30. Nightmare of the fairy tale

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Franzi

Sandrine blieb auch über Nacht bei mir. Ich war froh darüber, wenngleich ich sie doch auch nicht zu sehr mit belasten wollte. Aber sie war die einzige Mitwissende. Ich lag die ganze Nacht wach, ich konnte einfach meinen Kopf nicht abschalten. In den frühen Morgenstunden nahm ich meinen Laptop und versuchte mit Shelly zu Skypen, aber sie war nicht online. Ich musste einfach mit ihr sprechen, ich musste wissen, ob sie es weiß. Ich sah, dass sie mir geschrieben hatte, dass sie gut angekommen war. Ich tippte ihr eine Nachricht, dass ich dringend mit ihr reden wolle. Sie antwortete nicht. Ich sah x Mal auf mein Handy, rechnete vor und zurück. Sie musste doch wach sein. Zumindest wusste ich, dass sie gut angekommen war. Nach zwei unerträglichen Stunden hielt ich es nicht mehr aus. Ich wählte ihre Nummer und hoffte, dass sie ran gehen würde. Nach drei frei Zeichen wurde abgehoben. Aber nicht Shelly meldete sich. "Hallo Franzi, hier ist Madlin." Madlin? Warum ging sie an Shellys Handy. "Hallo Madlin, ich möchte gern mit Shelly sprechen." sagte ich zögerlich. Ich war völlig übermüdet und wollte doch einfch nur den Menschen sprechen, der sich so sehr in mein Herz gemogelt und sich dort einen Platz eingerichtet hatte. War ihr etwas passiert? Dieser Gedanke schleuderte sofort Unmengen an Adrenalin in meinen Körper. "Tut mir leid, Shelly möchte nicht mit dir sprechen." diese Ansage bohrte sich wie ein Schwert mitten rein in mein Herz. "Was? Warum nicht?" fragte ich und spürte, wie sich in meinen Augen ein Überfluss an Tränen bildete. Ich schluckte, versuchte die Fassung zu bewahren. "Ich nehme an, du weißt was passiert ist? Die Presse hat eure, nun ja, Affäre aufgedeckt." Ich war entsetzt, hatte ich doch zuletzt geglaubt, Madlin habe unsere Beziehung akzeptiert. "Es ist keine Affäre. Wir lieben uns." beharrte ich auf die Wahrheit. "Wie dem auch sei, es tut mir sehr leid für dich, aber Shelly hatte die Wahl. Diese Beziehung oder ihre Karriere und sie bat mich dir ihre Entscheidung gegen diese Beziehung mit zu teilen." Ich konnte einfach nicht glauben, was ich da hörte. Sie hat mich die ganze Zeit verarscht? Konnte ich mich so getäuscht haben. "Ich will es von Shelly selbst hören." bestand ich darauf, mit ihr zu sprechen."Franzi, versteh doch. Mach es nicht noch schlimmer. Das hier könnte jetzt ein Karriereeinbruch bedeuten. Das kann sie nicht riskieren. Ihr ist das auch schwer gefallen, deswegen sollte ich es dir sagen." "Weil sie mit einer Frau zusammen ist? Das kann nicht dein Ernst sein." Ich spürte wie in mir die Löwin erwachte. Ich wollte nicht aufgeben. Das konnte und durfte nicht sein. "Franzi, sie hat das Image der super Frau. Was glaubst du, wie die vielen Fans uns wegen eurer Geschichte jetzt abspringen? Nicht auszudenken, wenn das weiter geht. Das ist ein Rad, dass sich nur um ihr Image dreht. Damit steht und fällt ihr Erfolg und der der Serie. Da ist dein Liebesbrief eine Katastrophe." Ich war sprachlos. Es war meine Schuld? Ich konnte nicht an mich halten und ließ meinen Tränen freien Lauf. "Ich denke, wir sollten das Gespräch beenden. Akzeptiere es bitte." Hörte ich Madlin noch sagen. Sie verabschiedete sich und legte schnell auf.

Das Handy glitt mir aus der Hand und ich sank auf den Boden. Betäubt von dem, was ich gehört hatte, flossen selbst meine Tränen nicht mehr. Sandrine kam um die Ecke. Ich hatte sie wohl geweckt. "Süße, was ist passiert?" fragte sie aufgeregt und besorgt. "Es ist alles vorbei." war alles, was ich noch aus mir raus brachte. "Was? Hast du mit Shelly gesprochen?" fragte sie auf mcih ein und ich war unfähig zu erklären, was passiert war. Nur gequält konnte ich ihr berichten, was Madlin mir mitgeteilt hatte. "Das darf ja wohl nicht wahr sein. Scheiß Showbis. Ach Mensch, Franzi, willst du das einfach so hin nehmen?" fragte sie. "Was soll ich denn machen? sie meldet sich nicht und dann die Ansage? Ich weiß nicht weiter." Sandrine runzelte die Stirn. "Ich habe grade auch keine Idee." musste sie eingestehen. Ich saß einfach da. "Ich würde sagen, wir schlafen uns fit, ich geh später auf die Arbeit und komme danach direkt wieder zu dir und dann überlegen wir uns, was wir tun, ok?" Überlegte sich Sandrine ihre Strategie. Ich gab mich ihrem Vorschlag hin. Sie nahm mich und packte mich ins Bett. Sie legte sich dazu, legte die Decke und ihren Arm um mich. Ich weinte und schlief irgendwann darüber ein.

