SARINA

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Ich bin schon lange angekommen und musste einfach nichts mehr anfassen. Ryan servierte mir etwas zu Essen, baute mir mein Zelt auf und zündete mir ein kleines Lagerfeuer an. Eigentlich wollte ich ihm die Arbeit nicht einfach so überlassen, doch er überrumpelte mich regelrecht. Ehe ich mich versah, nahm er alles selbst in die Hand. Er kann von mir aus gerne machen was immer er auch möchte. Hauptsache er verlangt von mir keinerlei Gegenleistung.

„Schon wieder dieser Knirps!" höre ich plötzlich von der Seite. Malwin schimpft wie so oft.

Drum schaue ich kurz über die Schulter und sehe die beiden Brüder. Mir fällt dabei etwas seltsames auf. Malwin hielt eben noch eine Puppe in der Hand, doch versteckte sie schnell unter seinem T-shirt.

„Ständig so Respektlos! Nenne mich beim Namen!" faucht Ryan ihm entgegen und legt nebenbei bemerkt die Äste, kniend in das bereits entfachte Feuer. Langsam wird die Flamme stärker und bedeckt das ganze trockene Holz.

„Verschwinde!" sagt Malwin plötzlich und schubst ihn tiefer zu Boden. Ryan konnte sich noch nicht mal richtig erheben und landet somit fest auf den Hintern. Anschließend erhob er sich erneut auf die Beine. Nuschelte und säuberte sich wütend die Kleidung. Er ist beleidigt und stampft dementsprechend auch beleidigt hinfort. Gleichzeitig setzten sich die Brüder mir direkt gegenüber.

Ich blicke die Beiden an und frage in die Runde: „Könntet ihr nicht etwas netter sein?"

Einer der Jungs, genauer betrachtet, Jeremy macht es sich total desinteressiert bequem, Malwin hingegen zuckt nur gleichgültig mit den Schultern.

Daher ich beim Thema Ryan bin, erwähne ich nun das was mir am meisten Sorge bereitet:

"Ich muss euch etwas wichtiges gestehen. Ryan möchte die heutige Nacht bei mir verbringen. Seine deutliche Aussage lautete, Kuscheln und mehr. Natürlich kann und will ich ihm das nicht erlauben, aber er beharrt so sehr darauf. Es macht mir praktisch unmöglich ihn zu erreichen. Was soll ich nur machen?"

Kaum registrieren die Jungs meine Worte, springen sie synchron auf und schreien sogar auf die Sekunde: "Ich bringe ihn um!"

Ich muss schmunzeln. Irgendwie süß wie ähnlich sie sich doch sind.

"Malwin, gib ihr diese verdammte Puppe!" sagt Jeremy plötzlich.

So wie befohlen drückt er mir tatsächlich eine beängstigende Glaspuppe in die Hand. Wahrlich, ich bin sehr verwirrt.

„Wenn du Abends zu Bett gehst, dann platziere sie direkt neben dir hin. Sie wird ihn davon abhalten dein Zelt zu beanspruchen. Das ist praktisch sein Kryptonite." fügt Malwin hinzu.

"Vielen dank." kommentiere ich verunsichert und lege die Puppe nun bei Seite.

Ryan lässt sich nicht mehr blicken. Zum ersten mal verbringen wir Zeit zu dritt. Niemand mehr spricht je ein Wort. Ein langes schweigen, wobei es recht angenehm ist. Die Atmosphäre wird sehr Friedlich. Die Umgebung wird immer leiser, sehr harmonischer. Viele Schüler legen sich bereits zu Bett. Das Feuer strahlt jetzt mehr wärme und mehr Licht. Der glasklare Himmel verdunkelt sich. Die Sterne scheinen hervor und wir schauen entspannt hinauf in die Unendlichkeit. Erst gegen zwei Uhr morgens entschließen wir uns schlafen zu gehen. Ein flüchtiger, wortloser Abschied und schon geht jeder dahin. Schweigsam betrete ich nun mein Zelt. Lege, wie versprochen die Puppe an die Seite. Währenddessen bemerke ich einen Schatten näher auf mich zukommen. Ich wende mich und sehe Ryan. Er steht breit lächelnd an der Öffnung und kommt tatsächlich unerlaubt in mein Zelt.

„Zeit zum Kuscheln." sagt er voller Freude.

„Ryan. Geh bitte wieder." bitte ich ihn.

Er seufzt hingegen enttäuscht auf und antwortet stur: „Das möchte ich nicht und das werde ich auch nicht. Ich will mich zu meiner Perle legen und sie die ganze Nacht küssen."

Bevor ich auf seine unnötige Aussage reagiere, hält er plötzlich inne. Starr blickt er auf die Puppe. Die Augen weit aufgerissen. In seinem Gesicht breitet sich die pure Angst aus und ehe ich mich versehe, bewegt er sich rückwärts aus dem Zelt. Wie ein Irrer läuft er mir einfach davon. Kniend krieche ich zur Öffnung und schaue ihm verwundert hinterher. Hektisch geht er in sein Zelt und nuschelt vor sich hin. Leider kann ich nichts mehr erkennen, geschweige seine Worte verstehen.


Heartbeat (B1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt