Zwei: Hunger

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Unsere Highschool war mit Schülern überfüllt als wir aus dem Bus ausstiegen. Viele laute Herzschläge, rauschendes Blut, aber auch Schweiß und Deo. Lucas greift nach meiner Hand um mich nicht zu verlieren und ich könnte schwören das in diesem Moment meine Hand zu kribbeln begann.
Ach Quatsch, dir ist nur kalt. Es ist Winter. Unter normalen Umständen hätte ich meiner inneren Stimme geglaubt, aber ich bin in Vampir. Ich würde niemals frieren.

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Der Unterricht ist die reinste Folter, noch immer von dem Hunger gequält kann ich mich kaum konzentrieren und Lucas sorgenvolle Blicke würde ich auch nicht mehr lange ignorieren können. Ich versuchte zu lächeln doch ich bin mir sicher, dass ich dabei ein bisschen wie der Joker aussehe. Das Mädchen neben mir schmiert sich Lippenstift auf ihre aufgespritzen Lippen. Wie gebannt starre ich auf ihre blutroten Lippen, sie merkt das glücklicherweise nicht, sodass ich unbemerkt wieder wegsehen kann. Das wäre eine seltsame Situation gewesen.
"Geht es Ihnen nicht gut, Lucinda?" Mein Mathe Lehrer Mr. Harper schaut besorgt in mein Gesicht. Er war ein attraktiver Mann um die Mitte Zwanzig, viele Mädchen himmeln ihn an.

Ich will nicken um seine Besorgnis abzuwehren, doch Lucas funkt mir dazwischen. "Entschuldigen Sie, Mr. Harper doch ihr geht es ganz und gar nicht gut, doch sie ist zu tapfer um sich das einzugestehen."
Mr. Harper nickt, als wüsste er das, so als wäre sowas schon öfter vorgekommen.
"Ich schlage vor, Sie fahren nach Hause, Lucinda. So nützen Sie in meinem Unterricht nichts." Obwohl es sehr freundlich klingt, ist auch klar, dass keine Diskussion möglich ist.
Er stellt mir einen Freistunden Pass für den restlichen Tag aus und schickt mich fort. Ich spürte die Blicke der gesamten Klasse auf meinem Rücken, aber immerhin sagt niemand etwas. Dann fällt die Klassentür endlich hinter mir zu und die neunzehn klopfenden Herzen werden ein wenig leiser.
Erst als ich die Schule hinter mir habe atme ich richtig tief ein. Ich hatte Angst, das Blut der anderen sonst zu stark zu riechen und die Kontrolle zu verlieren kann ich mir nicht erlauben.
Fahr endlich zum Krankenhaus und hol dir Blutbeutel!

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Das Krankenhaus ist gut besucht. Hier in New York passierten viele Unfälle im Winter und dazu kommen die ganzen Erkältungen.
In der Notaufnahme sitzen haufenweise Menschen die einen Verkehrsunfall hinter sich haben, das viele Blut macht mich noch verrückt, auch wenn ich meinen Hunger immer gut unter Kontrolle habe. Aber das letzte Mal wo ich wirklich gutes Blut getrunken habe, liegt schon zu lange zurück. Ich will auf gar keinen Fall die Kontrolle verlieren und haufenweise Leute aussaugen, vorallem nicht die wenigen die mir etwas bedeuten, denen ich etwas bedeute. Lucas.
In Vampirgeschwindigkeit schleiche ich mich also in die Kühlkammer mit den Blutkonserven, greife wahllos nach mehreren und verlasse fluchtartig das Krankenhaus. Man würde sich fragen wer das Blut gestohlen hatte, ich muss vorsichtig sein. Noch auffälliger wäre es, wenn ich nur meine Lieblingsblutgruppe entwende. Ich muss darauf achten, keine Spuren zu hinterlassen. Schließlich will ich nicht schon wieder wegen einem kleinen Fehler umziehen müssen.

LUCINDA - Wenn die Sonne im Zenit stehtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt