JEREMY

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Ich wähle einen freien Tisch und setzte mich hin. Der Hauptunterricht ist beendet und nun sitze ich nach. Bis auf ein paar Schülern und meine Wenigkeit ist kaum wer anwesend.

Eine Vertretungslehrerin gesellt sich danach auch zu uns.

Zählt nun ab und sagt: „Fünf? Da scheint eine zu Fehlen."

Sie blättert nochmals in ihre Unterlagen und gleichzeitig klopft es an der Tür. Sie bittet die Person herein und Sarina erscheint in Begleitung.

Was ist denn mit der passiert? Ein angeschwollenes, blutunterlaufenes Auge. Die Hälfte ihrer Gesichtsseite ist komplett Blau angelaufen. Die Hand fest verbunden.

„Sie hat sich verirrt und kommt deshalb zu spät." sagt der Lehrer äußert genervt.

„Vielen Dank." antwortet die alte Frau und gibt der Verletzten ein Zeichen sich zu setzten.

Sie kommt nach hinten und setzt sich wie befohlen hin.

„Mein Name ist Helena. In dieser Woche bin für euch zuständig. Leider habe ich noch viel Arbeit vor mir und werde nicht immer anwesend sein. Ich hoffe ich kann mich darauf verlassen, das ihr währenddessen keinen Blödsinn anstellt. Ich bin im Nebenraum und lasse die Türen offen. Seid also gewarnt." macht sie uns klar und deutlich. Anschließend geht sie aus dem Raum.

Kurzzeitig herrscht eine komplette Stille.

„Du siehst übel aus. Wer hat dich denn so zugerichtet?" spreche ich sie endlich an.

„Ist das denn so wichtig?" stellt Sarina mir eine Gegenfrage.

„Nein!" antworte ich ihr genervt.

„Gut." sagt sie nur.

Ich schaue mich nun flüchtig um. Die Schüler versuchen sich zu entspannen. Legen die Kopfhörer an und lauschen ihrer lauten Musik. Daran hätte ich auch denken sollen.

„Du hast dich anscheinend geprügelt." spreche ich sie nochmals an, um die Zeit tot zu schlagen. Schon wieder ignoriert sie mich!

„Menschen die Anderen verbal unterlegen sind, sind erbärmlich, schwache Personen die immer nur mit Gewalt zurück antworten können." spreche ich daraufhin meine Gedanken laut aus und greife sie förmlich an.

Sofort durchbohrt sie mich mit ihren warnenden Blicken. Sie fühlt sich dementsprechend auch angegriffen.

„Was ist? Gefällt dir nicht was ich sage?" frage ich und schnaufe boshaft auf.

„Du bist ein schlechter, boshaftiger, arroganter Mensch." sagt sie plötzlich wie aus dem nichts.

„Das ist nicht wahr!" antworte ich ihr schroff.

„Du bist frustriert, einsam und deswegen behandelst du Menschen immer so herablassend. Du siehst zwar gut aus, bist hübsch, aber irgendwann wird deine Schönheit vergehen. In dieser gesamten Zeit hast du dann nichts dazugewonnen, bis auf eine menge Feinde." antwortet sie mir stumpf.

Ihr Tonfall ist fast schon Emotionslos und trotzdem sind ihre Worte wie scharfe Rasierklingen.

„Mir ist das nicht von Bedeutung was du von mir hältst. Ich lege auch keinen Wert auf deine Meinung." und wie ich das mache.

Ich fühle mich schrecklich und tatsächlich verletzt. Welch Seltenheit.

„Ich bin kein Profi was Gefühle, Freundschaften oder Liebe angeht. Ich finde nur du solltest dir meine Worte zu Herzen nehmen." gibt sie mir als Ratschlag und wendet die Blicke von mir ab.

Ich drehe ihr jetzt den Rücken zu. Blicke aus dem Fenster. Vielleicht bin ich wirklich viel zu oft herablassend, gemein und überheblich. Manchmal vergesse ich meine Manieren, aber kein Grund mir gleich solche harten Worte ins Gesicht zu schleudern.

„Das bedeutet nicht, das ich dein Feind bin." sagt sie plötzlich und entreißt mich aus meinen Gedanken. Ich schaue über die Schulter.

„Hast du Lust mit mir heute noch in die Stadt zu gehen?" frage ich sie nun.

„Kann ich dir denn auch Vertrauen, das du auch nichts schlimmes anstellst?" fragt sie mich.

„Sehe ich etwa aus wie ein Psychopath?" stelle ich ihr eine Gegenfrage und wende mich wieder ganz zu ihr.

„Nimm bitte keine Rache an mir. Meine Orientierung ist eine reine Katastrophe. Drum musst du mir vorher dein Wort geben. Du darfst mich keinesfalls im Stich lassen." sagt sie daraufhin.

Ich bin mir dessen nicht sicher.

Vielleicht bin ich nicht der beste Mensch, aber mit Sicherheit kein Lügner.

„Wenn ich dir mein Versprechen gebe, weiß ich nicht ob ich es dann auch wirklich so einhalten werde. Das hängt alleine von meiner Laune ab." offenbare ich ihr und zwinker ihr lächelnd zu.

„Wenigstens bist du ehrlich." sagt sie seufzend und lehnt sich zurück.

Sie verlangt nach Ruhe. Ein deutlicheres Zeichen gibt es nicht. So stumpfe ich endgültig ab.


Heartbeat (B1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt