Ich pellte mich aus dem Bett, immer noch nicht wieder erholt von meinem Jetlag und versuchte meinen Geist mit einer Dusche wach zu bekommen. Unvorstellbar in diesem Moment, dass ich es schaffen könnte, den Tag und vor allem einen Arbeitstag zu überstehen. Ich hatte mich innerhalb einer Woche gefühlt so weit entfernt von meinem Alltag, dass ich glaubte, mich nicht mehr zurück finden zu können. Ich zog mich an, frühstückte eine Kleinigkeit und fuhr zur Arbeit. Ein einziger Gedanke begleitete mich dabei. Shelly. Ich bemerkte, wie sich meine Mundwinkel zu einem Lächeln hoch zogen und praktisch dort einhakten. Ein Dauerlächeln war die Folge. Auf der Arbeit angekommen, fielen meine Kollegen über mich her. Keinen hielt es mehr an seinem Bürostuhl.
"Franzi, wie wars?" fragte Sven, der Kollege, mit dem ich mir ein Büro teilte. "Hast du sie alle getroffen? Hätte das auch cool gefunden."
"Ja, es war auch echt cool." antwortete ich mit meinem Grinsegesicht.
"Hast du auch diese heiße getroffen, diese, ach wie heißt sie noch gleich? Die Isabeau aus der Serie."
"Du meinst Shelly. Ja, die habe ich auch getroffen." sagte ich und dachte, wenn du wüsstest wie nah ich sie getroffen habe.
"Wow, krass, wuhu, die ist so heiß, ist sie das in Echt auch?" Sven geriet völlig außer Häuschen, als hätte er selbst das Meet and Greet erlebt. Irgendwie störte es mich, dass er so über meine Freundin sprach, als sei sie nur ein Sexobjekt. Ich spürte wie eine Art von Eifersucht oder so etwas in mir aufstieg. Ich durfte mir das einfach nicht anmerken lassen. Ich versuchte schnellstens wieder die Fassung zu wahren. Ich hatte mein Lächeln verloren. Ich setzte es schnellstens wieder auf und antwortete ihm: "Sie ist noch heißer in Echt, Sven, noch heißer." Völlig irritiert von meiner Antwort, war er sprachlos. Das konnte er nicht einordnen, das konnte ich deutlich erkennen. Das Wort heiß aus einem Frauenmund auf eine Frau bezogen brachte wohl sein Weltbild durcheinander.
"Okay, ähm ja, erzähl mal, wie wars denn." stammelte er. Ich musste lachen.
"Es war einfach toll. Aber das meet and greet war ganz kurz. Da waren so viele Fans. ich glaube es waren so zwanzig insgesamt. Die Stadt ist einfach super. Wirklich sehenswert."
"Hast du noch was von der Stadt sehen können?"
"Ja, ich bin erst vorgestern zurück gekommen und habe mir alles angesehen. Wirklich schön dort." erzählte ich und grinste vor mich hin, weil ich eigentlich nur eines wirklich schön fast und das war Shelly. Zugleich spürte ich, wie sehr ich sie vermisste.
"Franzi, erzähl." wurde ich aus meinen Gedanken gerissen und fand mich sogleich in einer festen Umarmung wieder. Stürmisch, fast etwas schmerzhaft, aber vor allem voller Zuneigung. Meine liebste Kollegin und beste Freundin Sandrine. Sie war temperamentvoll, herzlich und vor allem bestechend ehrlich. Das mochte ich sehr an ihr. Es gab kein so tun als ob, nur so wie es ist. Ich wusste, es wurde ein Kampf werden, dass sie nicht merkt, was mit mir los war. Auch sie wollte sofort alles wissen und ich spürte schon, wie ihre Blicke geradewegs in meine Seele bohrten.
Kein Vertun, sie hatte bereits Lunte gerochen.
"Ihr lieben, lasst uns mal das Arbeiten anfangen, sonst gibts am Ende noch Ärger." bat ich die beiden.
"Na gut, aber die Mittagspause ist für mich reserviert, hörst du? Und dann will ich alles wissen. alles." sagte sie und zwinkerte mir zu.
"Geht klar. Bis später." verabschiedete ich sie.
Der Vormittag ging vorbei wie im Flug und Sven hatte jede Chance genutzt, doch noch was über die Stars zu fragen. Er entpuppte sich als ziemlich großer Fan, was ich ihm gar nicht zugetraut hatte.
Die Mittagspause rückte näher und allmählich wurde mein Herzschlag schneller. Mir war so klar geworden, dass ich Sandrine nicht würde belügen können, bzw. etwas verheimlichen. Ich versuchte mich zu beruhigen, dass sie es schon nicht merken würde. Aber ich wusste Sandrine entging einfach nichts.
"Franzi, Mttagspause, lass uns gehen." rief sie auch schon quer durch den Flur.
"Ich komme." gab ich ihr knapp zur Antwort und packte meine Tasche.
Vorbei an den anderen Kollegen, die sich nach und nach auch auf den Weg in die Pause machten und mit "Mahlzeit" grüßten zog sie mich im Eiltempo in unser Stammlokal, zum Mittagstisch.
"Erzähl!" forderte sie mich auf, kaum dass wir saßen.
"Was soll ich erzählen, es war echt toll, die Leute zu treffen. Es ging recht schnell vorbei und dann haben wir uns die Stadt angesehen." versuchte ich es gekonnt uninteressant zu gestalten.
"So so, wer ist denn wir?" fragt Sandrine mit hochgezogener Augenbraue.
"Was meinst du mit wir?" fragte ich und hatte schon registriert, dass mir irgendein Fehler unterlaufen war.
"Naja, du sagtest 'wir haben uns die Stadt angesehen'." Mist, ich hatte mich versprochen, Mist, mist. Kein Entkommen mehr, jetzt hatte Sandrine mich entlarvt.
"Ach son Mädel, das ich dort kennen gelernt habe. Die hat mir etwas die Stadt gezeigt, sie kannte sich dort gut aus."
"Aha, son Mädel. wer ist sie?"
"Ein Mädel halt."
"Herrgott Franzi, wie lange kennen wir uns jetzt? Ich sehs dir an der Nasenspitze an, du bist verknallt über beide Ohren. Könntest du jetzt bitte Klartext reden." Wir mussten schallend lachen. Sandrines Spürsinn war einfach untrüglich. Sie hatte mich mal wieder ertappt, also wozu noch versuchen, den Schein zu wahren.
Ich erzähle ihr von meinem Abenteuer Liebe. Ich erzählte ihr alles, nur eines nicht, wer sie war.
Sandrine ahnte, dass es sich um eine der Stars handelte, aber sie akzeptierte mein respektvolles Schweigen darüber. Zum Glück gab es noch andere Frauen in dieser Serie, so dass Shelly nicht die einzige Kanidatin war, die in Frage kam. Genau genommen war sie wohl die einzige, der man es nicht zugetraut hätte.
Ich schwelgte in meiner Liebe und war glücklich, darüber reden zu können, wenn auch ohne Namen. Aber es macht nichts und Sandrine war sehr verständnisvoll. Sie respektierte, dass ich es nicht erzählte und drängte mich zu nichts. Ich freute mich schon riesig Shelly zu hören und zumindest über Display zu sehen. Ich sehnte mich so sehr nach ihr.
©Lialight
DU LIEST GERADE
Meet and love (gxg)
RomanceEin Meet and Greet mit Folgen. Sie glaubte nicht daran, dass sie das Treffen mit ihren Stars gewinnen würde. Sie glaubte nicht daran, dass sie ihrem größten Star so nah kommen würde. Sie ahnte nicht, das sich daraus noch viel mehr entwickeln sollte...