60. A few weeks

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Einige Wochen nach dem Attentat waren vergangen und Shelly's und mein Leben hatte sich allmählich wieder in Normalität geordnet. Wir beide konnten nicht behaupten, dass wir das alles verarbeitet hatten. Albträume suchten uns immer wieder auf und machten uns Nächte zur Hölle. Aber die Abstände wurden größer und sie beeinträchtigten die Tage nicht mehr so sehr. Wir hatten unendlich viele Talkshow Einladungen nach diesem Raben schwarzen Tag. Einige davon hatten wir angenommen und mit jedem Mal, als wir davon erzählt hatten, verarbeiteten wir das Erlebte mehr. Wir unterhielten uns nur selten über all das, aber wenn, dann war vor allem Shelly wieder in der Fassungslosigkeit dessen, dass sie nichts bemerkt hatte. Sie wünschte sich immer wieder, sie hätte den Wahnsinn in Kelly bemerkt, hätte sie überhaupt mehr bemerkt. Sie war sich sicher, dass sie dann hätte das alles verhindern können. Im gleichen Atemzug waren wir uns sicher, nichts hätte uns ankündigen können, wozu diese Frau im Stande war. Zugleich hatte es uns an den letzten Zipfel der Belastungsgrenze gebracht und wir waren beide unversehrt aus der Situation entkommen. Das schweißte uns zusammen und brachte alles Gefühl zum vollständigen blühen, das uns verband. Eine merkwürdige Eigenschaft, die Krisen manchmal mit sich brachten.

Der Sender war hell auf begeistert, wenngleich das auch durchaus makaber war, aber die Serie brauchte keine Promotion mehr. Die Zuschauerzahlen waren explodiert und der Sender verzeichnete den höchsten Markanteil, den er je erlebt hatte. Sensationsgier schien das Rezept zum Ziel zu sein. Wenngleich Shelly und ich gerne auf ein solches Drama verzichtet hätten.

Madlin hatte zu dieser Zeit Unmengen an Arbeit zu bewältigen. Unzählige Interviewanfragen und Show Einladungen. Man munkelte inzwischen sogar von einer Nominierung der Serie, als erfolgreichste im TV und Shelly wurde bereits als erfolgreichste Hauptdarstellerin für den leo Award der British Columbia gehandelt. Ihre Karriere hatte sich über Nacht vermehrt und verselbstständigt. Es war wieder deutlich schwerer für uns geworden, irgendwo unerkannt zu sein. Dennoch waren wir viel unterwegs, unternahmen dies und das wenn wir frei hatten. Ich hatte mit Madlin und Shelly ausgehandelt, dass wir, wenn es die Arbeit erlaubte, beide frei hatten, wenn Shelly drehfrei hatte. Das war kein Problem, die beiden vertrauten mir in dem was ich tat und ließen mir freie Hand. Manchmal erlaubten wir uns beide einen Tag frei, während die andere arbeitete. Meist war ich die jenige, hatte ich doch immer wieder Briefe, die ich schnell beantworten wollte, weil ich das Leid dessen spürte, was hinter so manchen Worten stand, konnte teils auch die Tränen der Schreiber spüren, mit denen die Zeilen geschrieben waren. Es hatte für mich auch einen großen Reiz, dann nach Hause zu kommen und empfangen zu werden. Gekrönt von einem leckeren Essen voller Lust und einem Nachtisch voller Leidenschaft einfach unschlagbar.

Die Fans betrachteten uns als Einheit, aber glücklicherweise auch als Shelly und Franzi. Ich musste mich in mein neues Leben in der Öffentlichkeit noch rein finden. Die öffentlichen Auftritte, das Medieninteresse waren mir immer noch fremd und allzu oft fragte ich mich, womit ich es verdient hatte so viel Aufmerksamkeit zu bekommen. Shelly amüsierte sich regelmäßig über meine etwas kindliche Freude über Komplimente oder Dankensschreiben. Ich hatte das nicht oft erlebt in meinem alten Leben. Es berührte mich sehr und manchmal überschwemmte es mich mit Glück, wenn mein geschmälertes Ego Futter bekam.

Meistens standen wir morgens gemeinsam auf und fuhren zusammen ins Studio und sahen uns über den Tag kaum. Shelly drehte und ich schrieb meinen Schreibern. Die Briefe wurde immer fragender, hilfesuchender. Ich hatte meine eigene Homepage gestaltet und beantwortete nun täglich Emails und Briefe. Die Fragen drehten sich vor allem um das Thema gleichgeschlechtliche Sexualität, aber es gab auch viele, die zu den unterschiedelichsten Themen Hilfe suchten. Im Grunde ging es immer wieder um die unterschiedlichsten Formen von Beziehungen und Liebe.

Wir versuchten unsere Pausen gemeinsam zu machen, was nur ging, wenn Shelly keinen Außendreh hatte. Wenn Ron mich dann nicht abholte schrieb ich durch ohne Pause zu machen. Ich dachte mir immer wieder, es würde sich irgendwann der Ansturm an Anfragen legen und ich würde mir einen anderen Job suchen müssen. Aber das Gegenteil war der Fall. Es wuchs und ich freute mich jeden Tag auf diese Aufgabe, die ich mit Freude erledigte. Meine Bürotür stand immer offen und jeder im Studio kannte mich inzwischen. Ich tat dies eben genau aus diesem Grund. Ich war neu in diesem Team, mit einem neuen Tätikeitsfeld und dazu war ich Freundin des Stars der Serie. Es war also wichtig, mich in das Team zu integrieren und das weil ich war wie ich war, nicht weil ich die Frau von war. Ich hielt regelmäßig smalltalks, stellte mich vor, wenn ich jemanden noch nicht kannte und erklärte auch gerne, was meine Aufgabe war. Zugegebenerweise gab es kaum jemanden, der mich nicht kannte. Mein Gesicht war ebenfalls Teil der Pressemeldungen rund um Shelly. Aber der ein oder andere war sich eben doch nicht so sicher, ob er die jenige welche vor sich hatte oder nicht. Mit Ron und Madlin hatte sich eine wunderbare Freundschaft entwickelt, aber noch nicht ein Mal hatten wir es geschafft, und zu sechst zu treffen, also mit den Männern der beiden. Vorgenommen hatten wir es uns schon einige Male. Ich mochte mein neues Leben in Kanada sehr. Sandrine fehlte mir dennoch manchmal so sehr, dass es weh tat. Ich war dankbar darum, dass es die Technik erlaubte, sie auf elektronischem Weg zu sehen und zu hören. Sie würde in ein paar Wochen kommen und ganze drei Wochen bleiben. Das konnte ich kaum mehr abwarten und auch Shelly freute sich sehr, sie wieder zu sehen. Ich fragte mich aber auch manchmal, ob sie sich nicht viel mehr freute, weil ich mich so sehr freute.

Shelly und ich waren sehr zusammen gewachsen. Wir hatten in unserer jungen Beziehung schon einiges durch gemacht und schienen erst jetzt wirklich dazu zu kommen, uns in langweiligem Alltag kennen zu lernen. So wirklich langweilig war es nie, aber es gab eine geregelte Normalität und Struktur und ich hätte nie geglaubt, dass ich das jemals so genießen könnte. Es war gut, dass jeder seinen Job hatte und wir nicht den ganzen Tag aufeinander hockten und doch genoss ich es sehr, sie beinahe jederzeit sehen zu können, wenn mir danach war.

Manchmal schummelte ich mich hinter die Kulissen des Studios und beobachtete sie. Ich liebte es, ihre Mimik und Gestik zu verfolgen. Dieses kleine smarte Lächeln, für das sie in der Serie bekannt war und das sie mir gerne schenkte, wenn sie etwas von mir wollte oder eine Überraschung für mich hatte. Es war so frech, einladend und herzlich, dass sie mich jedem Mal wieder um den Verstand bringen konnte. Ihr Körper, ihre Bewegungen. Ich kannte ihn, jeden Muskel und ich liebte es, wenn sie Shirts trug, die ihre Oberarme frei ließen. Diese zarten sehnigen Muskelfasern in ihren Schultern, ihren Armen zu beobachten, wie sie sich mit jeder Bewegung veränderten, fand ich einfach wunderschön. Ich verliebte mich immer wieder neu in sie und konnte es kaum glauben, dass wir zusammen gehörten. Immer wieder holten die Erinnerungen mich ein und jagten erneut Schmetterlinge durch meinen Körper. Diese Geschichte war einfach so unglaublich, dass ich es selbst manchmal kaum glauben konnte und kopfschüttelnd vor mich hin lächelte. "Was ist?" fragte mich dann Shelly, wenn sie das sah. Ich musste sie dann nur ansehen und spüren, wie sehr ich sie liebte, um auch bei Shelly dieses lächelnde Kopfschüttel aus zu lösen. Dieses Meet and Greet hatte mein Leben komplett verändert. Nicht im Traum hätte ich daran gedacht oder es mir in meiner Fantasie ausmalen können. Und doch war es auch so normal, so natürlich, fast wie selbstverständlich. Wenn es Fügung oder Schicksal gab, dann musste unsere Beziehung eine solche sein.

Hin und wieder gab es auch Streitereien, selten, aber es gab sie. Meist waren die Themen belanglos. Aber sie verschafften einmal mehr Klarheit und eine klarere Positionierung innerhalb der Beziehung, schaffte neue Kompromisse und vor allem sorgten sie immer mal für frische Luft. Wenn wir uns wieder versöhnten konnten wir meist auch darüber lachen, was uns getrieben hatte, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen.

Was uns immer sicher war, war die Gewissheit, dass wir zueinander gehörten. Sie war die Liebe meines Lebens und das sollte es immer sein.

@lialight

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Meine lieben,

ich habe mich dazu entschlossen, an dieser Stelle ein Ende zu setzten. Zumindest zu Band 1 ;-).

Auch ich sitze immer wieder lächelnd und kopfschüttelnd vor der Zahl der reads und votes und vor allem vor euren unglaublich lieben Kommentaren. Ich kann immer noch nicht glauben, was aus der Geschichte wurde, die ich irgendwann angefangen hatte und nicht mehr weiter schreiben wollte, weil der kleine Zwerg der Selbstkritik sein Unwesen trieb. Ich bin euch sehr dankbar für euren Support und damit das Anstacheln meiner Motivation und den Glauben an mich. Ohne Euch wäre diese Geschichte nicht zu einer geworden! DANKE!

Jede einzelne von euch ist wunderbar und einzigartig, vergesst das nie!

Ich werde mich nun einmal der Überarbeitung der Geschichte witmen und schauen, ob sie es tatsächlich in eine Veröffentlichung schafft. Ich freue mich auch, einmal wieder etwas zu lesen, was in den letzten Monaten fast gänzlich unter gegangen ist.

Euer Wunsch nach mehr, liegt mir sehr am Herzen und an Ideen magelt es auch nicht. Es wird weiter gehen...

We stay in contact! :-)

Herzlichste Grüße

Eure

Lialight

Meet and love (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt