Kapitel 30

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Raff rappelt sich auf. "Was ist los Luce?"
"Ich habe geträumt." Sein besorgtes Gesicht verschwindet. Er lächelt.
"Ahh darum geht es, du hattest einen Albtraum." Er nimmt dich nicht ernst.
"Raff. Ich habe von Lucas geträumt."
"Wer ist Lucas?" Ich verziehe das Gesicht.
"Hol Will."

"Was hälst du davon, Will? Warum träume ich ausgerechnet jetzt von ihm. Und warum geht es ihm so schlecht?" Er nimmt mich in den Arm, um mich zu beruhigen. Doch ich stoße ihn von mir, ich will jetzt nicht beruhigt werden. Als ich ihn böse anstarre hebt er beschwichtigend die Hände. Da Will nicht antwortet greift Raff ein und sagt: "Weißt du Luce. Du machst dir einfach immernoch Sorgen und Vorwürfe. Mehr ist da nicht."
"Will! Hast du seinen Leichnam gesehen?"
"Luce.."
"Hast du oder hast du nicht?!"
"Nein Luce. Nie und um ehrlich zu sein..."
"Und um ehrlich zu sein was?"
"Ich glaube nicht das er tot ist."
Ich höre auf wie eine Irre auf der Stelle zu gehen und stampfe stattdessen direkt auf Will zu, hole aus und Schlage zu. Knack. Kiefer gebrochen. Auch seine Wange verfärbt sich knallrot. Er rückt sein Kiefer wieder gerade und fährt sich über seine Wange. "Ich schätze das habe ich verdient."
"Will, ist er noch am leben?" Meine Stimme ist hoch, schrill. Ich weiß das ich den Tränen nahe bin. Und muss mit aller Kraft dagegen ankämpfen nicht rum zu heulen.
"Luce. Ich weiß er ehrlich nicht. Als wir damals das Anwesen erreichten, bediente sich mein Vater gelegentlich an seinem Blut. Weißt du er meinte es sei sehr lecker... aber darum geht es jetzt ja nicht. Dann kam unser Kuss. Ich habe dich zwar direkt vor ihm zurück gewiesen, aber er hat gesehen das ich dich liebe. Er war außer sich vor Wut. Und dann deine Flucht, das auftauchen seiner größten Feinde. Vielleicht ist Lucas an diesem Abend gestorben, vielleicht nicht. Ich habe ihn jedoch nie mehr gesehen.
Glaub mir Luce. Ich wollte dir nur keine falsche Hoffnungen machen. Und hätte ich dir nicht gesagt das er tot ist, wärst du nicht geflohen." Raff zog ein Gesicht als würde er über jedes Wort nachdenken, ich hingegen schäumte vor Wut.
"Wie konntest du nur so selbstsüchtig sein? Er war mein Bruder!"
"Ich war doch nicht selbstsüchtig! Ich wollte dich retten! Dich! Dafür habe ich alles aufgegeben. Egal wie verkorkst mein Vater doch sein mag, er ist noch immer der Mann der mich aufgezogen hat. Ich habe ihn verraten! Für dich! Er ist meine einzige Familie und ich seine. Ich habe alles verloren. Nur um dich zu retten. Also sag mir nicht ich sei selbstsüchtig!" Dann springt er auf und verlässt den Raum.
"Will.." setzte ich noch an, doch er ist schon weg. Ich schaue beschämend zu Boden. Das was ich gesagt habe war falsch und unfair. "Luce, wir müssen jetzt über wichtigere Dinge nachdenken, bitte Schrei mich jetzt nicht an. Aber unsere Hochzeit ist morgen." Er hatte Recht, ich hatte ihn anschreien wollen, denn was ist wichtiger als mein tod geglaubter Lucas? Doch die Hochzeit stand bevor. Und hier ging es um mehr als nur um mich. Ich nicke.
"Was sollen wir bloß tun, Raff?" Ich fahre mir verzweifelt durch die Haare und lasse meinen Blick durch den Raum gleiten.
"Wir müssen die Hochzeit verhindern."
"Wie das denn bitte?"
"Ich lasse mir noch was einfallen. Geh du mal meinem Bruder nach." Ich nicke und mache mich auf, um Will zu suchen.

"Lucie?" Ich drehe mich um. Da steht meine Mutter zusammen mit meinem Vater und vor ihnen liegt eine regungslose Gestalt.
Will.
"Was zum?" Ich will schon zu ihm hinstürmen doch ich halte mich zurück. Er ist der Bruder meines Verlobtens, nicht mein Lover. Wenn dem so wäre, wäre alles einfacher.
"Er kam uns wütend entgegen. Faselte was von Gerechtigkeit. Als er uns sah, griff er an."
"Das würde Will nie tun." Ich halte dagegen obwohl ich es lassen sollte.
"Woher weißt du das so genau?"
"Weil..."

*Flashback*

Mit all meiner Kraft löste ich mich aus seinem Griff. "HALT!" Und tatsächlich hielt er inne, er hielt inne um zu lachen. "Du bist amüsant." Er grinste verschlagen.

*Flashback Ende*

"Weil er einem immer die Chance gibt sich zu äußern und zu verteidigen, nur mit Worten."
"Du scheinst ihn ziemlich gut zu kennen. Wann habt ihr euch kennengelernt? Gestern Abend." Zögerlich schaue ich zu Boden. Will regt sich. Er schaut in meine Augen.
"Lucie, woher kennst du ihn so gut?" Will Augen flehen, sie flehen mich an ihnen nichts zu sagen. Um meintentwillen, um Raffs Willen. Und um seiner selbst. Ich kann ihn verstehen aber ich weiß nicht ob ich das packe. Meine Eltern weiter anlügen. Haben Sie nicht das gleiche mit dir gemacht? Ja das haben sie. Aber haben sie nicht eine zweite Chance verdient. Das war bereits ihre zweite Chance. Sollten Sie sich nicht verteidigen dürfen? Ohne Worte.

*Flashback*

Ich rollte mich unter ihm weg und sprang auf. "Warum verurteiltst du mich?" Fauchte ich. Doch die Sonne ging in diesem Moment entgültig auf und als ich ihn erneut fragen wollte war er verschwunden.

*Flashback Ende*

Das war damals nur ein Vorwand gewesen. Er hätte mich auch am Tage töten können. Doch meine Worte haben ihn zögern lassen und vielleicht hat er sich dann überlegt das er mich erst kennenlernen will. Passt zu ihm. Und wenn ich dann so gewesen wäre, wie er dachte, hätte er mich halt dann getötet. Klingt logisch.
"Mutter, Vater. Warum habt ihr mir nicht einfach die Wahrheit gesagt?" Erschrocken zuckten sie zusammen.
"Warum habt ihr mir das mit dem Kinder kriegen nicht schon vor Wochen gesagt?" Sichtlich erleichtert atmeten sie auf. Irgendwas verheimlichen sie dir. Ja und ich weiß auch was. Sie wollen mir mein Kind tatsächlich wegnehmen.
"Wir dachten das wäre zu viel für dich."
"Wieso das denn? Ich wollte immer Kinder und Raff und ich packen das an." Ich strahle. Fake. Dann räuspere ich mich.
"Aber da ist noch was, das ihr wissen solltet. Über mich und Will." Erschrocken reißt dieser die Augen auf.
"Ich kannte ihn schon vorher. Er lebte auch in New York und wir hatten eine Affäre." Meine Eltern und auch Will starren mich an. Peinlich berührt helfen meine Eltern Will hoch, er geht langsam auf mich zu. Stellt sich neben mich.
"Oh Lucie, und wir dachten er sei ein Spion."
"Mrs und Mr. Monroe. Es tut mir sehr leid. Aber ich versichere ihnen. Es war nie Liebe im Spiel. Mein Bruder ist der richtige." Dann geht er.
Meine Eltern nehmen mich in den Arm. "Morgen ist dein großer Tag, geh lieber schlafen. Das wird viel morgen." Dann gehen auch sie. Und ich stehe alleine im Flur.
Als ich auf mein Zimmer gehe, hoffe ich inständig Will würde dort auf mich warten, doch ich bin allein.

Was ist wenn ich doch ein Kind bekomme? Mit Will. Ich könnte endlich eine richtige Familie haben. Und zusammen schaffen wir es auch, das Kind vor meinen Eltern zu beschützen. Ich könnte noch einmal menschlich sein. Du bist ein Vampir, du bist seid 200 Jahren Tod. Fast 200. Morgen ist es soweit.
Morgen wird sich alles verändern. Ich weiß noch nicht wie oder was passiert. Aber eins ist sicher. Es wird nicht so, wie meine Eltern denken.


1200 Wörter meine Lieben Leser.

- Was denkt ihr? Jetzt doch ein Kind? Oder ist es mit den Eltern unmöglich?

- Was passiert morgen?

~ K

LUCINDA - Wenn die Sonne im Zenit stehtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt