„Was willst du von mir?" frage ich Malwin.
Wir stehen in der Kabine. Kleiden uns für den Sportunterricht um. Wöchentlich werden immer zwei unterschiedliche Klassen zusammen gelegt. Zu meinem Pech kommt er aus der Nebenklasse und ist somit ständig anwesend.
„Ich ... kann ... dich dich dich ... nicht .. ertragen." singt er nun vor sich hin.
Humpelt umher, zieht dumme Grimassen und stets die beiden Zeigefinger auf mich gerichtet.
„Werde endlich Erwachsen." kommentiere ich und schließe meinen Spinnt.
Plötzlich packt er nach einem feuchten Handtuch. Wickelt sie mehrmals ein und schlägt auf mich zu. Na warte! Ich packe ruckartig nach seinem Genick, drücke ihn runter, lege die Arm um seinen Nacken und schon sitzt er im Schwitzkasten.
„HILFE! HILFE!" schreit Malwin albern auf.
Ich grinse und stoße ihn stattdessen wiederholt, direkt mit dem Kopf voraus gegen den Spinnt. Kurzzeitig lasse ich locker und schon beißt er mir hinterhältig in den Oberschenkel. Ich stöhne schmerzverzerrt auf und schon befreit er sich aus meinem Griff. Er kichert wie ein kleines dummes Kind und läuft hinaus. Seufzend sehe ich mir jetzt die Bisswunde an. Die Hose wird ganz blutig.
Was für ein unangenehmes ziehen. Nach dieser Aktion wird er schon noch was erleben.
Meinen schönen Körper so zu verunstalten bedeutet Krieg.
„Ich habe mich verletzt, kann ich ins Krankenzimmer?" frage ich genervt den Turnlehrer.
Er schaut flüchtig hin und gibt mir die Erlaubnis. Kurz vom Unterricht befreit, mache ich mich auf dem Weg. Klopfe an die Krankenzimmer Tür und bitte um eintritt. Die Schulärztin untersucht mich und pflegt meine Wunde. Am Ende sagt sie nur: „Geschafft. Du kannst jetzt wieder in den Unterricht."
Vergiss es alte Frau. Ich gehe Richtung Internat. Keinerlei Interesse wieder zurück in die Halle zu gehen. Drum biege ich jetzt um die Ecke und sehe wieder dieses eine seltsame Mädchen.
Sie schaut sich um, sieht mich von weiten und kommt sogar auf mich zu.
„Kannst du mir sagen wo der Computerraum ist?" fragt sie mich unhöflich.
„Hast du dich schon wieder verirrt?" frage ich mit erhobener Augenbraue.
Sie nickt verlegen auf.
„Du hast eindeutig ein Problem." sage ich ihr schroff und zeige mit dem Finger auf das Schild direkt über der Tür. Sie stöhnt. Der gesuchte Raum steht gleich vor ihrer Nase. Schon wieder einmal.
„Hast du es schon mal mit lesen versucht?" verhöhne ich sie.
Ich muss sie einfach verspotten. Ich kann nicht anders. Das liegt mir im Blut.
„Ständig übersehe ich die Schilder, die Zahlen und Nummern der Räume." legt sie offen hin.
„Sorry, kleines Ding, aber kein Mitleid!" antworte ich ihr, schnaufe verachtend auf und schubse sie zur Seite. Bewege mich weiter, bleibe jedoch prompt stehen. Immer noch dackelt sie mir hinterher.
„Was ist?" frage ich gereizt.
„Ich wurde gebeten vom Computerraum eine CD zu holen. Ich muss anschließend wieder zurück in den Physik-raum." antwortet sie mir.
Ich weiß worauf sie hinaus will.
„Bittest du mich etwa um Hilfe?" frage ich angewidert.
Sie nickt auch noch so unverschämt.
„Ich vergeude nicht meine kostbare Zeit für irgendeinen Analphabeten." gebe ich ihr eine klare Ansage. Sie jedoch reagiert nicht. Diesmal wieder keinerlei Emotionen. Jetzt und hier wäre Gedankenlesen sehr Vorteilhaft.
„Weißt du woran ich mich immer halte?" frage ich nun.
„Nein." antwortet sie desinteressiert.
Sie wirkt schon fast wie ein Zombie, das komplett seelenlos durch das Leben irrt.
„Nichts in meiner Welt ist umsonst. Willst du was von mir, so musst du mir schon etwas bieten."
Sie überlegt und fragt nach: „Was zum Beispiel?"
„Lass dir einfach etwas einfallen." erkläre ich ihr. Mein Gefühl bestätigt sich. Sie ist nicht besonders die Hellste. Eine besondere Schönheit ist sie ebenso wenig. Gewöhnliches Aussehen, total langweilig. Schlechte Orientierung. Absolut nicht fähig sich alleine zurecht zu finden. Sie stinkt förmlich nur nach ärger.
„Warte." sagt sie und greift sofort in ihre Schul Jacke.
Schnappt nach meinem Arm und drückt mir tatsächlich einen Kaugummi in die Hand.
Das soll der lächerliche Tausch sein?
„Du glaubst doch nicht wirklich das ein Kaugummi vollkommen genügt?" frage ich streng.
„Nein, das glaube ich nicht."
Eine Antwort die ich nicht erwartet hätte.
„Weshalb gibst du mir das dann?" frage ich nun verwirrter als je zuvor.
„Hilft gegen Mundgeruch." antwortet sie stumpf und dreht mir eiskalt den Rücken zu.
Entsetzt über ihre Andeutung hauche ich mich selbst an. Ich versuche einen Geruch zu erkennen, jedoch vernehme ich nichts. Jedenfalls muss ich hier weg! Auch wenn ihre Aussage nicht der Tatsache entspricht fühle ich mich plötzlich so unwohl und bekomme unerwünschte Komplexe.
Mein Selbstbewusstsein ist radikal von hundert auf null gefallen.
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Heartbeat (B1)
RomanceHierbei handelt es sich um eine junge Dame, welches noch lernen muss was Gefühle bedeuten. Auf ihrem Weg lernt sie dabei zwei wunderbare junge Männer kennen, die nicht unterschiedlicher sein können. Hier prallen somit diverse Charaktere aufeinander...