58. Game without rules

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"Babe, babe, wach auf." hörte ich scheinbar kilometer weit entfernt. Ich spürte, wie jemand an mir rüttelte. Fest und bestimmt. Mit einem Satz schreckte ich hoch und hätte mit meinem Kopf beinahe Shelly's erwischt. "Was, was ist passiert?" fragte ich noch nicht annähernd wach und völlig überrumpelt. Shelly atmete durch und schien selbst noch nicht ganz wach zu sein. "Gott, du hattest einen Albtraum. Du hast geschrien. Ich hab mich so erschrocken." erklärte sie mir, während sie aus dem Bett stieg. Sie zog sich ein Shirt über und war sichtlich durcheinander. "Ich kann mich nicht erinnern, was ich geträumt habe. Aber ich fühl mich irgendwie komisch." sagte ich und musste einmal mehr tief durch atmen. Ich spürte wie mein Puls immer noch raste. Eine gänzlich schreckliche Art morgens wach zu werden. Dieser Tag war schon jetzt dazu verurteilt schlecht zu werden. "Ich mach Frühstück." grummelte Shelly und machte sich auf den Weg in die Küche. Die Klaue in meinem Nacken war mir näher als zuvor und ich hatte eine verfluchte Angst vor der Pressekonferenz. Ich war mir nicht sicher, ob ich es Shelly gegenüber ehrlich sagen sollte. Vielleicht ging es ihr genauso und ich würde unser beide Angst nur noch mehr schüren. Ich stellte mich unter die Dusche und hoffte mir einen Teil meiner Angst und Horrorvorstellungen abspülen zu können.

Als ich nach unten kam hatte Shelly den Tisch schon gedeckt und es roch herrlich nach Kaffee. "Hey Schatz, hast du dich etwas erholt von dem Schrecken?" fragte sie mich freundlich. Aber ich kannte sie zu gut. Ihr Blick war voller Sorge. Ich stieg ein auf ihren Versuch stark zu sein. Ich lächelte und gab ihr einen Kuss. "Ja, du dich auch?" Sie nickte und blickte sofort in ihre Tasse. "Tut mir echt leider, aber diese ganze Geschichte bleibt mir weniger in der Kleidung hängen, als ich es gerne hätte." sagte sie ohne ihren Blick auf zu richten. Ihr war klar, dass sie dann vielleicht ihre Stärke einbüßen würde. "Geht mir auch so." war das einzige, was ich dazu raus brachte. In dem Moment klingelte Shelly's Handy. Sie ging ran, es war Madlin. "Guten Morgen." begrüßte Shelly sie. "Guten Morgen Shelly, wie geht es euch? Habt ihr den Tag gut verbracht gestern?" fragte sie.

"Ja, haben wir." antwortete sie und grinste in meine Richtung. Ich liebte dieses Grinsen an ihr. Es war keck und frech und verhieß einen Menschen voller Witz. Aber vor allem war es in diesem Moment frei von Sorge. "Schön. Also ich hab das jetzt so gereglt, dass die anderen schon um zwölf starten und du erst gegen halb eins dazu kommst. Ich werden der Presse dann erklären, dass du im Stau fest hängst. In der Zeit schicke ich euch einen Fahrer, der euch dann ins Hotel bringt." erklärte Madlin. "Ins Hotel? Findet die Konferenz nicht auf dem Studiogelände statt?" fragte Shelly irritiert. "Nein, das habe ich geändert. Das Studio ist mir nicht sicher genug." Eine deutliche Niedergeschlagenheit malte sich in Shelly's Gesicht ab. "Ach so. Das verstehe ich, ja." Die beiden verabschiedeten sich und wir machten uns nach und nach fertig. Wir redeten kaum, küssten uns dafür immer wieder. Es war wie ein Gang vors höchste Gericht. Ein riesiger Schatten verfolgte uns und wir waren beide nicht wahrhaftig fähig, dem mutig und angstfrei zu begegnen. Ich würde nicht von ihrer Seite weichen und vor allem meinen Blick nicht von ihr lassen.

Die Zeit war gekommen und wir wurden abgeholt zur Pressekonferenz. Auch auf der Fahrt dort hin sprachen wir kein Wort. Unsere Sinne waren auf Hochspannung und unsere Hände lösten sich nicht einen Zentimeter voneinander. Wir sahen uns immer wieder an und unsere Blicke schwankten zwischen Flucht und Zuversicht.

Im Hotel angekommen, empfing uns Madlin. Sie führte uns ein paar Gänge entlang zu einem Seminarraum, wo das Ganze statt fand. Als wir, immer noch Hand in Hand, die hinteren Räume betraten, wurde sie begrüßt mit einem auch mir inzwischen vertrauten "Hey Shell." Sie lächelte und grüßte zurück mit ihrem üblichen: "Hey Kell." Ich wurde mit einem freundlichen Nicken begrüßt. Eben wie immer. Kelly kümmerte sich um das Catering. Sie sorgte immer und überall für das leibliche Wohl der Schauspieler. "Du bist gleich dran, die Presse war schon etwas ungehalten, dass sie erstmal auf dich verzichten müssen, aber die anderen kriegen das gut hin. Franzi, du kannst dich vorne rein schleichen. Das kriegen die dann gar nicht mit." Meine Nerven waren bis zum zerreißen gespannt. "Okay." antwortete ich knapp und zog Shelly zu mir. "Ich liebe dich, versprich mir, dass du sofort den Raum verlässt, wenn du ein ungutes Gefühl hast." Shelly nahm mein Gesicht in ihre Hände, küsste mich und strich mir meine Haare aus dem Gesicht. "Versprochen. Es wird schon alles gut gehen." sagte sie und setzte wieder ihr Lächeln auf, dass mir Sicherheit suggerieren sollte. Aber die Angst in ihren Augen sprach Bände. Shelly verabschiedete sich und betrat den Raum. Sofort brach tosender Applaus los. Sie setzte sich an das Pult, direkt in die Mitte, der Platz, der für sie reserviert war. Sie war professionell wie immer und entschuldigte ihre vermeintliches zu spät kommen. Ich machte mich schnellen Schrittes durch den Gang zur hinteren Tür, durch die ich mich leise, beschützt von dem Lärm der Klatscher, unter die Presseleute mischen konnte. Kurz hinter mir betrat auch Kelly den Raum und lächelte zu mir rüber.

Meet and love (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt