Eins: Blass

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1. Abschnitt

"Scheiße, wo ist denn nur..?" Und schon wieder bin ich viel zu spät dran. Endlich finde ich mein Handy und lasse es in meiner Jackentasche verschwinden.
Schnell hetzte ich aus meiner Wohnung, Richtung Bushaltestelle. Meine Schuhe poltern, während ich die Treppe herunter eile. Mist, Lucas wartet bestimmt schon. Und dann bog ich um die Ecke und dort stand er. Mein bester Freund: Lucas Ferguson.
Sein Blick war unaufhaltsam auf sein Handy gerichtet, dabei legt er seine Stirn in Falten und zieht seine Augenbrauen zusammen. Wütend tippte er auf den Touchsreen, es sieht schon fast schmerzhaft aus. Nur ein paar Sekunden später. Plop. Ich habe eine Nachicht. Ich musste sie nicht öffnen um zu wissen das sie von Lucas ist und das er auf mich wartet, der Bus allerdings nicht warten würde. Ich überquerte die Straße und umarmte ihn von hinten. Dabei hielt ich ihm die Augen zu.

"Wer bin ich?", frage ich mit einem Anflug von einem Lächeln auf den Lippen.
"Man Luce, es wird immer knapper! Was machst du morgens denn noch?" In genau diesem Moment fuhr unserer Bus vor, ein altes und überfülltes Gefährt. Der Busfahrer ist mir unheimlich, weswegen wir extra etwas weiter hinten sitzen.
"Frühstücken."
"Wie lange brauchst du bitte zum Essen? Musst du es erst fangen?", er versucht nun auch seine Wut gegen eine lockere Stimmung einzutauschen.
Genau genommen, trifft es das genau. Schließlich sind meine Blutkonserven leer. Aber das kann ich dir ja schlecht ins Gesicht sagen, oder?
"Ne, hab einfach verschlafen", meine ich und zucke meine Schultern. Kurz sieht er skeptisch aus, dann beginnt er mich über seine Footballmannschaft voll zu texten, er war wirklich ein begnadeter Spieler.

Doch ich hatte zu viel Hunger um ihm wirklich zu folgen.
Ich muss wieder ins Krankenhaus verdammt.
"... findest du nicht auch Luce?"
"Ähm was? Entschuldigung, ich habe nicht zugehört", das ist unhöflich, Lucas hat sowas nicht verdient.
"Ich habe gefragt ob.. naja ist eigentlich auch egal. Was ist bloß los mit dir? Muss ich mir Sorgen machen?", sein Blick wird weich, es ist deutlich zu erkennen, dass er sich längst Sorgen macht. Dabei braucht er das gar nicht, nicht wirklich jedenfalls.

Langsam schüttelte ich den Kopf.
"Ich hab einfach schlecht geschlafen."
"Sicher? Du bist ganz blass."
Ich lache in mich hinein. "Ich bin doch immer blass."
"Ich weiß", schlagartig wurde er ernst. "Du bist blasser als sonst. Und deine Augen sind so leer. Vielleicht fährst du einfach wieder nach Hause?"
Lucas sieht es.
Er sieht das du eine Pause brauchst. Aber das stimmt nicht. Ich brauche keine Pause. Ich brauche Blut, sowie jeder Vampir. Ich schaue aus dem Fenster. Doch jetzt, mitte Winter, kann ich in der Scheibe nur mein Spiegelbild sehen. Meine braunen Augen wirken verloren, meine dunkelbraunen Haare stumpf. Sieht meine Haut wirklich so eingefallen aus?
Ich zögere. Vielleicht sollte ich einfach ins Krankenhaus.
Ja vielleicht solltest du das. Da ist sie wieder, meine innere Stimme, dazu kam es, als ich das erste Mal starb.
Doch heute würde ich noch überleben. Ich ziehe meine Mundwinkel hoch, schenke Lucas ein Lächeln das ihn zumindest vor erst seine Bedenken vergessen lässt.

LUCINDA - Wenn die Sonne im Zenit stehtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt