MALWIN

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Am frühen morgen reißt Jeremy die Türe auf.

„Aufwachen!" schreit er in den Raum. Geht das nicht etwas liebevoller?

Wie sehr ich das verabscheue!

„Nein. Geh weg." sage ich jetzt schmollend und lege den Kopf unter mein Kissen.

„Steh auf, oder willst du dich mit Vater anlegen?" fragt er und zieht mir plötzlich die Decke weg.

„Mir doch egal, ich will weiter schlafen." sage ich und lege mich breit auf den Bauch.

„Du weißt das wir alles im Doppelpack bekommen! Also bewege dich endlich aus dem Bett!" befiehlt er gereizt. Er hat recht. Begehe ich einen Fehler, so bekommt er automatisch dieselbe strafe.

Es ist bedeutungslos ob er mitbeteiligt war. Andersherum gilt dasselbe für mich.

„Ich bin aber so müde. Müde. Müüüddddee." jammere ich ihn an.

Hier muss jeder so früh aufstehen. Welcher Mensch, bis auf mein Vater, sitzt schon vier Uhr morgens ständig so gut gelaunt am Esstisch? Nur weil er um Punkt fünf aus dem Haus geht, müssen doch nicht gleich alle aufwachen und ihm Gesellschaft leisten.

Jede Abwesenheit wird gleich von ihm als Respektlos empfunden.

„Komm schon. Du kannst mich in der Schule so oft du willst hängen lassen, aber nicht hier!" sagt er und packt jetzt nach meiner Unterwäsche. Ich zucke schreckhaft zusammen und versuche mich gegen ihn zu wehren. Er zerrt an mir und zieht mich vom Bett. Ich lande zu Boden. Mein blanker Hintern liegt im freien.

Entsetzt schaue ich ihn an und fauche: „Bist du wahnsinnig?"

„In fünf Minuten erwarte ich dich unten." sagt er stattdessen und geht aus dem Zimmer.

Er ignoriert mich. Egal. Ich bin schon munter und gehe am besten seinem Befehl nach. So erspare ich mir einiges an ärger, also schnell ins Bad. Schnell was bequemes anziehen und ab die Stufen hinunter. Angekommen sitzen alle bereits am Tisch. Sarina ist total erschöpft. Man sieht ihr ihre Müdigkeit an. Jeremy schlürft währenddessen an seinem Kaffee. Mutter schmiert sich ihre Brötchen mit Marmelade. Vater liest die Zeitung. Ich setzt mich hin und schon beginnt Mutter zu sprechen:

„Ich will in den Zoo." schmollt sie.

„Nein Schatz. Ich muss arbeiten." antwortet Kaled ihr liebevoll.

„Aber ich will." jammert sie und stampft auf den Boden wie ein kleines Kind!

Sarina nickt daneben fast ein. Ihre Augen sind kaum noch offen. Sie schwankt ein wenig. Jeremy wirft mir jetzt einen kurzen Blick zu. Niemals melde ich mich da freiwillig. Das kann er vergessen. Einer von uns hat mehr Pech und muss ständig mit Mutter den gesamten Tag verbringen, während der andere mit Vater zur Firma fährt. Egal was auch kommt, es ist immer wieder aufs neue der purer Albtraum. Jedoch bin ich lieber bei ihm, als bei Mattia.

„Jeremy, du verbringst den Tag mit deiner Mutter." sagt Kaled plötzlich, noch während er in der Zeitung blättert. Jeremy seufzt auf und sagt gehorsam: „Ja, Vater."

Er klingt nicht besonders begeistert.

„Malwin, du kümmerst dich heute lediglich um unseren Gast." fügt Vater dann hinzu und mein Tag erleuchtet im hellsten Strahl. Ich grinse Jeremy schadenfroh an. Er beißt sich auf die Unterlippe.

Am liebsten würde er jetzt zuschlagen. Ha! HA! HAAA! Das geschieht dir recht!

„Das werde ich." antworte ich Kaled und versuche meine Begeisterung im Zaum zu halten.

Sie gehört heute mir. MIIIIIIRRRR. Geh und leide mein Bruder.

~Hahahahahhahaha Hohohohohohohohoho~


Heartbeat (B1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt