Schon das Aufstehen war furchtbar. Die Schwere der Stimmung zerquetschte jeglich Freude in der Luft. Wir beide versuchten, uns zu beherrschen, jede Träne vor der anderen zu verbergen. Es war der Tag meiner Abreise. Ich wollte am liebsten alles hin schmeißen, mein Leben in Deutschland in der Luft verpuffen lassen und hier in Kanada komplett neu durchstarten, mit Shelly an meiner Seite. Aber mir fehlte der Mut. Ich konnte nicht einfach alles hinter mir lassen. Ich hatte ein Leben dort, ein ganz anderes als das hier. Ich konnte nicht glauben, dass ich nur eine Woche in Vancouver war. Mit Shelly fühlte es sich so vertraut und so unglaublich schön an, dass es unendlich schien.
Sie lag neben mir, den Blick von mir abgewandt. Ich konnte es nicht hören, aber ich sah, wie ihr Körper leicht vor sich hin bebte und sie den Kampf gegen ihre Tränen verloren hatte. Ich küsste ihre Hand, ihren Arm, ihre Schulter. Sie ließ einen Blick in ihr Gesicht nicht zu und auch ich traute mich nicht, hin zu sehen. Ich wusste, es würde auch meine Schleusen aufreißen.
"Ich will dich wiedersehen." sagte ich mit zugeschnürrter Kehle.
"Ich dich auch..." antwortete sie mit erstickten Worten.
"Hey, Süße, sei nicht traurig, lass uns die letzten Stunden genießen." versuchte ich sie zu trösten.
"Ich versuchs, gib mir einen Moment, bitte." sie schluchzte und es zerriss mir die Seele. Ich wusste, würde ich jetzt nicht ein Ausweichmanöver starten, ich würde mich nicht mehr halten können.
"Ich geh duschen, ok?" sagte ich und verschwand ohne eine Antwort ab zu warten.
Ich ließ das Wasser auf meinen Körper prasseln und fühlte mich wie gelähmt. Es durfte nicht zu Ende sein und doch war es das, sobald ich den Flieger besteigen würde. Eine einfach unfassbare Woche nahm ihr Ende. Würde es auch das Ende unserer Liebe sein? Würde es sich noch nach Liebe anfühlen, wenn ich ersteinmal in Deutschland war? Ich konnte es mir nicht vorstellen und doch fütterten all diese Gedanken, das kleine Teufelchen, dass sich bereits siegessicher den Bauch rieb und lachte, ob meiner Naivität. Niemals konnte das wahre Liebe sein. Ein Urlaubsflirt, ein kurzes Spielchen, dass genauso enden würde, wie es Urlaubsflirts nun mal taten, versuchte es mir ein zu trichtern. In meine Gedanken versunken, wurde ich aus eben diesen gerissen, als ich eine Hand an meinem Rücken spürte. Ich hatte nicht bemerkt, dass Shelly ins Bad gekommen war. Sie stieg in die Dusche und umarmte mich, während das Wasser unaufhörlich unsere Seelen reinigte. Endlos, nicht enden wollend hielten wir uns.
"Es ist so verdammt schwer, dich gehen zu lassen. Ich habe noch nie so empfunden. Ich will nicht, dass du gehst und doch weiß ich, dass ich dich lassen muss. Es ist so verdammt schwer." flüsterte sie, gefestigt. Nun war ich die jenige, die sich nicht mehr halten konnte.
"Ich habe eine scheiß Angst, dass es das jetzt war. Das ich weg fliege, du eine andere kennen lernst und mich vergessen wirst. Ich sehne mich jetzt schon nach dir und ich bin noch nicht einmal weg."
Wir hielten und, einmal fester als zuvor. "Das wird nicht passieren, ich will dich einfach ganz schnell wieder sehen." sagte sie in einem so glaubhaften Ton, dass der kleine Teufel ersteinmal blöd aus der Wäsche blickte.
Wir küssten uns innig, tauschten die letzten Liebkosungen aus, bis es an der Zeit war, uns fertig zu machen.
Madlin war bereits eingetroffen, sie hatte sich angeboten, uns zum Flughafen zu fahren. Vermutlich weniger, um ihren Schützling zu umsorgen, als vielmehr um sicher zu gehen, dass ich auch tatsächlich abreiste. Sie hatte Frühstück mit gebracht, aber daran war für beide nicht zu denken. Wir tranken unseren Kaffee und damit waren wir bedient. Es herrschte schwere Stille am Tisch. Madlins Blick ging zwischen uns hin und her. Auch sie schien erst jetzt zu begreifen, wie tief unsere Gefühle füreinander waren.
"Mädels wir müssen los. Na kommt." sagte sie bedächtig und doch gradlinig.
Wir rafften uns zusammen, setzten uns beide auf die Rückbank und nutzten die letzten Minuten, uns aneinander zu kuscheln. Kein sprach auch nur ein Wort.
Am Flughafen angekommen, parkte Madlin den Wagen und drehte sich zu uns um.
"Franzi, Shelly wird nicht mit dir in den Flughafen gehen können. Sie wird dort umringt werden, dass möchte ich vermeiden. Die Presse darf einfach keinen Wind von euch bekommen. Ich steige aus und lass euch noch einen Moment alleine, aber dann werdet ihr euch trennen müssen." Da war er wieder der geschäftsmäßige Ton und doch hatte sich auch etwas liebevolles in ihrer Stimme. zum ersten Mal. Sie stieg aus dem Wagen und ließ uns hinter den getönten Scheiben die Intimität des Abschieds. Wir küssten uns, weinten, waren nicht fähig noch etwas zu sagen.
"Lass uns telefonieren." brach es aus mir heraus. Shelly nickte voller Tränen. Sie kramte in ihrer Hosentasche und zog einen Zettel hervor.
"Was ist das?" fragte ich.
"Das ist der wohl wichtigste Zettel in meinem Leben. Auf den hast du vor ein paar Tagen deine Handynummer geschrieben und jetzt bist du Teil meines Herzens. Ich werde ihn niemals her geben."
"Ich liebe dich." purzelten die bedeutensten Worte der Welt über meine Lippen und sie besiegelten die Beziehung, die zwischen uns entstanden war.
Die Wagentür öffnete sich und wir wussten beide, was es zu bedeuten hatte. "Es tut mir leid." hauchte Madlin, die es kaum ertrug, in unsere verweinten Gesichter zu sehen.
Ich stieg aus und Shelly rief mir nach, ich solle ihr einen Nachricht schicken, wenn ich in Deutschland angekommen bin. Ich versprach es ihr, drehte mich um und auch Madlin verabschiedete sich mit einer Umarmung von mir. Es überraschte mich und doch signalisierte sie mir, dass sie mir inzwischen glaubte, dass ich nichts böses im Schilde führte.
Es war der schrecklichste Abschied in meinem Leben und ich betete ins Universum, dass dies nicht das Ende unserer Beziehung war.
©Lialight
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Meet and love (gxg)
RomanceEin Meet and Greet mit Folgen. Sie glaubte nicht daran, dass sie das Treffen mit ihren Stars gewinnen würde. Sie glaubte nicht daran, dass sie ihrem größten Star so nah kommen würde. Sie ahnte nicht, das sich daraus noch viel mehr entwickeln sollte...