Neun: Eifersüchtig

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Der Samstag Morgen beginnt relativ entspannt, obwohl ich hätte ausschlafen können, aber ich werde schon um 8 Uhr geweckt. Aber an diesem Morgen bin ich fest entschlossen, mir nicht die Laune verderben zu lassen. Auch nicht durch die schrille Klingel. Mühsam hieve ich mich aus dem Bett, schleppe meinen müden Körper zur Tür und setze beim Öffnen ein Lächeln auf.

Will, also lasse ich mein Lächeln nun doch wieder fallen. Auf ihn habe ich überhaupt keine Lust.
"Guten Morgen, mein Schatz.", begrüßt er mich mit seinem typischen Grinsen. Ich kann ihn nur anstarren. Total übermüdet will ich eigentlich die Tür wieder zuschlagen, doch Will stellt seinen Fuß dazwischen. Schade, der müde Versuch war aber es wert.
"Du wolltest mir doch eine Woche geben!" Er fängt an zu lachen als er das sagt. Und ich kann nicht verhindern das ich auch grinse. Obwohl es dafür keinen Grund gibt. Das ist doch dämlich, liegt sicher an dem schlechten Schlaf letzte Nacht. Mir fällt erst jetzt auf das er eine Schachtel in der Hand hält.
"Was ist das?", frage ich fast skeptisch, weil ich nicht mal eine Idee habe, was es sein könnte.
"Ach ja stimmt, das ist für dich. Ein kleines Geschenk." Er hält mir die Schachtel hin, lächelt dabei so beunruhigend zufrieden. Die Schachtel ist mit schlichtem silbernem Geschenkpapier liebevoll eingepackt. Vorsichtig greife ich danach. "Wofür?", frage ich wieder misstrauisch. Was denke ich denn? Etwas, dass mich tötet? Unsinn.

Ich lasse ihn rein und zusammen gehen wir ins Wohnzimmer. Noch immer sind die Kampfspuren zusehen, weil ich nicht die Zeit hatte sie richtig zu beseitigen. Er schaut erschrocken auf das viele Blut. Ich ignoriere das. Er ist doch dabei gewesen und weiß Bescheid.
Langsam öffne ich die Schachtel. In ihrem Inneren lag ein silber - schimmerndes Kleid. Vorsichtig hole ich es hevor. Es ist wunderschön.
"Oh, Dankeschön.", hauche ich überwältigt. Noch nie hat mir jemand etwas so geschmackvolles geschenkt
Es sieht teuer aus, doch wenn ich so recht darüber nachdenke, sein Vater ist immerhin der Anführer des Rats. Geldprobleme dürfte er eigentlich nicht haben. Und außerdem zählt doch die Geste, er wollte mich sicher bloß beeindrucken.
Er strahlt als er sieht das es mir wirklich gefällt, dass ist schon ein kleines bisschen niedlich.

"Wollen wir noch etwas vor der Party Unternehmen?", seine Stimme ist voller Enthusiasmus und seine Augen strahlen. Seine gesamte Erscheinung macht mir momentan ein bisschen Angst. "Ja klar", antworte ich trotzdem, weil ich diese Seite von Will kennenlernen möchte.
"Na dann los", er hält mir seine Hand hin und dieses Mal ergreife ich sie ohne zu zögern. Im vorbei gehen greift er noch nach meiner Jacke. Darüber lächle ich bloß, weil ich genauso wenig frieren werde wie er.
Draußen führt er mich zielstrebig Richtung Park.
"Machen wir jetzt einen Spaziergang?", fragte ich überrascht und grinse dabei leicht.
"Nicht ganz. Wir machen einen romantischen Spaziergang.", sein Gesicht war todernst und ich lächle kurz zufrieden. Das klingt schön. Und kaum habe ich diesen Gedanken zu Ende geführt, erkaltet mein Lächeln.
Ich bin glücklich. Der Mann neben mir, der mich ehrlich zum lächeln bringt. Er ist der Mann der mich töten will. Und egal was mein Verstand sagt, er macht mich glücklich. Ich bin dabei mich zu verlieben. Das kann doch nicht wahr sein, ich muss es aufhalten! Aber kann das?
Ich höre auf über diese Situation nach zu denken und schaue stattdessen in Wills blaue Augen.
Wunderschön und Eiskalt.

-

Als wir wieder in meiner Wohnung sind schickt mich Will ins Bad. Auf einmal hetzt er mich doch. Also dusche ich mich hastig und ziehe das Kleid an. Erstaunlicherweise fühle ich mich richtig gut darin. Meine Haare drehe ich zu Locken, ich hasse es nämlich, wenn meine Haare hochfrisiert sind. Dann verlasse ich aus dem Bad und ziehe High Heels an. Das hat sich Will gewünscht und ich habe es nicht weiter hinterfragt, wahrscheinlich ist es etwas primitives männliches.
Wills Blick liegt ausschließlich in meinen Augen, auch wenn es andere Regionen gibt, die wohl sonst jeder angestarrt hätte. Er selbst hat einen Anzug angezogen, welcher Farblich auf mein Kleid abgestimmt ist.

LUCINDA - Wenn die Sonne im Zenit stehtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt