Sechzehn: Vampire sind gefährlich

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Auch am späten Abend wurde ich nicht aus meinem Gemach geholt. Liz blieb die ganze Zeit bei mir, sie ist sehr nett, sehr niedlich. Trotzdem habe ich das Gefühl, das sie mich bewachen soll. Tatsächlich sehe ich mir das Zimmer nicht wirklich an, um nicht verdächtigt zu wirken. Meine Augen haben zwar wieder normale Farbe angenommen, doch ich kann spüren das sie sich noch immer vor mir fürchtet und ich kann es ihr nicht verübeln, ich hab sie angefallen und dabei kurz vergessen, dass sie ein Mensch ist. Ich biete ihr an, das sie etwas von meinem Blut trinken kann, das hätte ihre Wunde am Hals geheilt, aber sie wollte nicht. Als ich sie darauf ansprach sagte sie, dass sie zu viel Angst hätte selbst Vampir zu werden. Weiß sie gar nicht, wie man ein Vampir wird?
"Liz, du wirst nur Vampir wenn ich das beabsichtige. Wenn ich dich beiße. Und damit meine ich nicht wenn ich von dir trinke, sondern wenn ich dich beiße. Dann schießt aus meinen Zähne eine Flüssigkeit, eine Art Gift für deinen Körper in deinen Organismus. Erst so wirst du Vampir."
"Danke für die Erklärung, aber ich möchte nicht." Sie klebte sich ein großes Flaster auf die Wunde. Ich beließ es dabei. Immerhin weiß sie jetzt, wie es funktioniert, Unwissenheit ist selten etwas Gutes.
"Hast du schon mal jemanden gebissen? Also verwandelt?", fragt sie mich später, dabei steht sie in einer Ecke des Raumes und sieht mich an wie ein verschrecktes Reh, ich schweige zunächst. Das scheint sie zu verunsichern.
"Verzeihung, my Lady, das war unhöflich", sagt sie hastig und nimmt ihre Worte zurück, als ich nichts antworte. Ich merke wie ihr immer unwohler wird.
"Nein, nein. Ich denke nur nicht gerne daran zurück."

"Mach mich zu einem Vampir, Lucinda." Ich schüttelte den Kopf.
"Aber ich liebe dich! Und nur so können wir auf ewig zusammen bleiben."
"Nein, Nico. Du willst nicht so sein wie ich. Ich bin ein Monster." Doch er blieb hartnäckig und griff nach meiner Hand, zerdrückte sie fast.
"Ich liebe dich. Monster oder nicht. Du bist die Einzige."
"Es wird weh tun", werfe ich ein in der Hoffnung ihn abzuschrecken.
"Ich liebe dich." Ich wollte ihm das nicht antun. Nicht einmal meinem Feind würde ich dieses Schmerzen wünschen, doch wenn ich ihn nicht verwandeln würde, tut es ein anderer. Also nickte ich und er nahm seinen Schal ab und zog mich in eine Gasse. Dann küsste er mich. "Ich liebe dich", wiederholte er erneut und strich mir eine Haare aus dem Gesicht.
Dann biss ich zu. Sein Körper begann zu zucken, begann sich gegen das Gift zu wehren. Nico schrie. Ich wich zurück.
Mehrere Stunden später hörte alles auf. Er öffnete seine Augen. Blutrot. Er stürmte auf mich zu. "Danke, Lucinda", sagt er spöttisch und wischt über den Hals.
"Was?", verwirrt sehe ich ihn an doch er lacht nur, ich weiche zurück, weil er mir plötzlich Angst macht.
"Dachtest du echt ich würde dich lieben?" Sein lachen wurde lauter. Dann brach er mir das Genick und ich fiel zu Boden.

Ich erzählte Liz davon, weil ich es noch nie jemanden erzählt habe und es sich richtig angefühlt hat. "Hast du ihn noch einmal wieder gesehen?", fragt sie leise, sie scheint ehrlich mitfühlend zu sein.
"Nein. Und ich möchte ihn auch nie wieder sehen", antworte ich dann stark und hebe meinen Kopf.
"Hast du ihn geliebt?" Ich nicke kurz, dann schüttel ich den Kopf. Liz schaut mich verwirrt an und das kann ich verstehen.
"Ja, ich habe ihn geliebt, zumindest habe ich das immer gedacht. Aber nicht so wie Will, jetzt weiß ich was Liebe ist", erkläre ich leise und schaue auf meine Hände. Sie klingt ungewohnt ernst als sie antwortet:
"Will ist gefährlich."
"Sind das nicht alle Vampire?", erwidere ich leise, aber es verhallt im Raum.

LUCINDA - Wenn die Sonne im Zenit stehtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt