JEREMY

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Ich stürme zum Internat. Knalle fest an ihre Tür. Niemand öffnet sie mir. Mein Verstand klickt sich vollkommen aus. Im Hof habe ich stundenlang auf sie gewartet. Zum ersten mal hat mich eine Frau versetzt! Bei dem Gedanken werde ich noch Wahnsinnig! Unbewusst nehme ich jetzt Anlauf und trete plötzlich in ihre Tür. Sie geht sofort zu Bruch und im selben Moment höre ich eine weibliche Stimme:

„Wenn du hinein wolltest, war das eben nicht nötig. Sie war nicht verschlossen."

Sarina steht um die Ecke. Kommt näher und schaut sich das genauer an. Mir wird endlich klar was ich hier angestellt habe. Mir ist mein jetziges Verhalten absolut fremd. Sie verändert mich.

„Wo warst du?" frage ich sie wütend.

Erschöpft lehnt sie sich an die Wand und antwortet mit: „Ich habe keine Ahnung. Ich wollte wirklich zum Hof. Glaube mir, ich habe es wirklich versucht."

„Hör auf zu Lügen!" brülle ich ihr entgegen.

Sie starrt mich an. Ihre Augen wirken so erschöpft. Plötzlich fühle ich mich so schuldig.

„Du bist nicht erschienen! Bereits der zweite Fehler!" mache ich sie darauf aufmerksam und senke nebenbei die Lautstärke. Lege wie gewohnt die Hände in die Hosentasche.

Kommentarlos steht sie immer noch angelehnt an der Wand. Ich kann nicht wirklich erkennen, ob das Sorge, oder doch Wut ist.

„Wenn dich jemand darauf ansprechen sollte, erwähne meinen Namen. Um den Rest kümmere ich mich selbst. Schließlich ist das ja auch meine Schuld." gebe ich ungern zu und versuche meinen Fehler zu begleichen.

Sie sagt daraufhin: „Dein Magen knurrt."

Kein Wunder. Ich habe den ganzen Tag über nichts zu mir genommen.

„Hast du denn etwas zu essen?" frage ich nachdem er wiederholt auf knurrt und dabei immer lauter wird. Das ist mir sehr unangenehm und bringt mich in großer Verlegenheit.

„Nein." antwortet sie mir leise und erschöpft.

„Dann müssen wir wohl in die Küche." spreche ich meine Gedanken laut aus.

„Muss ich etwa kochen?" fragt sie nun plötzlich so unruhig.

Daran habe ich noch gar nicht gedacht, aber dank ihr wird es wohl so kommen.

„Gehen wir." fordere ich sie jetzt auf.

Zögerlich gehorcht sie mir und schweigend bewegen wir uns hin. Direkt in die Gemeinschaftsküche. Ich drücke ihr am Herd eine Pfanne in die Hand und verscheuche die Anderen.

„Koch für mich. Begleiche deine Fehler." befehle ich ihr dreist.

Sie starrt verwirrt die Pfanne an und beichtet: „Ich kann aber nicht kochen."

„Versuche es wenigstens." ermutige ich sie und hoffe bald auf etwas Nahrhaftes.

Ich bin schon fast am verhungern. Ich würde mir ja selbst etwas warmes zubereiten, doch leider kann ich es genauso wenig. Meine diversen Fähigkeiten sind weit über dem Durchschnitt und doch gelingt mir nicht mal ein einfaches Omelett. Welch Schande!

„Mal sehen. Was möchtest du denn?" fragt sie nun verunsichert.

„Eine große Portion Rührei und eine beliebige Nachspeise." antworte ich ihr.

Einige Minuten geschieht absolut nichts, bis sie sich selbst ermutigt ...

„Ich schaff das schon." ... und endlich beginnt.

Sarina geht leider sehr tollpatschig voran. Sie zerbricht fünf Eier unordentlich auf. Sie fallen direkt in die Pfanne. Platsch und schon ist alles vollgespritzt. Rührt nebenbei bemerkt viel zu hektisch um. In der Speise entdecke ich sogar weiße Schalen. Sofort springe ich auf und stürme hin.

„Bist du etwa Blind?" frage ich wütend und löffel sie einzeln heraus.

Währenddessen würzt sie die Eier mit einer menge Salz und viel zu viel Pfeffer. Alles breitet sich in der Luft aus, legt sich in meine Nase und lässt mich des öfteren und unkontrolliert auf niesen. Innerhalb von Sekunden bin ich nervlich am Ende, deswegen reiße ich ihr letztendlich alles aus der Hand.

„Du bist eine reine Katastrophe!" fauche ich ihr entgegen und schubse sie vom Platz.

Schmollend setzt sie sich hin. Währenddessen leere ich die Pfanne und versuche es erneut mit einer weiteren Portion. Auch ich versage in jeder Hinsicht. Ich rühre wie verrückt, dennoch brennt alles an. Die Eier speise beginnt zu stinken.

Wütend schleudere ich letztendlich die gesamte Pfanne, mit dem ganzen Inhalt in den Geschirrspüler. Schnappe nach dem Brot und beschmiere sie enttäuscht mit Butter. Belege sie halbherzig mit etwas Wurst und stelle mein Teller an den Tisch.

Genervt beginne ich nun zu essen. Sarina schmunzelt und greift daraufhin zu einem stück Brot.

Ich reagiere prompt, schlage ihr auf die obere Handfläche und hindere sie bei ihrem vorhaben. Schleunigst halte ich inne und sehe sie mir streng an.

Wie schon erwartet, weicht sie eingeschüchtert meinen Blicken aus und zum ersten mal bemerke ich ihre Schönheit. Ihre Kurven, ihre vollen Lippen, ihre wunderschönen Haare und ihre exotischen mandelförmigen Augen. Sie ist sehr weiblich, sehr feminin. Zugegeben. Für den Bruchteil einer Sekunde, empfinde ich ihr gegenüber ein ziemlich großes Interesse. Um genauer zu sein, fühle mich jetzt gerade sehr zu ihr Hingezogen.


Heartbeat (B1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt