Ich beginne schon mit Selbstgesprächen.
„Du musst die Ruhe bewahren. Das ist das beste was du noch machen kannst."
Ich rede mir diesen Blödsinn ein. Wie soll ich jetzt noch die Ruhe bewahren? Die Leute schubsen mich. Sie drängen mich vom Platz. Sie schleifen mich wie verrückt umher und wollen schnell zum Stadt fest.
„Es tut mir Leid. Entschuldige." höre ich mich selbst wiederholt sprechen.
Oft stolpere ich in vielen hinein und bitte des öfteren um Verzeihung. Am besten bewege ich mich auf die andere Straßenseite. Dort geht es ruhiger zu. Also quetsche ich mich durch, falle hin und krieche voran. Das schmerzt, aber ich habe keine allzu große Wahl. Ich komm noch nicht mal dazu, mich aufrecht zu erheben.
Nach einigen sehr anstrengenden Minuten erreiche ich endlich mein Ziel. Ich konnte die Masse abhängen und stelle mich aufrecht hin. Sehe mich um und bewege mich in eine beliebige Richtung. Plötzlich bin ich an einer Kreuzung, anschließend in einer sehr ruhigen kleinen Siedlung.
Wie weit habe ich mich vom Zentrum entfernt?
„Verzeihen Sie mir. Könnten Sie mir bitte kurz behilflich sein?" frag ich eine ältere Passantin, die gerade an mir vorbei geht. Sie fuchtelt abwertend mit der Hand.
Ein Großmütterchen das sich jeder wohl wünscht! Pfui, schrecklich!
Schlimmer kann es nicht kommen und siehe da, es wird schlimmer. Regentropfen. Zuerst spürt man sie kaum, doch dann strömt sie wie wild auf einem herab. Ich bin innerhalb von Sekunden klitschnass. Vollkommen durchnässt. Ich bekomme Gänsehaut. Mir wird ganz kalt und ich fange an zu zittern. Schleunigst laufe in den nahelegenden Spielplatz und verstecke mich unter einer schmalen Rutsche. Das bringt nicht viel, aber trotzdem besser als mitten im Regen zu stehen.
Wo ist Jeremy? War das heute etwa mit Absicht? Jetzt wo ich am meisten auf ihn angewiesen bin, ist er nicht hier. Wie soll ich bloß zurück finden? In der Schule und im Internat finde ich nicht mal mein Zimmer, geschweige den meine Klasse und jetzt muss ich mich in einer fremden Stadt zurecht finden? Das kann nicht gut enden. Vielleicht sollte ich Malwin anrufen? Vor kurzem hat er mir seine Nummer gegeben und mir deutlich gemacht, das egal was geschieht, das egal was auch kommen mag, ich mich immer auf ihn verlassen kann. Nur blöd das ich kein Handy besitze und auch kein Kleingeld.
Jetzt wird es auch noch dunkler. Die Nacht bricht herein und ich fühle mich schrecklich. Stunden sitze ich in derselben Position. Die Arme fest um die Beine umschlungen und sie zur Brust gezogen, den Kopf darin vergraben. Die Müdigkeit übernimmt meinen Geist. Stur versuche ich wach zu bleiben. Meine Augen fallen immer wieder zu. Die Regentropfen knallen an die Oberseite der Rutsche und hinterlassen ein dumpfes Geräusch. Einige Jugendliche betrinken sich in der Nähe. Ich hoffe nur sie entdecken mich nicht. Äußerlich wirken sie zu aggressiv. Sie führen sich nicht angemessen auf. Sie randalieren, brüllen und trinken viel. Sie machen mir keinen friedlichen Eindruck, sonst hätte ich sie schon längst um Hilfe gebeten.
„Sarina." höre ich plötzlich sanft und leise meinen Namen.
Ich erhebe den Kopf und sehe Jermey. Endlich hat er mich gefunden.
Total durchnässt, vollkommen erschöpft kniet er sich zu mir hin.
„Endlich bist du da." sage ich erleichtert und umarme ihn. Er erhebt mich dadurch auf die Beine und anschließend hoch auf die Schulter. Jeremy nimmt mich huckepack.
„Ich habe keinen Ort, keine Stelle freigelassen. Warum gibst du kein Geräusch von dir? Weist du wie oft ich an diesem Platz vorbei gelaufen bin? Hätte ich nicht zufällig in deine Richtung geschaut, hätte ich dich niemals entdeckt." sagt er außer Atem.
Jeremy ist etwas angespannt und doch bleibt er liebevoll.
Er beleidigt nicht, schimpft nicht und schreit mich keineswegs an.
„Tut mir Leid." antworte ich erschöpft.
„Es ist meine Schuld. Ich hätte deine Hand nicht loslassen dürfen." sagt er daraufhin und trägt mich zurück. Fast eine halbe Stunde später öffnet er mir die Tür und ich setzte mich hinein. Im Auto beugt er sich zu mir und schnallt mich sogar an. Startet den Motor und fährt los. Im Internat, an meiner Tür, reicht er mir jetzt ein Geschenk entgegen.
„Nimm das. Ich wollte dir das schon länger geben, bin aber nicht dazugekommen. Geplant war es dich damit zu überraschen, aber leider geriet heute alles ein wenig außer Kontrolle. Meine Nummer ist bereits eingespeichert. Du kannst dich jederzeit bei mir melden." sagt er nebenbei und gibt mir plötzlich einen Kuss auf die Stirn. Weicht mir schnell ab und geht schweigend hinfort.
Im Zimmer öffne ich dann das Geschenkpaket und sehe ein Handy. Ein sehr teures, einer der neuesten Modelle. Seine Nummer ist in der Kurzwahl eins. Ich lege es kurz ab, ziehe mich schnell um und kuschel mich unter die Decke. Sende ihm, vor dem Einschlafen noch eine Mitteilung.
„DANKE für ALLES."
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Heartbeat (B1)
RomanceHierbei handelt es sich um eine junge Dame, welches noch lernen muss was Gefühle bedeuten. Auf ihrem Weg lernt sie dabei zwei wunderbare junge Männer kennen, die nicht unterschiedlicher sein können. Hier prallen somit diverse Charaktere aufeinander...