„Kann ich jetzt bitte gehen?" frage ich verzweifelt die Lehrerin und beiße mir bereits stark auf die Unterlippe. Inmitten im Unterricht, an meinem unordentlichen Tisch zapple ich bereits unruhig auf und ab. Ich kann mich kaum noch beherrschen. Meine Blase ist randvoll und immer noch zögert sie.
„Ruhe! Du hast dein Geschäft in der Pause zu erledigen und nicht ständig mitten in der Stunde!" schimpft sie wütend. Was für eine blöde Zicke!
„Bittttteeeee." flehe ich sie erneut an. Das ist so typisch ich. Ständig warte ich bis zur letzten Sekunde.
„Ich warne dich, wenn du innerhalb fünf Minuten nicht zurück kommst, erwartet dich erneut eine Strafarbeit!" droht sie mir.
„Okay!" schreie ich zustimmend auf und düse bereits an ihr vorbei.
Am Ende des Ganges laufe ich die Stufen hinab und gehe direkt in den Toilettenraum. Mein Gürtel bereits geöffnet, die Hose schon runter gezogen, reiße ich die mittlere Türe auf und zucke schreckhaft zusammen. Entsetzt starrte ich hin. Sarina sitzt auf der Schüssel. Sie schaut mir gelassen in die Augen, als würde das eben nicht passieren.
Die komplette ruhe in Person.
„Besetzt." flüstert sie mir jetzt stumpf zu.
Leider starre ich sie immer noch wortlos an. Mein Mund offen. Die Augen weit aufgerissen. Mein Herz pocht wie wild. Bitte, bitte sehe ihr nicht zwischen die Beine. Ich zwinge mich das nicht zu tun, aber viel zu spät. Tatsächlich haben meine Augen einen eigenen Willen. Ich hätte das nicht machen sollen, sei es auch nur für den Bruchteil einer Sekunde. Hoffentlich hat sie das nicht mitbekommen und hoffentlich sieht sie mich jetzt nicht als irgendeinen Perversen an.
„Katzen Unterwäsche?" sagt sie plötzlich verwirrt und starrt mir tatsächlich unter die Gürtellinie.
Ich folge ihren Blicken und senke den Kopf. Oh Verdammt! Das habe ich vollkommen vergessen.
„I .. I.. Ich ma..mag Ka .. Katzen!" schreie ich unkontrolliert und ziehe wieder die Hose hektisch hoch. Wende ihr sofort den Rücken zu und laufe direkt in die neben Kabine.
Sie schließt nun die Türe und es hinterlässt einen dumpfen Klick Geräusch. Ich setzte mich dann hin und plötzlich denke ich gar nicht mehr daran die Blase zu entleeren. Nervös blicke ich zur Seite.
Sie sitzt direkt dahinter.
„D .. Du S..Sarina?" beginne ich stotternd und traue mich sie endlich anzusprechen.
„Ja?" höre ich.
„Du bist im falschem Klo." mache ich sie verwirrt darauf aufmerksam.
„Ich weiß. Die Frauen Toilette konnte ich nicht finden." sagt sie daraufhin.
„Im ernst? Die beiden Türen stehen doch immer gleich nebeneinander." sage ich umso verwirrter und kratze mich unsicher an den Kopf.
Ich nehme daraufhin ein seufzen wahr, dann eine Spülung und das öffnen der Tür. Natürlich reagiere schnell und mache dasselbe. Sie wäscht sich nun die Hände und verlässt den Raum. Schweigend und schüchtern folge ich ihr.
„Begleitest du mich bitte zurück in meine Klasse?" fragt sie mich und bleibt weiterhin in Bewegung.
„Ja sicher. Ist sie in diesem Gang?" frage ich neugierig.
„Klasse 21B." antwortet sie mit der Klassenbezeichnung.
„Was? Das ist doch im vierten Stock." sage ich und runzle die Stirn.
Wieso ist sie hier, wenn es doch oben genug Toiletten gibt?
„Machst du mir nun diesen Gefallen?" bittet sie erneut.
Mein Kopf schmerzt mir jetzt schon bei dem Gedanken. Wenn ich nicht sofort zurück in die Klasse gehe, kann ich wiederholt eine Strafarbeit schreiben. Es würde mir ja nichts ausmachen, wenn es nicht soviel wäre. Ich bin leider nicht der Schlauste, nicht der fleißigste, drum ist das die reinste Hölle. Langsam bin ich die Schule Leid.
„Ich wäre dir sehr dankbar." spricht sie nun und blickt mir plötzlich tief in die Augen.
Sie ist so wunderhübsch. Ihre Art ist etwas gewöhnungsbedürftig, doch trotzdem sehr einzigartig.
Wie soll ich ihr nur widerstehen können?
„Na klar doch. Ich habe so wieso nichts vor." lüge ich wie gedruckt und grinse schief auf.
Jetzt führe ich sie die Stufe hoch.
„Schade das du nicht mehr an meinem Lieblings platz vorbei schaust."
Ich versuche ein Gespräch aufzubauen und die wenige Zeit zu nutzen.
„Die Bibliothek ist wirklich ein schöner Ort. Ich würde ja gerne öfters vorbei kommen, aber .."
Sie seufzt auf, nimmt tief Luft und setzt fort:
„ .... ich habe eine sehr schlechte Orientierung. Ich finde nicht den Weg dorthin." gibt sie zu und senkt die Blicke. Sie ist leicht verlegen.
„Wenn das so ist, dann helfe ich dir für die Zukunft." antworte ich ihr lächelnd.
Sie bleibt prompt stehen, die Blicke sind wieder auf mich gerichtet.
„Ist das jetzt Freundschaft?" fragt sie mich verwirrt.
Ich nicke schüchtern und sie versucht plötzlich zu lächeln. Vielleicht als Dankbarkeit, doch das scheint nicht wirklich zu klappen. Ihre Lippen zucken wie verrückt und ich darf bloß nicht lachen.
Währenddessen bewegen wir uns endlich weiter. Ein Fuß nach dem Anderen und schon stehen wir vor ihrer Klasse. Sie bedankt sich und stellt eine weitere bitte:
„Ich brauche dringend ein Telefon. Würdest du mir dabei helfen eine zu finden?"
„Momentan stehe ich etwas unter Zeitdruck. Sobald ich die Zeit finde, bin ich für dich da." sage ich lächelnd und gehe schleunigst davon. Schnell wieder zurück in meine Klasse.
Sonst ist das mein Ende!
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Heartbeat (B1)
RomanceHierbei handelt es sich um eine junge Dame, welches noch lernen muss was Gefühle bedeuten. Auf ihrem Weg lernt sie dabei zwei wunderbare junge Männer kennen, die nicht unterschiedlicher sein können. Hier prallen somit diverse Charaktere aufeinander...