"Also wie sieht dein Plan aus?" Die Frage kommt so in den Raum und ich kann nicht mit Gewissheit sagen, wer sie gestellt hat oder ob ich das vielleicht selbst war.
"Wie bitte?", frage ich deswegen und sehe die beiden an, Will fährt sich durch die Haare und Sarah steht mittlerweile auch im Garten, sie verlagert ihr Gewicht von einem Bein aufs andere und strahlt damit enorme Unruhe aus. Will ergreift dann das Wort und durchbricht die Verwirrung in meinem Kopf: "Ich werde dir natürlich helfen."
"Wir", verbesserte Sarah ihn daraufhin fast augenblicklich, aber sie fügt hinzu: "Ich würde deinem Lover allerdings nicht mehr trauen als mir. Schließlich geht es hier um seinen Vater. Und wie heißt es so schön...?" Blut ist dicker als Wasser, vollende ich ihren Satz im Stillen. Ja, sie hat Recht, es geht hierbei um seine Familie. Und Will schweigt auch seit sie das gesagt hat, stimmt er Sarah etwa zu?
"Um ehrlich zu sein Luce, von mir wird erwartet das ich dich verrate. Vielleicht wird man mich dazu zwingen...", er macht eine Pause und sucht Augenkontakt zu mir, den ich ihm gewähre. "Aber egal was passiert, egal was es kostet. Ich liebe dich und kein Mensch, oder eher niemand, auf dieser Welt kann daran etwas ändern", lächelnd nimmt er meine Hand in seine.
Seine Worte berühren mich tief in meiner Seele. Soweit Vampire so etwas wie eine Seele besitzen. Ich beschließe ihm zu glauben und zu vertrauen, auch wenn ich Sarahs Wahrnung ernst nehme.Unser Plan, wobei Plan ist vielleicht ein bisschen hoch gestochen.
Unsere Idee Lucas zu befreien ist in der Überlegung ziemlich simpel. Wir würden da rein gehen, ich würde mich stellen und dann würde Sarah ihre Werwolf Nummer abziehen. Anschließend würden wir alle lebend das Anwesen verlassen. Dass es nicht so einfach werden würde, war uns klar. Und dies allein auch nur zu denken: naiv. Aber etwas besseres auszuarbeiten war jetzt einfach nicht drin, vielleicht würde uns auf dem Weg dorthin noch ein brillanter Plan einfallen, denn der Weg war keine 5-minütige Busfahrt.Wills Vater lebte in der Sahara, ein kleiner Wink der Ironie. Man sagt das dort die Sonne am hellsten scheint und was passiert wenn Vampire in die Sonne laufen?
Sie verbrennen.
Aber glücklicher Weise bekommt jeder Vampir zu seiner "Geburt" einen Tageslichtring geschenkt, ein Pakt geschlossen mit Hexen von früher die im verborgenen Leben und diese herstellen um geschützt zu leben. Allerdings muss es kein Ring sein, denn ich zum Beispiel trage eine Kette, meine Freundin von damals ein Fußkettchen, man braucht einfach Glück, dass der Gegenstand gut aussieht.
Von New York aus nach Afrika zu kommen wäre als Team kein Problem. Wir würden einfach unter Wasser laufen, doch Sarah wollte uns unbedingt begleiten und so reisten wir als normale Touristen. Ich hatte nur eine kleine Umhängetasche dabei, Sarah einen Rucksack, genauso wie Will. Er jedoch mit Blut für uns beide, ich hingegen mit Klamotten. Sarah hatte das beim packen bemerkt und wieder kommentiert, sie scheint mit sehr paranoid zu sein.
"Was ist wenn jemand den Rucksack durchsucht? Sagst du dann das du austrocknest?"
Will seufzt daraufhin nur unbeeindruckt und erklärt ihr: "Sarah, es hat einen Grund warum mein Vater in der Wüste lebt.
Von Natur heraus hassen bzw. meiden Vampire die Sonne. Sie trocknet uns schneller aus und kann schmerzvoll sein. Selbst mit Tageslichtring." Wir haben also keine Wahl, als das Riskio einzugehen und es vielleicht als Kunstblut zu verkaufen, falls jemand fragt. Wer würde schon davon ausgehen, dass es echt ist?
"Aber er ist doch auch Vampir?"
"Ja, aber er verlässt nie sein dortiges Anwesen. Es schützt sich so vor seinen Feinden." Ich bin von dieser Taktikt beeindruckt.
"Hat er viele Feinde?", frage ich dann, sonst würde sich dieser außergewöhnliche Lebensstil wohl nicht lohnen.
"Es gibt kaum jemanden der ihn kennt und ihn nicht töten will." Sarah nickt als wüsste sie das und ich starre Will stumm an. Wie muss seine Kindheit ausgesehen haben wenn sein Vater eine fette Zielscheibe auf dem Rücken trägt? Er kann doch kaum Freunde gehabt haben...?Zusammen mit ihm und Sarah auf einem Schiff nach Afrik fehlte mir Lucas immer mehr und jede Minute Ungewissheit ob er noch lebte war die reinste Folter. Will war gerade unter Deck gegangen um Alkohol zu besorgen, welcher den Hunger eines Vampirs herauszuzögern vermag, als ich mich an Sarah wende, die mir eine Frage stellte: "Stimmt das?"
"Stimmt was?", frage ich neugierig.
"Stimmt es, das man spürt, wenn jemand stirbt den wir lieben?" Ich schüttelte den Kopf als Antwort, ich halte das für eine Vorstellung von der wir uns alle wünschen sie wäre wahr.
"Niemand vermag es so etwas zu spüren. Wir hoffen nur alle das es so ist. Hoffen alle das da so ein Band ist. Ein Band das uns alle verbindet mit dem Menschen die wir lieben."
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LUCINDA - Wenn die Sonne im Zenit steht
Vampiros"Falls jemand kommt bin ich ganz schnell verschwunden." Ich greife nach seinem Arm. "Nein, bitte geh nicht!" "Okay, ihr da draußen. Tötet mich, denn meine Luce will es so!" Dann lehnt er sich über mich und küsst mich leidenschaftlich. ...