Kapitel 28

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Will stand noch immer in der Tür. Sein Gesichtsausdruck war nicht zu deuten, ich konnte nicht sagen ob er wütend war, oder traurig. Oder vielleicht ja sogar beides. "Ich wollte euch nicht stören." Er verbeugt sich, dreht sich um und geht wieder. Ich will aufspringen, ihm hinter rennen und ihm sagen das ich doch nur ihn liebe. Doch ich tue es nicht. Zum einen weil ich es mir nicht erlauben konnte und zum anderen weil Raff mich fest umklammerte. Ich war mir nicht sicher ob ich ich nicht doch aufspringen würde, wenn er mich nicht festhielte. Wir hören erneut Schritte. Raff küsst mich wieder. Und ich gebe mich der Illusion hin, dass ich ihn vielleicht ja doch irgendwann lieben könnte.
"Tochter." Raff und ich schauen auf.
"Vater." Sage ich. "My Lord." Sagt Raff.
"Ich wollte euch nicht stören."
"Das habt ihr Aber leider my Lord. So wie mein Bruder vor wenigen Minuten." Ich nicke und lehne meinen Kopf an seine Schulter. Schauspielen konnte ich gut. Na wenigstens etwas.

Mein Vater kommt auf uns zu und setzt sich neben uns. Er greift nach meiner Hand. Ich bin überlegt sie ihm zu entreißen doch irgendwie schaffe ich es, diesem Trieb zu wiederstehen.
"Meine Werte Tochter und mein baldiger Schwiegersohn. Übermorgen werdet ihr heiraten. Wärt ihre keine Vampire wäre dies das Gespräch um einen Erben." Er lachte leise. Warum musste ich Raff noch vor meinem Geburtstag heiraten. Das kann doch kein Zufall sein, oder doch? Vertrau ihnen. Sie sind deine Eltern. Ich versuche es ja.

"Eure Lordschaft, würden sie mich und meine Verlobte entlassen?" Ich fieberte über seine Satzstellung. Heißt es nicht immer der Esel zuletzt? Du bist nur eine Frau. Verheiratete Frauen haben nichts mehr zu sagen, sie sind weniger wert als Männer.
"Ja natürlich mein lieber Rafael. Tanzt und genießt das Fest. Ist es euch zu Ehren." Dann stehen wir auf und Raff legt seine Hand an meine Taille. Wir gehen auf die Tanzfläche und viele andere stoßen wieder zu uns. Ich suche nach Will während Raff mich durch den Saal wirbelt. Wir tanzen einen altmodischen Tanz den mich einst meine Eltern lehrten. Der Partner der Frau wird hierbei ständig gewechselt. Als ich wieder den verschwitzten Mann vor mir habe will ich schon zurück weichen.
"Nachher, my Lady, findet noch das Brautküssen statt."
"Wie bitte?"
"Jeder Ehren Mann bekommt einen Kuss der baldigen Braut."
"Ich bin sicher mir wird eine große Ehre zu teil."
"Sie dürfen sich vier Männer aussuchen, falls sie mich in Betracht ziehen..." Igitt. Nein! "Ich bin Master Eric." Dann wechselt der Partner und ich habe ihn vor mir.
Will vor mir.
Seine Hand an meiner Taille spüre ich auch durch den festen Stoff meines Kleides. Ich verliere mich in seine eisblauen Augen und stolpere deswegen über den Saum meines Kleides. Will fängt mich auf. Ich liege in seinen Armen und er ist derjenige der mich schließlich von sich stößt. Dann merke auch ich, all die Blicke und schaue mich hektisch nach Raff um. Er kommt schon herbeigestürmt. "Meine Liebe, ist alles in Ordnung?"
Dankbar lehne ich mich in seine Umarmung. Schauspielen konnte ich schon immer gut. Raff gibt mir in diesem Moment die Kraft mich nicht hingebungsvoll in Wills Arme zu stürzen und ihn zu küssen.

Ich freute mich als die ewige Tanzerei endlich ein Ende hatte und wir zum Essen gehen konnten. Ich saß zur linken meines Vaters. Neben mir Raff. Daneben Will. Mir gegenüber sitzt Master Eric. Er lächelt mich die ganze Zeit an und ich konzentriere mich darauf auf meinen Teller zu starren.
"Ich will einen Toast aussprechen." Erhebt Will die Stimme. Alle sehen zu ihm hin, ich eingenommen. Er hebt sein Glas.
"Darauf das die Ehe meines Bruders von Liebe und Ewigkeit gezeichnet sein wird." Ich hebe meine Mundwinkel um ein lächeln zu Stande zu bringen und irgendwie gelingt es mir. Alle heben ihr Glas und sagen im Chor. "Hoch leben Rafael und Lucinda. Hoch lebe das baldige Paar." Dann trinken alle vom ihrem Se, doch ich bekomme keinen Schluck hinunter. Meine Mutter lächelt mich von der rechten meines Vaters an.
"Ist alles in Ordnung Lucie?" Fragt sie mich als alle anderen wieder ein Gespräch begonnen haben.
"Ja Mutter, ich bin nur ein bisschen erschöpft." Sie lacht und beugt sich zu meinem Vater. Dieser beginnt dann zu sprechen.
"Meine Lieben Gäste. Lasst uns nun den Traditionen nach gehen. Meine Tochter wird nun vier Männer von Ehre aussuchen, natürlich nicht ihren Mann. Diese werden mit einem Kuss gesegnet sein. Für dessen Ehe." Ich erhebe mich, alle anderen tun es mir nach. Meine Mutter kommt auf mich zu. "Mutter, ich habe mir Gedanken gemacht. Ich würde gerne Will küssen, er ist der Bruder meines Verlobten." Sie nickt.
"Das ist sehr schlau von dir. Dann musst du auf jeden Fall noch Master Eric küssen. Er hat sich so in die Vorbereitung reingehängt." Sie erzählte mir noch von den anderen zwei doch ich hörte nicht zu. Ich würde Will küssen. Und Master Eric.
Alle versammelten sich und Master Eric ging als erstes auf die Knie vor mir. Ich beuge mich runter und küsse seine Wange. Die Menge applaudiert. Dann folgen zwei weitere die ich kaum beachte. Und dann kommt er.
Will.
Er geht vor mir auf die Knie. Ich beuge mich langsam zu ihn herunter und küsse seine rechte Wange. In mir explodiert ein Feuerwerk und nur mit aller Kraft schaffe ich es mich aufzurichten. Dann ist der Moment vorbei. Und es wird wieder getanzt.

LUCINDA - Wenn die Sonne im Zenit stehtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt