25. Fan pic

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Shelly wurde zunehmend mutiger und wagte sich immer häufiger ohne Verkleidung mit mir raus. Zumindest wagte sie sich, ihre Mütze weg zu lassen, was sie selbst als deutlich angenehmer empfand. Einige Tage ging das gut. Keiner hatte sie angesprochen. Hier und da tuschelte der ein oder andere, aber keiner wagte den Schritt zu uns. Bis zu diesem Tag.

Wir waren gerade aus dem Dom gekommen, den ich ihr gezeigt hatte und wollten noch eine Runde durch den Park gehen. In etwas Entfernung sahen wir zwei Frauen und einen Mann bei einer Unterhaltung. Plötzlich erblickte eine von ihnen uns und tippte hecktisch die anderen an. Alle blickten zu uns und tuschelten handefurchtelnd. Eine hilf sich die Hände vor den Mund und geriet schon beinahe in Hysterie. "Oh oh, wir wurden soeben entdeckt." bemerkte Shelly und schon in diesem Moment kamen die drei auf uns zu.

Sie standen vor uns und schienen alle Sprache verloren zu haben. Nur der Mann in der Runde fasste sich ein Herz. "Äh sorry, sie sind doch Shelly, die aus der Serie oder? Oh Englisch, sie sprechen nur englisch." fiel ihm da auf und wiederholte seine Frage auf englisch. Ich war wirklich amüsiert und outete mich nicht als deutschsprachig. Shelly ließ sich freundlich ein auf die nun zappelnden und zitterneden Frauen, nachdem sie mit "Yes." geantwortet hatte. "Darf ich ein Autogramm haben? Darf ich ein Foto machen?" fragte sie. Ich hielt mich zurück und ließ Shelly das regeln. Ich beobachtete das Treiben und sah auch, dass Shelly trotz freundlichem Treiben angestrengt war. Die Fans hingegen merkten das so gar nicht. Sie wollten dies und das und drängten mich etwas ins Abseits. Einmal mehr wurde mir klar, worauf ich mich eingelassen hatte. Und trotzdem bemerkte ich auch, dass die Fans hier weniger lauthals unterwegs waren als in Kanada. Die Szenen, die ich dort erlebt hatte, waren wirklich laut und kreischend. Ich erinnerte mich an diesen Paparazzi auf dem Motorad, das war wirklich lebensgerfährlich. Diese hier gerieten eher in flüsternde Verzückung. Ich würde damit leben müssen, dass diese Fanaufläufe immer wieder vorkommen würden. Ich war hin und her gerissen zwischen Spannung, das einmal so haut nah zu erleben und genervt sein, dass ich meine Freundin teilen musste. Zumindest fühlte sich das so an. Als die drei sich etwas beruhigt hatten, wurde eine ganz mutig. "Wollen sie mit uns etwas trinken gehen?" fragte sie. "Nehmt es mir nicht übel, aber ich bin hier in Urlaub und nicht alleine unterwegs. Daher heute nicht." Etwas enttäuscht schauten sie drein und blickten auch in meine Richtung. Ihr Blicke verrieten ihren Neid, dass ich so nah dran war, an ihrem Star.

Sie verabschiedeten sich und Shelly hakte sich in windeseile bei mir unter. "Komm süße, weg hier, irgendwo, wo uns keiner sieht." bat sie mich.

"Wie wäre es mit Kino?" äußerte ich meinen spontanen Einfall und hielt das für eine gute Idee. Im Kino war es dunkel und wir könnten uns einen schönen Film anschaun. "Weißt du was, das machen wir. Ich will unbedingt den neuen Spielberg sehen. Obwohl ich wahrscheinlich nicht viel verstehen werde auf deutsch. Egal, lass uns hin gehen." "Oh ja stimmt, das ist blöd. Aber ich könnte dir ein wenig übersetzten, also so, dass es keinen stört und du trotzdem alles verstehst. "Super Idee, los geht's." und schnurstracks steuerten wir auf das nächste Kino zu. Es war recht leer. Es war ein warmer Tag, an dem man vermutlich nicht ins Kino ging, aber wir hatten den Wunsch uns ins Dunkel zu verziehen. Wir kauften uns Karten und Shelly bestand darauf, dass wir uns in die letzte Reihe, direkt unter den Projektor zu setzten. Sie meinte, dort habe man die beste Sicht. Und sie hatte irgenwie Recht. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte mal so exakt in der Mitte der Leinwand gesessen habe. Das Licht ging aus und die mir so verhasste Werbung begann. Wir hatten uns mit Chips, Popcorn und Wasser eingedeckt und ich war versucht, mich bereits darüber her zu machen und vermutlich hätte ich dann zu Filmbeginn bereits alles vernascht. Ich beherrschte mich. "Wie ist das für dich, wenn diese Fans so auf mich ein strömen?" fragte sie mich interessiert.

"Weiß nicht, irgendwie spannend, aber so ganz entspannt ist es nicht." antwortete ich ihr ganz ehrlich.

"Das glaube ich dir. Für mich ist das auch nicht einfach. Aber sie sind es, die die Serie und mich so erfolgreich machen. Ohne unsere Fans wäre das überhaupt nicht möglich. Aber ich möchte auch nicht, dass es dich zu sehr nervt. Vielleicht sollte ich mir eine bessere Verkleidung einfallen lassen."

überlegte sie. "Shelly, ich selbst war vorher so ein Fan. Ich kann sie verstehen. Ich dachte auch, ich falle in Ohnmacht, als du auf mich zu gekommen bist. Ich kenne dich nicht anders, also mach dir bitte keine Gedanken. Ich kann das schon händeln."

"Dann habe ich mir jetzt wohl einen Fan vergeigt, was?" fragte sie und hatte einen ziemlich frechen Gesichtsausdruck.

"Aber sowas von." bestätigte ich belustigt.

"Mist, dann sollten wir doch lieber wieder getrennte Wege gehen. Ich brauche jeden Fan, den ich kriegen kann." ärgerte sie mich weiter. Ich winkte sie näher an mich heran. Meine Lippen waren ganz nah an ihrem Ohr. "Untersteh dich." flüsterte ich und küsste sie ganz zart und unauffällig am Ohr. Shelly schüttelte sich gekitzelt. "Einen Teufel würde ich das tun." lachte sie.

Außer uns saßen nur cirka zehn weitere in diesem Kinosaal. Der Film startete und wir blickten Gebannt zur Leinwand. Eine ganze Weile später spürte ich, wie Shellys Hand auf meinem Oberschenkel landete. Ich legte meine Hand auf die ihre und wir sahen uns verliebt und vereint an. Niemand konnte das sehen, nur wir. Unsere Finger spielten ihre eigenes Lied. Wir streichelten uns nur mit den Fingerspitzen. Vibrationen machten sich breit und jede Berührung, jede Bewegung unserer Finger umeinander lösten Feile in jeden Körperteil und ich glaubte, dass wir nichts mit kriegen könnten von dem Film. Bis hin zu der Grenze, an der wir nicht weiter gehen würden, trieben wir es. Erst dann, verhakten sich unsere Finger ineinander zu einer Stillen Einigkeit.

Der Film war sehr spannend und fesselte auch unsere Aufmerksamkeit. Nur gelegentlich trafen sich unsere Blicke.

"Was haben die jetzt vereinbart?" fragte Shelly mich, weil sie die Stelle nicht verstanden hatte. Ich beugte mich zu ihr rüber. "Sie wollen sich zusamm..." Ich konnte nicht weiter reden, da drückte sie mir kurz aber sehr zärtlich ihre Lippen auf die meinen. Ich war überrascht von ihrem Mut und schenkte ihr ein Lächeln. Sie sah sich kurz um und legte dann ihren Kopf an meine Schulter. Ein Stückchen Normalität in der Öffentlichkeit und doch im Schutz der Dunkelheit.

©lialight

Meet and love (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt