MALWIN

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Erst gegen späten Nachmittags hole ich sie persönlich ab. Jetzt wo wir praktisch ein Date haben, führe ich sie ins Kino. Geplant und mit purer Absicht wähle ich den aller schlimmsten Horrorfilm. So würde sie sich eher an mich kuscheln, ohne das ich irgendwie zu aufdringlich wirke. Leichter gesagt, als getan. Die Entscheidung entpuppt sich zu einem großen Fehler. Letztendlich bin ich derjenige der sich halb zu Tode erschreckt. Ein Film voller Schockmomenten. Kaum verdunkelt sich der Raum, kaum beginnt der Film schon ist er auf dem Höhepunkt. Ein Mix aus Dämonen und Geister die eine Seele an sich reißen und eine Familie das Leben zur Hölle machen. Jede zweite Szene ist grausam und erschreckend. Ich kann kaum noch ruhig hinsehen, geschweige ruhig sitzen. Wie verrückt zapple ich unruhig in meinem Sitz. Kneife oftmals, vor lauter schreck die Augen zu. Um nicht aufzufallen beginne ich lauthals den Film und deren Schauspieler zu kritisieren. Die weiteren Kinogäste fühlen sich bereits sehr gestört und beschmeißen mich wütend mit ihrem Popcorn. Ständig säubere ich mich und werfe des öfteren einen flüchtigen Blick zu Sarina. Sie sitzt wie erstarrt und blickt steif auf die Leinwand. Während alle Gäste sich in den grauenvollsten Szenen fast in die Hosen machen, bleibt sie jedoch regungslos. Kein zucken, keine Furcht. Jetzt schäme ich mich umso mehr. Ich selbst bekomme schon einen hysterischen Anfall, während sie noch unglaublich entspannt sitzt.

„Hast du angst?" fragt sie mich plötzlich und legt den Kopf zur Seite.

Sie blickt mir besorgt in die Augen.

„Ich und Angst? Pff .. Das ich nicht lache. Ich habe mir schon viel schlimmeres angesehen." antworte ich ihr. Sie darf mich keineswegs durchschauen. Das wäre zu Demütigend.

„Ein toller Film." kommentiert sie daraufhin und blickt mich skeptisch an.

Eingeschüchtert nicke ich auf und wende die Blicke erneut zur Leinwand. Was für ein unguter Zeitpunkt. Eine solch abscheuliche Fratze! Eine solch abscheuliche Horrorszene! Ich erschrecke mich halb zu Tode und kreische wie ein Mädchen auf.

„Komm." sagt sie plötzlich wie aus dem nichts und nimmt mich an die Hand.

Ganz unerwartet stellen wir uns auf die Beine und gehen vorsichtig durch die Menge, direkt hin zum Ausgang. Ich fühle mich so verdammt erleichtert. Gott sei dank hat das ein Ende. Heute Nacht mache ich definitiv kein Auge zu.

„Warum sind wir hier? Ich dachte der Film gefällt dir." äußere ich mich und verschleiere meine angst. Ich nehme eine aufrechte Position und lasse mir, wie so oft nichts anmerken. Wobei ich befürchte, das es nach der kreischenden Aktion nichts mehr bringt.

„Könnten wir auch etwas anderes unternehmen?" stellt sie mir eine Gegenfrage.

Sie ist sehr rücksichtsvoll, sehr aufmerksam. Gleichfalls spottet sie nicht über mich und reibt mir nicht meine Feigheit unter die Nase.

„Klar." entgegne ich und muss schmunzeln.

„Gibt es hier in der Nähe einen Vergnügungspark?" setzt sie fort und kommt schnell auf den Punkt.

Nickend begleite ich sie jetzt hinaus. Gemeinsam stellen wir uns zur Haltestelle und springen in den Bus. Beim Ausstieg umklammert sie plötzlich meinen Arm.

„Bitte lass mich nicht los. Das letzte mal habe ich mich verirrt." spricht sie und blickt nervös in die Menschenmenge.

„Dir wird nichts gesehen." verspreche ich ihr verlegen und ziehe sie tiefer in den Platz.

Wortlos spazieren wir durch die Menge und benutzen diverse Geräte. Wir lachen und plaudern ununterbrochen. Wie bereits ein Liebespaar schreiten wir dahin.

Es wird langsam auch spät und so endet der wunderbare Abend.


Heartbeat (B1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt