Schon früh morgens waren wir unterwegs. Wir saßen in einem Taxi, Sarah war wieder eingeschlafen nachdem Nico uns versichert hatte, dass wir noch mehrere Stunden unterwegs sein würden. Nico saß vorne und warf mir durch den Seitenspiegel einen mir unergründlichen Blick zu.
"Was ist?", erwiderte ich bissig.
"Du hast dich nicht verändert.", ich lachte in mich hinein.
"Nein ehrlich? Ich bin ein Vampir, wir altern nicht?" Erwidere ich und heben die Hände.
"Nein das meine ich nicht. Du hast noch denselben Blick, diesen verschlossen Blick. Und immer wenn du etwas wirklich willst streckst du das Kinn so ein bisschen vor."
Wäre ich kein Vampir würde ich jetzt sicher erröten, so fuhr ich mir nur verlegen über mein Kinn. Dann ließ ich meinen Blick wieder nach draußen gleiten. Wir fuhren aus Hongkong raus, doch durch die getönte Autoscheibe sah ich nur mich selbst. Meine Augen waren rot, ich hatte schon lange nicht mehr getrunken. "Nico ich...", doch er hielt mir schon eine Flasche hin.
"Oh Danke."Sarah wachte in dem Moment auf als der Wagen anhielt. Als ich sie darauf ansprach, meinte sie nur: "Instinkt." Dabei beließ ich es dann. Wir hielten vor einem großen alten Fabrikgebäude. "Das passt so gar nicht so zu meinen Eltern." Naja, das was ich über meine Eltern dachte, scheint ja nicht unbedingt zu stimmen.
Aber das was ich in Erinnerung hatte war wirklich ein ganz anderes Bild. Meine Eltern und ich wohnten in einem großen Haus, in der teuersten Gegend der Stadt. Mit einem pingeligen Vorgarten und in meinem Kleiderschrank nur die edelsten Kleider. Doch jetzt, vor dieser alten verlassen dreckigen Fabrik sah ich nichts mehr davon. Der Glamour war weg. Auf den ersten Blick war sie zwar verlassen, aber beim genauen hinsehen sieht man die ganzen Wachen die überall stehen. Doch als ich die Fabrik mit Sarah und Nico betrete sind alle vergessen. Die Fabrik sprüht nur so voller Leben, überall sind Werwölfe und Vampire.
"Deine Eltern haben sie alle vereint. Das hat 200 Jahre gedauert." Ja, ich weiß. Alle Augenpaare waren auf uns gerichtet. Und dann kamen wir auf eine Tür zu. Sarah und Nico blieben stehen. "Sie wollen alleine mit dir reden." Dann öffnete ich die Tür.Und da war er. Der Glamour. Die Einrichtung war hoch modern und hell. Alles widersprach der Fabrik. Und auf einem Sofa saßen sie. Meine Eltern.
"Warum will mich Mr. William Wane tot sehen?" Erstaunt schauten sie mich an. Ich habe so viele ungeklärten Fragen, ist es da nicht egal mit welcher ich Anfange?
"Ähm, willst du dich nicht vielleicht erstmal setzten?" Langsam setzte ich mich aufs Sofa, allerdings so weit wie möglich weg von meinen tod geglaubten Eltern. Sie respektieren das.
"Wir sind die mächtigsten Vampire, mächtiger als die Wane. Ja ich weiß das muss hoch gestochen klingen. Damals gab es ein Abkommen mit dem Rat. Wir mussten versprechen niemals Kinder zu bekommen, damit unsere Blutlinie mit uns endet, und wenn doch, hätten sie das Recht dieses Kind zu töten. Und deine Schwester...."
"Wie bitte?"
"Du hattest eine Zwillingsschwester aber sie war bei der Geburt schwer krank. Wir haben deine Existenz verheimlicht und sie vom Rat töten lassen, du musst verstehen, sie wäre sowieso gestorben und nur so konnten wir dich retten." Ich war sprachlos, geschockt.
"Warum seid ihr noch am Leben?" Sie verzogen leidend das Gesicht.
"Es uns so leid Lucie. Es ging nicht anders."
"Wir wurden angegriffen."
"Ja das stimmt. Aber wir konnten sie überzeugen das du nur ein fremdes Waisenkind bist. Doch sie haben dich danach beschatten lassen. Du durftest nicht nach uns suchen."
"Da ist fast 200 Jahre her. Warum taucht ihr jetzt wieder auf? Warum taucht der Rat wieder auf?"
"Sie haben erst jetzt von dir erfahren."
"Nein das ist doch nicht alles. Will hat gesagt das es mit meinem 200 Geburtstag zusammen hängt."
"Nein, das hat es nicht. Er hat dich angelogen." Ich wollte das Thema wechseln. Ich wollte nicht darüber nachdenken das mich mein Freund eventuell angelogen hat.
"Warum habt ihr mich zu einem Vampir gemacht?"
"Weil du keine Kinder haben sollst. Damit hat diese Fehde doch erst angefangen."
"Weil es mich gibt." Sie nickten.
"Aber wir werden dich ab jetzt beschützen Lucie. Niemand wird dir zu nahe kommen. Wir haben eine Armee, sie sind alle gegen den Rat. Wir arbeiten dafür das Frieden zwischen Werwölfen und Vampiren herrscht."
"Ich frage mich, wo wart ihr die letzten 200 Jahre."
"Da drohte dir keine Gefahr du musstest nicht..."
"Ich musste nicht was? Beschützt werden? Ich war auf mich alleine gestellt. Wo warst du Mutter, bei meinem ersten Liebeskummer. Wo warst du Vater, hättest du diesem Kerl nicht eine Ansage machen müssen?"
"Bitte Lucie, Wein doch nicht." Ich hatte gar nicht gemerkt, wie mir die Tränen hinunter gelaufen sind. Doch sie waren mir egal. Denn diese Tränen waren nicht die der Trauer, sondern die der Wut. Mein Blick verfinsterte sich. "Wein doch nicht. Ist das dein Ernst, Mutter!"
Dann fiel ich auf die Knie. Ich konnte das alles nicht. Konnte mich nicht länger streiten. Sollte ich mich nicht einfach freuen das sie noch am Leben sind? Sofort spürte ich die Umarmung. Meine Eltern saßen beide neben mir auf dem Boden und umarmten mich. Ich wollte mich wehren, sie von mir stoßen doch ich wollte jetzt nicht mehr kämpfen. Konnte nicht mehr kämpfen. Also ließ ich zu. Und dann flossen sie Problemlos, die Tränen.
"Wir lieben dich Lucie."
"Ich euch doch auch."Und was haltet ihr von ihren Eltern?
~ K
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LUCINDA - Wenn die Sonne im Zenit steht
Vampire"Falls jemand kommt bin ich ganz schnell verschwunden." Ich greife nach seinem Arm. "Nein, bitte geh nicht!" "Okay, ihr da draußen. Tötet mich, denn meine Luce will es so!" Dann lehnt er sich über mich und küsst mich leidenschaftlich. ...