LUCINDA - Wenn die Sonne im Zenit steht

Kapitel 31

Normalerweise wurde ich wach wenn die Vorhänge zurück geschoben wurden, wenn die Sonne in mein Gesicht schien und damit freundlich sagte: Aufstehen Luce. Aber natürlich war das hier nicht möglich, heute nicht möglich. Ksenia rüttelte mich wach und bereitete alles vor, ich war hell wach, doch ich blieb einfach kurz im Bett liegen. Heute musste ich eine Entscheidung fällen.
"Komm schon Lucie! Wir sind spät dran, in unserem Zeitplan." Meine Ma oder eher Ksenia. Ich konnte mich einfach nicht damit abfinden das sie jetzt auf einmal wieder meine Mutter war, die sie um mich kümmert. Ich schwinge meine Beine aus dem Bett und fahre mir durch die Haare. Sie sind leicht lockig und fallen mir schwer über die Schultern. Ich setzte mich auf den Stuhl auf den Ksenia ganz hektisch und gestresst zeigt. Dann beginnt sie, sie schminkt mich.
"Eine Affäre also?"
"Mutter, das ist lange her."
"So lange nun auch wieder nicht, zwei Jahre. Und dann auch noch mit Will." Sie sagt das so anklagend das ich die Augenbraue hochziehe. Doch daraufhin faucht sie. "Nicht. Bewegen." Ich halte wieder still. Sie widmet sich jetzt den Haaren.
"Hast du ihn wirklich nicht geliebt?" Hast geliebt. Wenn sie so fragt ist meine ehrliche Antwort nein. Schließlich liebe ich ihn noch. Das war zwar kleinkrämerei, aber mein Gott.
"Naja egal. Ich bin jetzt fertig." Ich bewundere mich im Spiegel. Geschickt hat sie meine Locken auf die linke Schulter gelegt und hinten befestigt. Ich war dezent geschminkt, als ich sie darauf ansprach meinte sie nur Naturschönheit. Ich beließ es dabei.
Dann zeigte mir Ksenia mein Kleid. Mein Hochzeitskleid. Normalerweise heiratete man in Weiß oder Creme. Aber Vampire bevorzugten Schwarz. Schwarz, so wie die Nacht. Bis zur Taille war es Hauteng, in schwarz mit wunderschönen Glitzer Highlights. Zum sterben schön. Ich lächelte finster.
Von der Taille abwärts war es A-Förmig ausgestellt und schimmerte in einem wunderschönen Goldton mit schwarzen Aspekten. Ein Traum von einem Kleid. Als ich darin vor dem Spiegel stand, musste ich selber staunen. Das hätte der schönste Tag meines Lebens werden können. Kann er noch immer, vergiss Will und heirate Raff. Bekomme ein Kind, mach deine Eltern glücklich. Willst du das nicht auch? Meine Mutter reichte mir Schwarze Ballerina. "Keine Hackenschuhe?"
"Eigentlich schon, aber du musst den ganzen Tag entweder stehen oder tanzen." Dankbar nahm ich ihr die Schuhe ab. Unter dem langen Kleid würde man sie eh nicht sehen. Als sie mir dann auch noch schwarze Handschuhe hinhielt stutze ich.
"Diese Dinger sind doch unpraktisch."
"Nein nein. Tausende Vampire werden heute deine Hand küssen." Sie gingen mir bis knapp unter die Ellenbogen.
"Du siehst wunderschön aus."
"Danke Mutter."
"Jetzt aber hurtig hurtig." Heute zum ersten Mal musterte ich meine Mutter. Auch sie war bereits fertig. Sie trug ein Bodenlanges Kleid. Es war Rot und mit Diamanten besetzt. Ich war mir ziemlich sicher das diese echt waren.
Beim gehen hob ich mein Kleid an, damals hatte ich das albern gefunden. Aber jetzt hatte ich einfach Angst zu fallen.

*Flashback*

"Warum heben die immer ihr Kleid an, Lucas? Das sieht doch total lächerlich aus. Die machen sich doch nur wichtig!" Schimpfte ich und zeigte anklagend auf Cinderella.
"Und außerdem machen die das da alle nur wenn der Prinz guckt. Sie mal jetzt ist sie mit ihn alleine und hebt das Kleid nicht mehr. Erklärung!" Doch Lucas begann herzlich zu lachen.
"Du bist echt das merkwürdigste Mädchen das ich kenne." Er lacht weiter und ich grinse ihn an. Das hier war unsere erstes wir-sind-jetzt-offiziel-beste-Freunde treffen und ich war rundum glücklich. Bei ihm musste ich mich zum ersten Mal seid langem nicht verstellen. Er vertraute mir einfach und ich ihm. Er war wohl der freundlichste Mensch den ich kannte.
"Cinderella ist ja auch gar keine Prinzessin. Sie hat Angst zu fallen darum hebt sie das Kleid, doch in seiner Nähe ist sie so glücklich das sie ihre Angst vergisst."

*Flashback Ende*

Wenn Lucas jetzt bei mir wäre, hätte ich dann weniger Angst? Oder vielleicht sogar mehr? Weil ich mich dann auch noch um ihn sorgen müsste. "Wie ist eigentlich der Ablauf?"
"Vor der Trauung wirst du alle Familienmitglieder und Freunde von Raff kennenlernen. Sie entscheiden dann quasi ob du okay bist. Er macht das gleiche."
"Werdet ihr da sein?"
"Wir und Sarah. Oder hast du noch jemanden?" Ich schüttelte den Kopf. Meine Mutter begleitete mich durch die riesige Fabrik zu meinem Treffen mit Raffs wichtigsten Vampiren. Bevor ich rein ging, hielt ich inne, die Leute da drin waren wirklich Teil seines Lebens. Ich kam mir schlecht vor weil ich ja irgendwie in seine Privatsphäre eindrang. Doch dann öffnete ich einfach die Tür.
Ich sah genau fünf Leute: Melina, das Mädchen das Raff liebte und ich davon ausging das diese Liebe erwidert wurde, Will der als Fake-Bruder hier war, ein weiterer Vampir, der Raff verdächtig ähnlich sah, um genau zu sein, sah er genauso aus, Zwillingsbruder und ein Mädchen. Und wie ich erstaunt feststellte ein Mensch. Die fünfte Person war einer meiner Secruity.
Alle machten entweder einen Knicks oder eine Verbeugung und ich senkte kurz den Kopf. Das Menschenmädchen kam auf mich zu und hielt mir die Hand hin, scheinbar wusste sie nicht, das man das eigentlich nicht machte, doch ich nahm ihre Hand trotzdem. "My Lady, ich bin die Schwester von Raff. Mein Name ist Lea."
"Und ich bin der große Bruder, Dave."
Ich habe mich mit allen unterhalten. Sie mochten mich, selbst Melina obwohl sie mir klar und deutlich gesagt hatte das sie ihn wirklich liebt. In diesem Moment hätte ich schreien müssen. Ich doch auch! Aber das wäre eine glatte Lüge gewesen. Aber meine Mutter meinte mal zu mir, dass Liebe mit der Zeit kommen könnte. Würde ich Raff irgendwann lieben können?
"Einen Tanz, die Dame?" Will hielt mir seine Hand hin. Ich lächelte verführerisch und legte meine Hand in seine.
Ich liebte es mit ihm zu tanzen, ich konnte mich führen lassen und ihm vollends vertrauen. Er wirbelte mich im Kreis und ich genoss diesen Moment mit ganzem Herz. Dieser Tanz machte mir deutlich das eine Hochzeit mit Raff nicht zur Debatte stand. Ich würde Will nicht kampflos aufgeben können, niemals. Er nahm mich in den Arm und eng umschlungen drehten wir uns um uns selbst. Ich schaute tief in seine Eisblauen Augen, sie funkelten und reflektierten die meinen, Haselnuss Braun. Dieser Moment war so unendlich schön das ich alles vergaß und Will küsste. Und ohne zu zögern erwiderte er den Kuss.
Doch viel zu schnell lösten wir uns wieder von einander und ich lehnte mich an seine breite Brust. Ob wir das jemals nicht geheim machen müssen?
"Was tust du da Tochter?" Mein Vater stand in der Tür, sein schwarzer Anzug perfekt gebügelt, die Haare nach hinten gekämmt. Er hob anklagend den Finger und legte seinen Kopf leicht schief. Erschrocken schaute ich ihn an, doch ich musste gar nichts sagen.
"Wir üben für nachher, alles soll perfekt sein, wenn sie meinen Bruder heiraten soll." Die Lüge kam ihm so leicht von den Lippen, so als hätte er sich diese Aussage schon seid Stunden zurecht gelegt. "Da kann ich nur beipflichten." Dave stellte sich auf die andere Seite von mir und legte mir seine Hand auf die Schulter.
"Die Trauung beginnt gleich, komm Lucie. Dein Moment ist gekommen." Er hielt mir seinen Arm hin. Ich Befreite mich aus Will Griff und lächelte Dave dankbar an, dann schreite ich auf meinen Vater zu.
"Jetzt Vater, wird sich alles verändern."
"Es ist eine Hochzeit, kein Abschied." Dann verlassen wir den Raum und gehen auf eine große Flügeltür zu. Ich weiß sofort das es sich um eine Kirche handelt, meine Eltern waren schon immer sehr gläubig. Meine Mutter tauchte kurz neben uns auf und erklärte mir den Ablauf. "Ich hab dich lieb Ma." Flüsterte ich. Sie lächelte. Dann verschwand sie. Dann wurde uns die große Tür geöffnet. Hinter der Tür war es blendend hell, so dass ich kurz die Augen verschloss. Dann schlug ich sie wieder auf...

1300 Wörter, meine Lieben. Wir kommen jetzt zur Finalen Entscheidung.
Wie wird sie sich entscheiden? Und was wird passieren?

Mein besonderer Dank gilt jetzt meinem großen Schwesterherz ♡ dafür das sie alle meine Kapitel liest und mich immer wieder zum weiterschreiben ermutigt.
Danke dafür, ich hab dich lieb!

~ K