Ich bin sprachlos darüber was sie mir da angetan hat und kann es immer noch nicht fassen. Verzweifelt versuche ich die schwarze Schrift loszuwerden. Reibe oftmals an der Haut. Einige Stelle sind bereits total offen und fast schon blutig. Wenigstens erkennt man das nicht mehr so deutlich, wie heute morgen.
Ebenso hasse ich es so angestarrt zu werden. Entlang des Flures, natürlich wie erwartet diese komischen Blicke. Aus jeder Richtung dieses dumme Gelächter. Die Schüler machen sich offen über mich lustig. Sarinas Worte kommen mir immer wieder in den Sinn.
Nichts wird dir in all der Zeit bleiben, bis auf viele Feinde.
Das mich alle so sehr hassen, so sehr verabscheuen habe ich bis zum heutigen Tag nicht realisiert. Ehrlich gesagt ist mir das nicht allzu von Bedeutung was andere über mich denken.
Bis auf Sarina. Sie lässt meine Gedanken nicht frei. Ständig schwirrt sie mir im Kopf. Oft möchte ich ihr begegnen und wenn sie mir dann gegenübersteht, gehe ich alles falsch ran. Ich will mich einfach nicht ändern. Das bin ich und so soll sie mich auch akzeptieren, so soll sie mich auch wollen.
„Oh, verdammt." höre ich plötzlich flüstern.
Ich schaue prompt in jede Richtung. Ruckartig versteckt sich eine Person in einem der Klassenräume. Zögernd schlendere ich voran und werfe einen neugierigen Blick hinein. Ein paar der Schüler schauen verwirrt zum Lehrertisch. Genauer hingesehen, bemerke ich darunter eine zierliche Gestalt. Vorsichtig beuge ich mich und schaue wer sich da vor mir versteckt.
Siehe da. Es ist tatsächlich Sarina. Sie lächelt mich sofort an und versucht dabei unschuldig zu wirken. Als ich dann aufschreie: „Endlich habe ich dich!" zuckt sie schreckhaft.
Amüsant, sie versucht sogar zu flüchten. Kriecht auf allen vier an mir vorbei. Darum packe ich sie grob an den Kragen und ziehe sie hoch. Halte sie wie eine Puppe in der Luft. Sie baumelt und zappelt umher.
„Lass mich bitte runter." bittet sie mich.
„Sieh doch was du mir angetan hast!" sage ich wütend und halte ihr meinen linken Arm hinzu.
Den hat es leider am schlimmsten erwischt.
Sarina begutachtet ihn sich flüchtig und ich sehe keinerlei Reue.
„Mein ganzer Körper, mein ganzes Gesicht ist dank dir entstellt!" reagiere ich vollkommen übertrieben.
„Das vergeht wieder." antwortet sie daraufhin und lächelt gezwungen auf.
Zögernd lasse ich sie wieder zu Boden und packe sie an den Arm. Ziehe sie direkt hinaus in einer der leerstehenden Klasse. Die Tür fest zugeknallt, stelle ich mich ihr gegenüber, überkreuze die Arme und blicke streng auf sie herab.
„Hör auf so ständig gezwungen und hinterlistig zu lächeln! Man erkennt deine offensichtliche Vortäuschung." erwähne ich nebenbei.
Manchmal sieht das so lächerlich aus.
„Ich versuche doch nur die Stimmung zu lockern." antwortet sie mir.
„Du bist ein freches Ding. Du glaubst wohl du kannst dir alles erlauben! Haben dir deine Eltern keine Manieren beigebracht?" lege ich fest und ihr lächeln verblast.
Die ernste Miene sticht hervor.
„Meine Eltern?" wiederholt sie plötzlich stumpf.
„Ja Eltern! Stell sie mir mal vor, damit ich ihnen klar mache wie sie ihre Tochter erzogen haben! Sie sind eine Schande. Wäre ich an ihrer Stelle würde ich mich zu Boden schämen!" sage ich genervt und zeige flüchtig auf meine wunde Haut.
Sofort wird sie wütend und schlägt plötzlich zu. Klatsch, direkt ins Gesicht.
„Was sollte das denn?" frage ich entsetzt und weihe ihr aus.
„Das hast du verdient!" antwortet sie gereizt.
„Jetzt mal ganz ehrlich! Was ist nur los mit dir? Bist du noch bei Trost?" frage ich aufgebraust und total geladen.
„Du solltest meine Eltern nicht so leichtsinnig erwähnen. Ich reagiere auf diesem Thema sehr sensibel. Sie weilen nicht mehr unter uns, deshalb beschmutze nicht ihre Namen." klärt sie mich auf und setzt sich plötzlich so Schwermütigkeit hin.
Jetzt fühle ich mich schuldig. Komme wieder zur ruhe und setzte mich neben ihr an den Tisch. Seufzend bitte ich sie um Verzeihung. Kommentarlos starren wir uns nun an. Um der peinlichen Stille ein Ende zu setzten, erhebe ich die Hand und gebe ihr einen leichten Klaps auf den Hinterkopf.
Währenddessen schimpfe ich: „Trotzdem kein Grund gleich Gewalt anzuwenden!"
Sie richtet sich wieder die Haare schön und schaut mich schmollend an.
„Hier." sagt sie plötzlich unerwartet und holt einen Stift hervor. Sie drückt ihn mir in die Hand.
„Was soll ich damit?" frage ich und sie sagt daraufhin:
„Bekritzle meine Haut. Sehe das als ein Friedensangebot."
Ihre Art gefällt mir und doch total unnötig.
„Wenn es dir wirklich so sehr Leid tut, dann gehe mit mir in die Stadt." schlage ich stattdessen vor und lege den Stift bei Seite.
Kurz grübelt sie nach, dann geht sie endlich darauf ein. Gemeinsam erheben wir uns und gehen hinaus. Zusammen schwänzen wir den Unterricht und steigen in mein Auto. Fahren direkt ins Zentrum der Stadt und spazieren von einem Geschäft zum nächsten. Währenddessen nehmen wir ein kleines Häppchen zu uns. Langsam, aber sicher füllt sich der Platz. Sarina fühlt sich eindeutig sehr unwohl und nimmt mich plötzlich an die Hand.
Ich werde daraufhin sehr nervös und kann kaum noch klar denken. Was ist nur los mit mir?
„Was machst du da?" frag ich sie und lasse etwas locker.
Sie kommt mir immer näher.
„Bitte lasse nicht los. Ich habe angst verloren zu gehen." sagt sie wie ein Kleinkind.
„Sei nicht albern." antworte ich ihr und ziehe meine Hand aus ihrer.
Doch das hält sie nicht davon ab näher zu kommen. Sofort packt sie mich an den Oberarm und zieht mich automatisch zu sich hinunter. Sie bemerkt noch nicht mal wie süß und hilflos sie dabei wirkt.
Ich muss da einfach schmunzeln und gestatte ihr diesmal die Nähe.
„Keine Angst. Ich werde schon gut auf dich achten." bestätige ich ihr.
Wenn das doch nur so einfach wäre, denn es wird langsam eng. Kaum einer nimmt noch Rücksicht. Das Gedrängel wird immer schlimmer. Alle marschieren vorwärts.
Ein Fremder prallt sogar in mich hinein. Die unhöfliche, hektische Masse zieht mich urplötzlich mit sich mit. Ich versuche noch nach ihr zu schnappen, doch Erfolglos.
„Sarina! Hier bin ich!" schreie ich auf, erhebe den Arm und möchte mich sichtbar machen.
Jedoch hört sie mich nicht. Genauso verlieren wir uns gegenseitig aus den Augen. Somit werde ich stärker von den Passanten gehetzt und verliere den Überblick. Hoffentlich bewegt sie sich nicht von der Stelle und wartet auf mich.
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Heartbeat (B1)
RomanceHierbei handelt es sich um eine junge Dame, welches noch lernen muss was Gefühle bedeuten. Auf ihrem Weg lernt sie dabei zwei wunderbare junge Männer kennen, die nicht unterschiedlicher sein können. Hier prallen somit diverse Charaktere aufeinander...