Heartbeat (B1)

JEREMY

Wir haben die Feier heil überstanden. Die Ferien ebenso. Nun ist es soweit. Wir stehen vor dem Haus und hätten eigentlich schon längst losfahren sollen. Wenn sich der Abschied noch mehr in die Länge zieht, lasse ich alle hinter mir und fahre alleine weiter!

„Wo sind deine Koffer?" frage ich Malwin.

„Die sind oben im Zimmer." antwortet er mir idiotisch.

Er reizt so sehr, das ich schon fast durchdrehe!

„Wir brauchen sie hier unten, oder willst du ohne Kleidung zurück in die Schule!" rege ich mich auf.

Geduld ist eigentlich einer meiner Stärken, doch Malwin strapaziert meine Nerven immer wieder aufs neue.

„Ich will es aber nicht holen." jammert er mir die Ohren voll!

„Malwin!!" schreie ich jetzt wütend seinen Namen.

Er zuckt zusammen und schreit wie ein kleines Kind zurück:

„Ja schon gut! Ich gehe ja schon!" und stampft wütend ins Haus.

„Fahrt vorsichtig. Seid gut zueinander und vor allem zur Sarina." spricht nun Vater und siehe da.

Ein kleiner Winkel seiner Lippe geht in die Höhe. Tatsächlich ein schwaches Lächeln. Bis zum heutigen Tag schenkte er sie nur Mutter. Sarina kann sich glücklich schätzen. Er akzeptiert sie als Familienmitglied, auch wenn man das ihm nicht so leicht ansieht.

„Hier sind sie." sagt nun Malwin beleidigt und stoßt die Koffer zu Boden.

Sie landen direkt vor meinen Füßen.

Seufzend überkreuze ich daraufhin die Arme und starre ihn bedrohlich an. Er wird nun nervös. Zappelt etwas. Versucht stur zu bleiben und lässt dann nach. Vorsichtig bükt er sich hinunter und schnappt nach ihnen. Total eingeschüchtert, legt er sie schlichtend in den Kofferraum und setzt sich brav ins Auto.

„Bis dann." sage ich knapp und kurz zu Mutter und Vater und steige vorne ein.

Mutter winkt uns noch energisch zu. Vater steht wie versteinert da. Noch schnell eine Kurve direkt in den Kreisverkehr und ab zur Autobahn. Malwin dreht wie immer die Musik auf und Sarina legt sich hinten hin.

Stunden später erreichen wir unser Ziel. Packen alles aus dem Auto, gehen alle samt in das Internat. Begleiten Sarina in ihr Zimmer und trennen uns. Wir haben uns bereits viel zu sehr verspätet.

Wir hätten gestern Mittag ankommen sollen, doch nun müssen wir uns beeilen.

Es ist gerade mal sieben Uhr früh und der Unterricht fällt leider nicht aus.

„Bereit?" frage ich Sarina.

Ich habe mich schnell vorbereitet, frisch gemacht und stehe nun an ihrer Tür. Nach kurzem Anklopfen schiebe ich sie zur Seite. Müde und erschöpft schlendert sie jetzt an mir vorbei.

Am Eingang der Schule erwartet uns bereits Malwin.

„Wohin gehst du?" fragt Malwin sie verunsichert.

Sarina bewegt sich im Gang nun orientierungslos in eine beliebige Richtung.

Sie antwortet ihm erschöpft und mit ständigem Gähnen: „In die Klasse. Wohin sonst?"

Ich gebe ihr jetzt einen leichten Klaps auf den Hinterkopf und sage streng:

„Werde endlich wach! Hast du dir die Informationsmappe der Schule noch immer nicht durchgelesen?!"

„Lass sie doch in ruhe. Sie ist doch gerade so süß und so verschlafen." sagt Malwin und zwickt Sarina in die Wangen.

Sie lässt einen genervten Seufzer aus und schlägt ihm schmollend in die Hand.

„Was wollt ihr von mir?" jammert sie plötzlich auf.

„Das du endlich dein Kopf benutzt und etwas machst was du noch nie zuvor getan hast." antworte ich ihr und sie starrt mich an. Sie blickt nicht durch und ich beuge mich zu ihr hinunter.

Flüstere ihr zu: „Denken. Kennst du das noch? Weist du noch wie das geht?"

Sie zischt sofort beleidigt auf und schaut schmollend zu Boden. Ich stelle mich wieder gerade hin.

„Er will dich nur ärgern. Nach jeder Ferienzeit treffen sich alle Schüler im Versammlungssaal." antwortet ihr Malwin und versucht sie wieder zu besänftigen.

„Wieso?" fragt sie jetzt verwirrt.

„Damit sich alle über dich lustig machen können." antworte ich frech und lächle schief auf.

„Aber wieso?" kommt aus ihrem Mund hervor.

Mein lachen vergeht. Ich rolle die Augen, wende mich ihr gleichzeitig ab.

Das ist mir heute viel zu Anstrengend!