Der Tag des Interviews war gekommen. Ich hatte den halben Tag noch gedreht und war bereits umgezogen. Franzi verhielt sich wie ein aufgescheuchtes Huhn. Ich versuchte wirklich sie zu beruhigen, aber sie war so köstlich, dass ich einfach lachen musste. Sie war so außer sich, tripelte von einem Zimmer ins andere, quasselte unaufhörlich vor sich hin und mit jedem zweiten Satz verstand ich immer nur, dass sie aufs Klo müsse. Ich hatte zunehmend auch den Verdacht, dass sie jedes Mal, wenn sie aus dem Schlafzimmer kam, wieder ein anderes Outfit trug. Ich fand mich wieder in ihr. Mir war es auch so gegangen. Ich wusste nicht recht, wie ich ihr helfen könnte. Ich unterbrach sie, nahm sie in meine Arme: "Schatz, beruhig dich, das ist alles halb so wild." "Shelly, sag nicht, ich soll mich beruhigen, das macht mich nur noch nervöser." Und schon tigerte sie wieder weiter. Ich schmunzelte und beschloss sie erstmal in ihrem Durchdrehmodus zu lassen. Ich setzte mich an den Tisch und trank noch in Ruhe eine Tasse Kaffee. "Wie kannst du jetzt noch einen Kaffee trinken? Madlin kommt in einer halben Stunde, nein, um genau zu sein in 25 Minuten." redete sie fast nicht verständlich vor sich hin. Ich war wirklich entspannt und machte mir so langsam Gedanken, wie ich sie runter kriegen könnte. So konnte sie auf keinen Fall ins Studio. Abwarten, Kaffee trinken, dachte ich mir. Etwas anderes blieb mir grade nicht übrig. "Franzi, wenn dir das zu viel ist, dann musst du das nicht machen." sagte ich und hoffte, das würde ihr etwas Nervosität nehmen. "Ich schaffe das schon." sagte sie laut vor sich hin. Vermutlich mehr zu sich als zu mir. "Kann ich die Klamotten an lassen oder ist das zu einfach. Sollte ich mich lieber noch etwas aufmotzen? Also was trägt man denn so an deiner Seite?" Sie machte sich über genau das selbe belanglose Zeug Gedanken wie ich damals. "Franzi, du bist wunderschön und wenns dem Sender nicht passt, was du trägst, werden sie dir was anderes anbieten. Du musst quasi nix mehr denken, dass machen alle anderen für dich. Du musst nur dem Moderator antworten und wenn du das nicht kannst, dann übernehme ich das. Ist alles cool, Süße." Das schien seine Wirkung zu zeigen. Sie blieb stehen, drehte sich zu mir und ließ sich auf den Stuhl neben mir plumpsen. Sie stüzte ihre Arme auf und legte ihren Kopf in ihre Hände. "Oh Gott, ich bin schrecklich." Ich streichelte ihr über den Rücken. "Ja, bist du." sagte ich lächelnd und küsste ihre Wange. "Keine Angst, ich bin bei dir." beruhigte ich sie weiter. Sie nahm sich meinen Kaffee und nippte daran. "Genau, mehr als blamieren kann ich mich nicht." sie bemühte sich ruhig zu sein. Ihr zitterndes Bein verriet das Gegenteil. Ich streichelte noch eine Weile über ihren Rücken. "Robert und Sandrine wollen auch schauen. Sie werden sich die halbe Nacht um die Ohren schlagen." erzählte sie mir von ihrem gestrigen Gespräch mit Sandrine. "Ach echt? Das ist ja total lieb von den beiden." Ich freute mich, dass sie etwas Support aus der Heimat hatte und wunderte mich zugleich, dass sie mir das nicht erzählt hatte, sie erklärte es aber sogleich. "Ich glaube, dass ich deshalb so wahnsinnig nervös bin. Ich wollte es dir erst gar nicht erzählen und dachte, dann könnte auch ich vergessen, daran zu denken. Voll gescheitert." Das verstand ich. In dem Moment klingelte es auch schon. Madlin. Sie war mit dem Wagen und einem Fahrer bereits vors Haus gefahren. Franzi sprang auf und rannte nochmal ins Bad. Ich begrüßte Madlin und teilte ihr hinter vor gehaltener Hand mit, dass ich nicht wusste, wie ich Franzi beruhigen sollte. Sie kam kurz drauf auch schon wieder um die Ecke gestürmt, begrüßte Madlin flüchtig und setzte sich bereits ins Auto. "Wir können." flötete sie. Madlin sah mich mit weit aufgerissenen Augen an. "Oh weh. Sie ist ja genauso außer sich wie du damals." lachte Madlin. "Können wir?" rief es auch schon wieder aus dem Auto. Wir schmunzelten uns wissend an und setzten uns in den Wagen.
Auf der Fahrt ins Studio hatte Madlin genau erklärt, wie das alles ablaufen würde und nahm ihr damit deutlich an Nervosität. Ich war froh, dass sie den Einfluss hatte und Franzi auf ein halbwegs normales Level an Aufregung bringen konnte.
Wir betraten das Studio durch einen Hintereingang wo wir gleich von einer Redakteurin in Empfang genommen wurden. Sie stellte sich als Hannah vor und erklärte uns, dass sie uns den Presseauflauf vor der Tür ersparen wollte. Ich vermutete viel mehr, dass sie verhindern wollte, dass wir am Ende doch noch vor der Tür den Reportern Fragen beantworten könnten, was ja exklusiv nur in der Talkshow passieren sollte. Franzi sah sich um, wie ein neugieriges Kind. Ich nahm ihre Hand, was sie ruckartig dazu brachte, sich zu mir zu drehen. "Ich liebe dich." fromte ich lautlos mit meinen Lippen. Sie strahlte zurück und ihre Aufregung schien einem Gefühl von Vorfreude zu weichen. Hannah führte uns in einen Raum, der wie ein Wohnzimmer eingerichtet war: "Wir haben uns dazu entschieden, sie nicht im Studio zu begrüßen sondern hier. Wir wollen ihnen eine ruhigere Atmosphäre bieten, was im Studio mit den Zuschauern einfach nicht geht." erklärte sie. "Das ist sehr aufmerksam von Ihnen." gab ich zur Antwort und wir sahen uns um. Vor uns standen zwei Sessel, die für uns bestimmt waren und dahinter mittig eine Kamera, die bereits eingerichtet war. Vor den Sesseln ein Stuhl für den Moderator. Hinter ihm waren zwei Kameras aufgestellt. Eine würde auf Franzi und eine auf mich eingestellt werden. Ich war froh, dass Franzi nicht noch das Livepublikum zu bewältigen hatte.
Wir wurden in einen kleinen Aufenthaltsraum geführt, wo wir auch auf Larry trafen. "Ah, da sind sie ja." begrüßte er uns. "Ich freue mich sie kennen zu lernen." begrüßte er Franzi. "Ich mich auch." antwortete sie und ich spürte ihre schwitzige Hand in meiner. Sie zitterte etwas. "Machen sie sich keine Gedanken, wir werden ein ganz entspanntes Gespräch miteinander führen." beruhigte auch er sie. Ihm war ihre Aufregung auch nicht entgangen.
Eine halbe Stunde später saßen wir bereits in unseren Sesseln und wurden gepudert und gepinselt. Auch Larry positionierte sich und wurde von den eifrigen Puderinnen nicht verschont. Ich sah zu Franzi, die ihren Blick beinahe unbewegt geradeaus hielt. Sie stand wirklich unter Stress. Sie tat mir so leid, ich konnte nichts wirklich tun. Sie würde dieses erste Interview hinter sich bringen müssen.
Kurz darauf folgte die Ansage. Zehn Sekunden wurden rückwärts gezählt, die letzten zwei Zahlen stumm, um nicht in die Aufnahme rein zu sprechen. Larry begrüßte uns und startete mit lockeren, banalen Fragen. Mit jeder Frage spürte ich die Anspannung aus Franzis Körper weichen. Das beruhigte auch mich. Wir plauderten mit Larry, als wäre er ein guter Bekannter. Er fragte sie, wie es für sie sei, dass so viel Wirbel um ihre Person gemacht würde. "Es ist komisch, schwer manchmal und ich muss mich daran gewöhnen." antwortete Franzi sehr souverän."Aber Shelly ist mir eine sehr wichtige Stütze und die Fans sind einfach toll." Ich strahlte und ich glaube nicht nur innerlich. Es kam wies kommen musste. Larry hatte unsere Ringe bemerkt. In der ganzen Aufregung hatte wir das Thema gar nicht mehr angeschnitten. Für mich war der Ring schon in Fleisch über gegangen und ich hatte einen kurzen Schreckmoment als er fragte: "Sie tragen beide Ringe, wollen sie heiraten?" Ich wurde nervös, was jetzt antworten. Wie die Frage gekonnt umschiffen, ohne das es ein nächster Streitpunkt oder eine Schlagzeile gab? Zu meiner Überraschung übernahm Franzi die Antwort. "Hier schauen sie," sagte sie und zeigte ihren Ring einmal genauer, die Kamera tat ihren Schwenk auf Franzis Hand in Großaufnahme. "Es ist das Zeichen der Unendlichkeit und ein Symbol für die unendliche Freude und das Glück, dass mir mit ihr zuteil wurde. Das wollte ich damit verewigen." Besser hätte ich es nicht ausdrücken können. Franzi war geboren für Interviews, einfach großartig. Ich wäre am liebsten über sie her gefallen und hätte sie bis unter den Sessel geküsst. Ich beobachtete und bewunderte sie, wie sie die Fragen beantwortete ohne zu viel zu sagen und dennoch genug. Ich liebte diese Hammerfrau.
Ich machte noch etwas Werbung für die neue Staffel und das Interview nahm sein Ende.
Kaum hatte sich Larry verabschiedet, wollte ich mein Vorhaben umsetzten, aber Madlin kam mir zuvor. Sie schoss auf Franzi zu und nahm sie fest in die Arme. "Das war großartig. Einfach wunderbar." Franzi strahlte und die gesamte Aufregung wich. Ich wartete bis Madlin sich gelöst hatte. Ich schnappte mir meine Frau, drückte sie an mich und küsste sie. Küsste sie nochmal, wollte nicht mehr aufhören. "Alle Aufregung umsonst, du warst einfach nur toll." Franzi strahlte und freute sich sichtlich über ihren Erfolg. "Kommt Mädels, darauf gehen wir anstoßen. Wo wollt ihr hin? Ich lad euch ein." fragte Madlin. Franzi ließ ganz nebenbei fallen: "Irgendwohin wo es ein gutes Bier gibt." Das klang so witzig, dass wir in Lachen ausbrachen. "Lad doch Matthew dazu. Dann lernen wir ihn auch mal kennen." sagte ich neugierig. Madlin sah mich verdutzt an, als hätte ich ihre in unmoralisches Angebot gemacht. "Echt jetzt? Ist das dein Ernst?" fragte sie staunend. "Na klar meint sie das ernst, her mit dem Kerl." sagte Franzi unter Lachen und hakte dich bei Madlin unter. Ich schmunzelte vor mich hin. Wie wunderbar mein Leben war. Ich hakte mich auf der anderen Seite unter und wir gingen gemeinsam zum Wagen, der vor dem Hintereingang wieder bereit stand. Jetzt mussten wir uns beeilen. Die Journalisten waren uns schon auf die Schliche gekommen und auf dem Weg zu uns. Schneller als ein Kameraklicken waren wir davon gebraust.
©lialight
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Meet and love (gxg)
RomanceEin Meet and Greet mit Folgen. Sie glaubte nicht daran, dass sie das Treffen mit ihren Stars gewinnen würde. Sie glaubte nicht daran, dass sie ihrem größten Star so nah kommen würde. Sie ahnte nicht, das sich daraus noch viel mehr entwickeln sollte...