher lustig." sage ich lächelnd.
Jeremy schaut mich herablassend an. Ja! Ja! Schon verstanden.
Ich habe mich eben selbst etwas lächerlich gemacht.
„Ich glaube nicht dass, das eine gute Idee ist." spricht sie leise und eingeschüchtert.
„Genug jetzt! Thema hiermit beendet. Ich erwarte euch in einer halben Stunde am Parkplatz." sagt Jeremy genervt und geht fort.
Sarina beginnt noch mehr zu schmollen und sieht ihm beleidigt nach. Richtig niedlich.
„Soll ich dir beim packen helfen?" biete ich ihr an.
„Nein, aber vielleicht könntest du mich .." sagt sie vorsichtig und ich unterbreche sie:
„Zu deinem Zimmer führen?" beende ich ihren Satz. Sie nickt auf und wir erheben uns.
Ich begleite sie und warte an der Tür. Sie schnappt nach ihren Koffer und füllt sie randvoll mit
ihrer Kleidung. Währenddessen denke ich etwas nach.

DU LIEST GERADE
Heartbeat (B1)
RomanceHierbei handelt es sich um eine junge Dame, welches noch lernen muss was Gefühle bedeuten. Auf ihrem Weg lernt sie dabei zwei wunderbare junge Männer kennen, die nicht unterschiedlicher sein können. Hier prallen somit diverse Charaktere aufeinander...