18. Phone call

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Shelly

Ich hatte mir extra früh den Wecker gestellt, damit ich garantiert noch die Chance hatte, mit meiner liebsten zu skypen. Ich machte mich startklar für den Tag und ließ mir noch eine Tasse Kaffee durch laufen. Inzwischen hatten sich unsere Telefonate gut eingespielt und ich genoss es, sie sehen zu können. Nur selten schafften wir es nicht. Ich konnte mir nicht mehr vorstellen, wie mein Leben ohne Franzi war. Es schien so weit entfernt. Dabei waren nur ein paar Wochen vergangen. Ich konnte Stunden mit ihr reden und startete ganz anders in den Tag, voller Freude. Am meisten möchte ich die Wochenenden oder wenn ich drehfrei hatte, dann musste ich nicht auf die Uhr sehen und konnte mich voll und ganz dem Genuss hingeben. Sämtlichen Kollegen war meine gute Laune bereits aufgefallen. Alle vermuteten, dass ich verliebt sei. Jedoch war Ron der Einzige, mit dem ich diese Freude teilte. Um Punkt 9 Uhr würde ich sie anklingeln. Dann hatte wir genau eine Stunde, bis ich ins Studio fahren musste. Ich war immer noch aufgeregt, vor jedem Skype. Aufgeregt, ob ich gut aussah, gut gekleidet war und einfach schön war und ich immer noch attraktiv für sie war. Ich wollte mir nicht ausmalen, wie es wäre, wenn ich es einmal nicht mehr sein würde oder sie eine Frau in Deutschland kennen lernen würde. Ich wollte diese Gedanken einfach nicht haben. Trotzdem tat er sich hin und wieder auf. Aber jetzt ließ ich ihm keinen Raum. Ich war mit allen Sinnen bei Franzi und machte es mir mit meinem Laptop auf meinem Bett gemütlich. Nur noch eine viertel Stunde, dann würde ich sie sehen.

Franzi

Wie so oft, stand ich im Berufsverkehr und blickte mindestens alle 30 Sekunden auf die Uhr. Es rückte auf 17.30 Uhr zu und ich geriet bereits in einen erhöhten Herzschlag. Um 18 Uhr war ich mit Shelly verabredet. Wenn ich zu spät käme, würde das von unserer Zeit abgehen oder schlimmstenfalls würden wir uns gar nicht zu Gesicht oder viel mehr zu Bildschirm kriegen. Ich bibberte. Es ging nicht einen Schritt vorwärts. Das konnte doch nicht wahr sein. An diesem Tag stockte der Verkehr wirklich sehr und ich hätte am liebsten Rotatorenblätter an meinem Auto gehabt, die ich einfach hätte ausfahren können und wäre schleunigst nach Hause geflogen. Ich betete und bettelte, dass es doch endlich weiter gehen sollte. Ich hielt ganze Monologe laut vor mich hin. Die Fahrer die mich sehen konnten mussten mich für eine verrückte halten, die Selbstgespräche führte. In diesem Moment lagen sie auch gar nicht falsch damit.

Nach einer weiteren viertel Stunde ging es plötzlich ruckartig weiter und ich war mir sicher, dass mich eine höhere Macht erhört hatte. Jetzt gab es kein halten mehr für mich. Ich raste los immer an der Grenze zur Limitüberschreitung und schaffte es auf die letzte Minute vor meinen Laptop. Da klingelte Shelly auch schon an. Völlig abgehetzt ging ich dran.

"Hey Shelly." krächzte ich außer Atmen aus mir raus.

"Hey Süße, wo kommst du denn her? Du bist ja ganz durch den Wind." lachte sie.

"Auf dem Heimweg gab es wohl einen Unfall und ich bin just in diesem Moment die Tür rein gekommen. Ein Glück."

"Sollen wir später skypen? Dann kannst du erstmal in Ruhe ankommen?"

"Auf keinen Fall, nicht eine Minute verschenke ich. Meine Jacke kann ich auch hier ausziehen."

"Nur die Jacke?" fragte sie mit einem aufgelegten betröbbelten Gesicht.

"So so, ich soll also noch mehr ausziehen?"

Mit hochgezogener Augenbraue und Flirtgesicht grinste sie in die Kamera.

"Ich habe Entzugserscheinungen von dem was sich unter deinem Shirt verbirgt."

"Du meinst das hier?" fragte ich keck und zog mein Shirt aus. Langsam ließ ich meine Hand über meinen Oberkörper gleiten.

Meet and love (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt