SARINA

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Ein neuer Tag. Ein neuer Beginn. Zuerst ein leichtes Vibrieren, dann ein mehrfach lautes auf klingeln.

RINNNNG.

Mein Wecker läutet unerträglich auf. Genervt öffne ich nun die Augen und schalte ihn erschöpft ab. Müde erhebe mich und ziehe mich unmotiviert um. Mein erster Schultag. Nachdem ich mich eine Zeit lang in den Fluren verirrt habe, habe ich mich letztendlich an einige der Schüler angehängt. Bin ihnen gefolgt und fand noch rechtzeitig den Weg in meine zukünftige Klasse. Nun ja, es sind halt alles fremde Gesichter.

An einem der freien Einzeltische, direkt in der Fenster reihe setzte ich mich dann hin.

„Guten Morgen." spricht mich plötzlich eine Fremde junge Frau, total energisch an.

Sie überrumpelt mich und meine Blicke werden stumpf. Meine Lippen sind weiterhin versiegelt.

„Du musst die neue Schülerin sein." setzt sie voller Freude fort.

„Ja?" antworte ich ihr.

Meine Antwort klingt eher nach einer Frage als nach einer Feststellung.

„Ich bin Hanna." sagt sie lächelnd.

"Und?" frage ich sie ohne jegliche böse Gedanken. Wobei ich eine äußerst unhöflichen Ton eingeschlagen habe.

Ihr vergeht das lächeln und schon schwindet sie dahin. Schmollend wendet sie mir den Rücken zu und setzt sich weit weg. Hauptsache nicht mehr in meiner Nähe.

War das nun wirklich so schlimm?

Hmm, nun ja ...

Irgendwie schade, denn sie ist hier wahrscheinlich die einzige die überhaut irgendein Interesse an mir gezeigt hat. Zumindest sehe ich mich jetzt um und bemerke wie unsichtbar ich eigentlich bin. Hiermit bin ich wohl zur Aussenseiterin gekrönt worden.

"Guten Morgen, meine Lieben!" schreit plötzlich ein Lehrer in den Raum und reißt mich aus den Gedanken. Der Mann betritt das Klassenzimmer. Begrüßt erneut die Schüler und fragt nach mir. Nach seiner Bitte erhebe ich mich. Stelle mich allen Namentlich vor. Er reicht mir nun meine wenigen Bücher. Dankend nehme ich sie an und setzte mich wieder an mein Einzeltisch. Er hingegen geht sofort wieder den Schulstoff durch und unkonzentriert schweifen meine Blicke aus dem Fenster. Man kann direkt in den gegenüberliegenden Klassenräume sehen und dazwischen entdecke ich den gestrigen, jungen Mann. Er legt die Arme hinter dem Kopf und schaukelt gelangweilt auf und ab. Obwohl unsere Bekanntschaft von kurzer dauer war, wüsste ich gerne seinen Namen. Im allgemeinen wüsste ich gerne wer hier all die Menschen sind. Wie sie denken, fühlen und leben.

Irgendwie verrückt. Meine Gedanken Wege sind so eigenartig. Zumindest für mich persönlich sehr ungewohnt. Ich gebe kaum einen wert auf andere. Interessiere mich ebenso wenig für meine Mitmenschen und deren Gefühle. Bin eigentlich sehr zurückhaltend, kann vieles an Gedanken und Emotionen nicht nachvollziehen, beziehungsweise nachempfinden.

Während ich gerade versuche den innerlichen Konflikt in mir selbst zu lösen, läutet es plötzlich auf. Heute vergeht die Zeit wie im Flug. Auch die nächsten Stunden sind schnell überstanden.

Als der Schultag dann endlich vorüber ist finde ich mich wieder im Internat. Zwischendurch habe ich mich wieder verirrt, aber das Glück war diesmal an meiner Seite. Zufällig überkreuzte sich mein Weg mit einem der Aufseher. Er beschrieb sie mir klar und deutlich.

Noch habe ich mein Zimmer nicht erreicht und stehe in einem der Flure. Plötzlich bemerke ich etwas sehr seltsames. Bleibe ruckartig stehen und lege den Kopf zur Seite. Ich sehe ein Fenster und deren geschlossenen Vorhänge. Er ist komplett zugeschoben. Darunter erkenne ich tatsächlich einen Menschlichen Umriss. Da versteckt sich eine unbekannte Person. Seine Schuhe liegen im freien.

Heartbeat (B1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt