Kapitel 37

276 25 4
                                    

"Guten Morgen, Luc." Raff sitzt auf meiner Bettkante und streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht. Ich lächle ihm zu. Er beugt sich zu mir runter um mich zu küssen, seine Lippen treffen meine, doch ich küsse nicht zurück. Das ist falsch. Nein das ist mein Freund, das ist richtig.
"Ist alles in Ordnung?" Raff schaut mich besorgt an, doch ich nicke.
"Alles ist gut, ich bin nur... hungrig." Ich hoffe inständig das meine Augen Rot sind. "Na dann..." Er steht auf. "...lass uns frühstücken gehen." Er zieht mich aus dem Bett und hält mir ein Kleid hin. "Sarah hat es dir nachträglich zum Geburstag geschenkt." Ich nicke und ziehe es an, wunderschönes Samtrot. Sarah weiß, was ich liebe. Dave steht in der Küche, zusammen mit Lucas der am Herd Rührei macht. "Wo ist Sarah?"
"Sie ist in der Stadt. Irgendwas erledigen." Abwesend nehme ich das zur Kenntnis. Langsam trinke ich aus meinem Blutbeutel.
Luce! Luce! Hörst du mich?
So eine wunderschöne, tiefe Stimme. Kenne ich die Stimme, irgendwie schon. Wer ist es? Wer ist hinter dieser Stimme? Von lautem Gelächter werde ich aus meinen Gedanken gerissen. "Luc!" Dave steht vor mir und wedelt mit seiner Hand vor meinen Augen. "Lass das!" Keife ich ihn an, doch er ist nicht besonders beeindruckt. Er grinst nur.
"Es tut mir leid." Murmel ich und stehe auf, greife mir meine Jacke und verlasse die Wohnung, nur wenige Sekunden später ist Lucas neben mir.
"Was hast du Luce?"
"Lucas ich will jetzt nicht...."
"Luce." Er greift nach meinem Arm und schaut mir fest in die Augen. Uns ist beiden klar das ich weiter gehen könnte, einfach so. Und er könnte dann nichts dagegen unternehmen. Doch ich bleibe stehen.
Luce! Bitte sag das du mich hörst. Luce?
"Da ist diese Stimme in meinem Kopf."
"Welche Stimme?" Ich hatte gedacht er lacht mich aus, oder sagt ich sei einfach nur verrückt. Doch er meinte es ernst.
"Ich weiß es nicht. Sie kennt meinen Namen und fragt mich immer ob ich ihn höre."
"Ihn." Murmelte Lucas fast unverständlich. "Hast du schon mal geantwortet?" Ich schüttel den Kopf.
"Tu das mal. Frag ihn wer er ist, was er will."
"Meinst du das ist so einfach?" Er nickt.
Ich höre dich. Aber wer bist du?
Stille.
Hörst du mich?
Luce, ich...
Wer bist du?
Ich bin... das ist nicht wichtig wenn du es nicht selbst weißt.
Was willst du von mir?
Du musst dich erinnern Luce. An mich, an uns.
"Lucas!" Er greift nach meiner Hand, als ich drohe zu fallen.
"Und was ist Luce?"
"So nennt er mich auch! Lucas nur du nennst mich doch so.."
"Was sagt er?"
"Seinen Namen weiß ich nicht, er meint ich muss mich an ihn, an uns erinnern."
"Vielleicht ein Stalker." Mutmaßt Lucas und reibt sich die Stirn.
"In meinem Kopf? Wohl eher nicht."
Luce? Komm in den Central Park, allein.
Ich werde da sein.
"Lucas, lass mich bitte jetzt alleine, ich muss über all das nachdenken."
"Ich weiß nicht Recht, Luce."
"Vertrau mir."
"Tue ich."

Der Central Park ist ruhig, es regnet in strömen und nur manchmal kommt ein Jogger an meiner Bank vorbei. Trotz der Ewigkeit die ich jetzt schon in der Kälte warte, friere ich nicht, doch aus Reflex reibe ich mir meine Arme. "Hier meine Jacke." Ein Junger, großer, gutaussehender Mann mit eisblauen Augen legt mir seine Jacke auf die Schultern. "Du bist die Stimme." Rutscht es mir raus und er zieht darauf hin ein trauriges Gesicht.
"Ja, die bin ich." Er setzt sich neben mich auf die Bank und mustert mich, so als würde er etwas suchen.
"Wer bist du?" Enfährt es mir, obwohl ich mit keiner richtigen Antwort rechne.
"Sage ich dir nicht, denn nur wenn du dich von selbst erinnerst ist es von Relevanz." Skeptisch schaue ich ihn seine wunderschönen eisblauen Augen. Er ist ein Vampir, das sehe ich. Doch darauf will er nicht hinaus.
"Warum höre ich dich in meinem Kopf?"
"Weil wir verbunden sind...." Doch dann winkt er ab. "Wir waren uns so sicher das es klappt." Murmelt er, so dass ich es kaum verstehe. Ich will etwas sagen, doch er räuspert sich.
"Ich werde jeden Tag um 16 Uhr für eine Stunde hier auf dich warten. Und wenn du weißt wer ich bin, kannst du herkommen."
"Warum reden wir dann nicht einfach per Kopf?" Frage ich und tippe mir Währenddessen auf meine Schläfe.
"Weil es für mich dann vielleicht einfacher wird, mit all dem hier abzuschließen. Oder die Freude das du da bist wird mich überwältigen." Dann steht er auf. Ich Folge seinem Beispiel und nehme seine Jacke von meinen Schultern. "Behalte sie."
"Wie soll ich das meinem Freund erklären?" Überrascht reißt er seine Augenbrauen hoch.
"Wie heißt er?" Fragt er, doch er hört sich eher nach einer Aussage an.
"Rafael." Er murmelt etwas das stark nach Raff klingt. Aber das ist unmöglich, weil nur seine Freunde ihn so nennen dürfen, sonst rastet er immer aus.
"Sag ihm, dass ein Fremder sie dir im Austausch gegen ein Versprechen gegeben hat."
"Welches Versprechen habe ich dir denn gegeben?"
"Das du hier her kommst, wenn du dich erinnerst." Dann hätte ich ihn schlagen und treten sollen, denn er beugt sich zu mir herunter und küsst mich, einfach so. Doch seine weichen Lippen fühlen sich so vertraut an, und zugleich fremd. Das ergibt keinen Sinn. Schimpft meine innere Stimme. Der Regen prasselt unaufhörlich auf uns ein, doch ich höre nur sein Herz, sein totes Herz, dass für mich zu schlagen scheint.
Dann lösen sich unsere Lippen und ich öffne meine Augen wieder und er ist verschwunden.


Ein bisschen kürzer aber vielleicht kommt dadurch der Effekt besser zur Geltung...?

~ K

LUCINDA - Wenn die Sonne im Zenit stehtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt