44. Desicions

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Es gab so unendlich viele Talkshows und so viele hatten angefragt. "Es ist auch eine aus Deutschland dabei." verkündete Madlin. Mich durchfuhr es, heiß und kalt gleichzeitig. "Aus Deutschland? Ist das dein Ernst?" hakte ich noch einmal nach. Madlin nickte. Shelly schmunzelte vor sich hin. "Das wäre mein erstes Interview in Deutschland." sagte sie. Ich spürte, das es mich in diesem Moment überforderte. "Herrgott, was ist den so besonderes daran, wenn sich zwei Frauen lieben? Was muss man denn da so ne Welle machen?" schimpfte ich kopfschüttelnd. Madlin legte ihre Hand auf meine Schulter. Sie verstand meinen Unmut. "Franzi, Shelly ist nicht irgendeine Frau. Sie ist die Traumfrau. Euer Outing ist ungefähr vergleichbar damit, wie es wäre, wenn Angelina Jolie verkünden würde, dass sie eigentlich ein Mann ist. Das müssen die Leute draußen erstmal auf die Kette kriegen." Sie erklärte es mir ruhig und mit dem Vergleich war mir auch klar, warum alle so ein Aufhebens darum machten. Ich brauchte einen Moment, um von meinem das-ist-mir-zu-viel Trip wieder runter zu kommen. Shelly meldete sich zu Wort: "Ich schlag euch was vor, wir machen ein einzige exklusives Interview und ich wäre dafür, dass wir es in der Sendung machen, in der ich meine Liebeserklärung verkündet hatte. Und dann gehen wir noch für die deutschen Fans in dieses Frühstücksfernsehen, wenn du damit einverstanden bist." Stille. Ich war wohl immernoch nicht wieder runter gekommen, von meiner Überforderung. "Was sollen wir denn da überhaupt? Worüber reden? Über unser Intimleben?" fragte ich gereizt. Ich wusste nicht wohin mit mir. Ich wäre am liebsten weg gelaufen. Das war alles so neu für mich und mein vorangegangener Mut hatte mich nun vollends verlassen. Shelly stand auf und kniete sich vor mich. "Mach dir keine Sorgen, es wird alles werden. Wenn du nicht möchtest, mach ich die Interviews alleine." bot sie mir an. Madlin verneinte allerdings sofort. "Das würde ich nicht machen. Die Fragen alle expliziet nach euch beiden. Franzi, die werden wissen wollen, wie das mit euch zu Stande kam. Wie das war als der Brief veröffentlich wurde und so weiter. Ich werde alle Fragen vorher durchgehen mit der Reaktion und werde auch eine Liste besorgen, wenn dir das mehr Sicherheit gibt. Dann kannst du dir in Ruhe ansehen und dir überlegen was du antworten willst. Okay?" Sie war wirklich nett und ich verstand jetzt auch, was so alles Aufgabe einer Managerin war. "Gut das du uns unterstützt, danke." sagte ich zu Madlin. Sie war sichtlich berührt und ihre Wangen liefen etwas rot an. "Gerne." antwortete sie und fing an, ihre Sachen zu packen. "Genug für heute Mädels. Wollen wir dann also die beiden Shows machen? Dann bereite ich alles vor und wir sprechen alles weitere dann durch?" "Ja, das klingt gut. Für dich auch Franzi?" fragte mich Shelly. Ich nickte und war einfach überwältigt von den Mengen an fremden Eindrücken, mit denen ich jetzt umzugehen lernen musste. Mir wurde zunehmend klarer, dass ich nicht mehr irgendeine Franzi, irgendwo auf der Welt war. Ich hatte ein öffentliches Gesicht und Leben. Ich war mir sicher, ich konnte zu diesem Zeitpunkt dennoch nicht abschätzen, was das alles mit sich zog. "Trinkst du noch ein Glas Wein mit uns?" fragte Shelly Madlin. Sie zögerte etwas. Es war ein Freundschaftsangebot, dass auch Shelly nicht leicht gefallen war, das konnte ich ihr ansehen. Madlin sollte das nicht vergeigen. "Ein halbes, ich muss noch Auto fahren." Ich stand auf und holte einen trockenen Rotwein aus dem Regal und drei Gläser, die ich auf ein Tablett drappierte. "Lasst uns doch ins Wohnzimmer gehen, dass ist gemütlicher." regte ich die beiden an. "Ich helf dir." antwortete Madlin und nahm mir zwei Gläser ab. Ich wollte sie unterbrechen und ihr sagen, dass ich das schon hin bekomme. Aber ich sparte es mir und schenkte ihr ein Lächeln. Shelly kam hinterher, nahm mir die Flasche ab und kramte einen Öffner aus der Schublade. Ich sah ihr nach, verträumt und verliebt. Sie bemerkte meine Blicke. Sie trat auf mich zu und gab mir einen zärtlichen Kuss. "Du wunderschöne Frau." flüsterte sie. Das kam sofort in meinem Herzen an, egal, was der Kopf da nun wieder gegen zu argumentieren hatte.

Wir setzten uns um den kleinen Tisch und machten es uns gemütlich. "Madlin, was tust du sonst in deinem Leben, wenn du nicht grade irgendetwas organisierst?" fragte ich sie neugierig und unternahm damit den Versuch, entgültig für diesen Abend das Thema Öffentlichkeit zu beenden. Sie schmunzelte und es war meine Einladung an sie, sie besser kennen zu lernen. "Ich habe vor kurzem einen Mann kennengelernt, was mein schlechtes Gewissen euch gegenüber mehr als bedient hat. Ich habe ihn ziemlich vernachlässigt, weil mir das mit euch echt zugesetzt hat. Ich hab in dem Moment begriffen, wie es ist zu lieben. Ich hatte es vergessen." "Du hast einen Mann kennen gelernt? Erzähl schon." forderte Shelly Madlin auf und sie war sichtlich erfreut, dass wir Interesse an ihrem Leben zeigten und nicht mehr an dem, was gewesen war. Die Frau, die im Hintergrund so viel tat und nie ein Gesicht hatte. Ich öffnete die Flasche und füllte die Glaser. "Er ist ein Journalist. Ich habe ihn tatsächlich eines abends in einer Bar kennengelernt. Er wollte mich ausfragen über dich, Shelly, aber das hatte ich sofort kappiert. Er wusste, wer ich bin, er hatte gut recherchiert. Ich habe ihm eine Standpauke gehalten, über sein unverschämtes Verhalten und schon hat es gefunkt zwischen uns. Er hat mich nie wieder was über dich gefragt und wir hatten einen unglaublich schönen Abend." erzählte sie und plötzlich klang ein zarter Hauch von Herz in ihrer Stimme mit. Eisbrecher Nummer zwei. Jetzt fühlte es sich nach einer schönen Mädelsrunde an. Wir plauderten und quatschten, lachten. Eine Stunde später machte sich Madlin auf den Weg. Wir begleiteten sie zur Tür. "Nun ja, dann wünsche ich euch mal noch einen schönen Abend." sagte sie und machte einen Ansatz, Shelly zu umarmen. Aber sie traute sich nicht recht. Sie war sich noch immer nicht sicher, ob die Welt tatsächlich wieder in Ordnung war. Shelly war genauso unbehofen. Also tat ich den ersten Schritt und umarmte Madlin. Dann trauten auch die beiden sich wieder. Es war eine feste, innige Umarmung. Ich trat beiseite und ließ die beiden alleine.

Als Shelly um die Ecke kam, wo ich gerade noch dabei war, die Gläser in die Küche zu bringen, sah ich, wie sie sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel wischte. "Bist du froh, dass sie wieder da ist?" fragte ich sie. "Ja, sie hat mir wirklich gefehlt, aber ich bin auch noch misstrauisch und ich habe Angst, dass ich es nie wieder los werde." erklärte sie und blickte zu Boden. "Ich glaube, du wirst es nicht wieder los werden. Es ist wie ein Fleck in einem weißen Shirt, er wird mit jedem Waschen blasser, aber sehen wirst du ihn immer. Es war einfach heftig, aber sie war lange an deiner Seite. Es wäre auch nicht fair, ihre keine Chance mehr zu geben." Shelly dachte über das nach, was ich gesagt hatte und drückte mir einen Kuss auf die Lippen. "Mein Engel, wie gut, dass du da bist."

Wir räumten noch ein wenig auf, als Shelly mir mitteilte, dass sie sich umziehen wolle. "Ist gut." rief ich ihr hinterher und wischte über den Tisch. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich hatte es über all das vergessen. "Haaallllttt." rief ich und rannte ihr hinterher. Aber ich war zu spät. Sie stand schon im Schlafzimmer. Ich hatte hunderte von Sternen überall verteilt, die glitzerten und blinkten, Kerzen aufgestellt und auf dem Bett eine kleine Schattel kunstvoll in Szene gesetzt, die mit einer Geschenkschleife verziert war. Sie stand da und staunte nicht schlecht. "Deshalb hast du also so lange gebraucht." stellte sie fest und strahlte übers ganze Gesicht. "Ja, ich wollte doch noch die Kerzen.." "Pssst." unterbrach mich Shelly. Sie küsste mich und nahm mich in ihre Arme. "Es ist so wunderschön." gestand sie. Ich löste mich aus ihrer Umarmung und zog sie an der Hand zum Bett. Er da sah sie die Schachtel und setzte sich. Sie nahm sie in die Hand und sah mich fragend an. "Ist das für mich? Darf ich es auf machen?" fragte sie noch einmal prüfend. "Ja." Ich konnte es kaum erwarten, dass sie es auf machte. Sie öffnete das Papier und hob den Deckel von der Schachtel. Sie riss die Augen auf und staunte, sah mich an, sah wieder in die Schachtel, staunte, aber sagte kein Wort. Ich wurde unsicher. Ich hatte uns Ringe gekauft, einfach silberne Ringe, die das unendlich Zeichen einkraviert hatten. Sie sagte einfach nicht, sie blickte nur. "Ich... also versteh das bitte nicht falsch. Vielleicht ist das ja auch viel zu früh, also ich meine, ich wollte dir jetzt keinen Heratsantrag machen oder so, aber ich dachte, wir sind zusammen und naja die ganze Welt weiß es, also warum nicht auch..." "Halt die Klappe." unterbrach sie mich und ich war geschockt von ihrer Reaktion. Langsam nah sie einen Ring heraus und steckte ihn sich an den Finger. Dann nahm sie den anderen und steckte ihn mir an den Finger. Also gefiel es ihr doch? Sie war seltsam ungerührt. Sie reagiert nicht. Also nicht so, wie ich es mir ausgemalt hatte. Ich fühlte mich wie ein Fisch an der Angel, chancenlos zappelnd. Mit einem Ruck packte sie mich und zog mich zu sich. "Es ist so wunderschön." sagte sie und ihre Lippen tanzten auf den meinen. "Dann gefällt es dir also?" versuchte ich während dem Küssen zu fragen. "Es gefällt mir, Ich liebe dich unendlich." gab sie mir zur Antwort. "Ok, "lachte ich, ich dachte schon, weil du gar nicht reagiert hast. "Rache." fauchte sie gespielt. "Wofür." fragte ich verdutzt. "Dafür," sie küsste mich wieder, "dass du mich hast so lange auf dich warten lassen." Ihre Küsse verhinderte, das ich antworten konnte. "Dafür," ihre Hände suchten sich ihre Weg durch die Stoffe, die meinen Körper bedeckten."dass du so unverschämt liebvoll, schön und so verdammt sexy bist." Jetzt grinste sie und machte sich daran, meinen Körper einmal mehr zu erkunden. "Na dann warte, was dich noch erwartet." flirtete ich sie an. "Noch eine Überraschung also. Ich kann es kaum erwarten." Na dann gibt mal Gas und entblätter mich." Das ließ sie keine Sekunde nachhallen und im Bruchteil eines Wimpernschlags hatte sie das Geschenk drunter entdeckt. "Wow. Wuhu, Babe das ist ...wow...." Ich hatte mir neue Unterwäsche gekauft. Eine schwarzer Slip nur aus Spitze und ebenso der BH dazu. Auf ihm waren winzige Straßsteinchen. Im Körbchen war hautfarbener Stoff eingenäht, der den BH durchsichtig erscheinen ließ. Es fühlte sich sehr angenehm auf der Haut an. "Du siehst einfach toll aus. Ich mag es dir gar nicht aus ziehen." sagte sie und streichelte meinen Bauch. Ich nahm sie beim Kragen und zog sie an mich. "Untersteh dich, es nicht zu tun. Und wenn Rache bei dir immer so heiß ist, dann bestehe ich darauf, dass du dich jeden Tag rächst." Drohte ich ihr aller Lara Croft. Das machte sie an. Sie stieg auf das Spiel ein und wir entfesselten unser Duell der Geliebten. Ich näherte mich ihr mit aller Weiblichkeit, die ich zu bieten hatte. Jeden Versuch, mich an zu fassen, ließ ich nicht zu. Ich war die dominante in diesem Spiel und würde mir diese Position auch nicht nehmen lassen. Wir hatte uns gegenseitig so sehr angestachelt, dass aus unserem Liebesspiel ein sehr schnelles Vernügen wurde. Wir lagen uns in den Armen. Unsere beringten Hände spielten umeinander und wir betrachteten unser Zeichen der Verbundenheit. "Ich liebe dich, Franzi, und ich danke dir, für dieses wunderschöne Geschenk." Ich stützte mich hoch: "Ich danke dir, Shelly, dass ich ein Teil deines Lebens sein darf. Das ich dir überhaupt begegnen durfte. Ich bin überglücklich." sagte ich und mit einem weiteren Kuss rollte ich mich wieder in ihren Arm. Erst spät in der Nacht traten wir die letzte Reise an diesem Tag an, die Reise ins Lummerland.

©lialight











Meet and love (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt