Heartbeat (B1)

JEREMY

Endlich habe ich sie entdeckt. Direkt im gegen überliegendem Gebäude, gleich in der gegen über Klasse sehe ich Sarina sitzen. Auf einem der Einzeltische, direkt am Fenster. Regungslos starrt sie nur auf die Tafel. Zeigt nie auf, spricht nicht, nimmt nicht wirklich am Unterricht teil. Manchmal schaut sie in meine Richtung. Unsere Blicke treffen sich des öfteren. Mich würde das nicht wundern, wenn sie sich irgendwann Hals über Kopf in mich verliebt. Mir kann man nun mal nicht widerstehen. Natürlich verlange und erwarte ich auch das Beste vom Besten. Sonst würdige ich ihr keinen Blick zu, denn sie wäre wahrscheinlich dann nur eine reine Zeitverschwendung.

„Psst! Psst!" höre ich nun von hinten zischen. Ich schaue über die Schulter. Der Clown der Klasse möchte das ich seinen Brief an einen der Schülerinnen weiterleite.

Was verdammt nochmal denkt er sich dabei? Bin ich sein persönlicher Postbote!!

„Ist das etwa ein kitschiger Liebesbrief?" frage ich laut und deutlich, damit das auch jeder bemerkt.

Die Klasse wird auf der Stelle ruhiger. Der Lehrer kommt nach hinten und reißt ihm den Brief aus der Hand. Als er ihm sogar eine Strafarbeit zuteilt, grinse ich schadenfroh auf. Er wird sofort wütend. Murmelt vor sich hin. Der Versager beschimpft mich bis aufs letzte. Juckt mich nicht wirklich.

Seine Worte bedeuten mir nichts. Alles prallt an mir ab.

„Sie schreiben ebenfalls eine." sagt der Lehrer plötzlich und fuchtelt mit dem Zeigefinger vor meiner Nase. Was fällt ihm ein!!

„Wie bitte?" frage ich und schnaufe verachtend auf.

„Sie haben ebenfalls den Unterricht gestört. Ihr Beide schreibt zwanzig Seiten." sagt er und zeigt auf meinem Geschichtsbuch. Unglaublich! Er ist solch ein nutzloser Lehrer.

Jeder Idiot würde den Unterricht tausendmal produktiver Gestalten.

„Vergessen Sie es!" fauche ich und lehne mich zurück.

„Was sagten Sie?" fragt er wütend und sieht auf mich herab.

Niemand sieht mich so an!

„Haben sie ein Problem mit ihrem Gehör? Das sollten sie schnell behandeln lassen."

Die Klasse beginnt zu kichern und amüsiert sich prächtig.

„In die Direktion! Jetzt sofort, oder sie fliegen heute noch raus!" droht er mir.

Seufzend erhebe ich mich, zische wütend und folge ungern seinem Befehl. Knalle dabei die Türe fest nach mir zu, um ihm meine Wut deutlich anmerken zu lassen. An der Direktion angekommen, setze ich mich dann dem Schulleiter gegenüber. Erkläre ihm die Situation durch meine eigenen Sichtweise und ernenne den Lehrer weiterhin als unfähig. Sein Gesicht läuft natürlich knallrot an. Er wird wie jeder andere wütend und verdonnert mich tatsächlich zum Nachsitzen.

„Eine ganze Woche?" schreie ich entsetzt auf.

„Seien Sie dankbar! In ihrem Fall hätte es auch anders enden können!" antwortet er mir und notiert mir für die gesamte Woche, die zuständige Klasse auf.

Tagtäglich muss ich nun direkt nach dem Unterricht hin. Zwei Stunden des Tages vergeude ich dann meine kostbare Zeit zwischen faule, ungehobelte Schüler.

Ich sollte endlich lernen und begreifen, mein Mund zu halten und meine eigene Meinungen für mich zu behalten. Tragischer weise kommt hier niemand mit der Wahrheit zurecht.