Shelly

Ich schreckte hoch aus einem unruhigen Traum und wusste erstmal nicht, wo ich überhaupt war. Ich brauchte einen Moment, um mich in meinem Schlafzimmer wieder zu finden. Mir dröhte der Schädel. Die Zeitverschiebung und die entsetztlichen Geschehnisse hatten sich schwer auf meine Schultern gesetzt. Ich war hungrig, aber nur ein Gedanke in mir: Franzi. Ich musste mit ihr sprechen und ihr sagen, was passiert war. Gott, wie schlimm musste es für sie sein. Ich sammelte mich und bemerkte, dass ich mich nicht einmal ausgezogen hatte.

Ich kam in die Küche und sah Madlin, wie sie an meinem Handy rum fummelte. Sie zuckte zusammen, als ich sie begrüßte. "Hey, was machst du mit meinem Handy?" fragte ich direkt auf sie zu. Sie wirkte zerknirrscht und druckste rum. "Hallo Shelly, hast du dich aus geschlafen?" "Ja, habe ich, gibst du mir bitte mein Handy?" bat ich sie und erinnerte mich daran, dass sie es mir abnehmen wollte. Sie reichte es mir und blickte zu Boden. Ich durchsuchte meine Nachrichten und bemerkte sofort, dass sämtliche Nachrichten von Franzi gelöscht waren. "Warst du das? Was fällt dir ein, alles zu löschen?" klagte ich sofort auf sie zu. "Shelly, beruhige dich, wir müssen reden. Hier trink erstmal einen Kaffee und iss was." Erst jetzt bemerkte ich die Müslischüssel, die Madlin bereits her gerichtet hatte. Sie goss einen Kaffe in einen Becher und stellte ihn mir vor die Nase. "Ich fasse es nicht. Das geht entschieden zu weit, Madlin. Du hast an meinem Handy nichts zu suchen." stellte ich die Fronten klar und war schon beinahe versucht, sie unfreundlichst vor die Tür zu setzten. Allerdings blickte sie tatsächlich besorgt drein und trug nur ihren Pyjama. "Shell, ich habe ein Telefonat angenommen, als du noch geschlafen hast. Es war Franzi." Franzi? Meine Sinne waren sogleich hell wach. Meine Franzi. "Was hat sie gesagt? Weiß sie es schon? Warum hast du mich nicht geweckt?" fragte ich auf sie ein. Ihr Gesicht verzog sich immer mehr und ich ahnte bereits, dass es nichts Gutes sein konnte, was sie mir sagen würde. Aber was sie mir jetzt mitteilen sollte, dass machte mich vollends fertig. "Shell, sie weiß es und sie ist außer sich. Sie ist entsetzt, dass so etwas passieren kann und will nichts mehr mit dir zu tun haben. Sie sagt, sie könne so etwas nicht ertragen. Die ewige Flucht vor der Presse und so weiter." Mir zog es die Beine weg. Ich konnte verstehen, dass es schlimm war für sie, vielleicht sogar noch schlimmer als für mich, es waren ihre zutiefst intimen Worte, die diese Pressehaie veröffentlicht hatten. Das sie mich abserviert hatte, dass war mir ein Schlag ins Gesicht. Ich konnte nichts dafür. "Das kann nicht ihr Ernst sein. Ich muss sie anrufen." Ich griff nach meinem Handy, dass ich vor mich auf den Tisch gelegt hatte. Madlin legte ihre Hand auf die meine und hielt mich auf. "Lass es, mach es nicht noch schlimmer. Sie ist sehr verletzt und jetzt müssen wir wirklich aufpassen, dass sie nicht noch etwas ausplaudert über dich. Sie ist jetzt eine potenzielle Gefahr und angreifbar für die Fragen der Journalisten. Vertrau mir. Es ist besser, wenn du es gut sein läßt. Bitte." sprach sie ruhig und eindringlich auf mich ein. Meine Gedanken sprudelten über vor Fragen. Ich konnte es nicht verstehen. Ich wollte es nicht verstehen. Ich musste mit ihr sprechen. "Ich muss sie anrufen, ich kann das so nicht stehen lassen." Verzweifelt suchte ich nach ihrer Nummer. Warum verflucht konnte ich sie nicht finden? "Ich hab ihre Nummer gelöscht." hörte ich Madlin kleinlaut im Hintergrund, als hätte sie meine Gedanken gelesen. Jetzt spürte ich, wie die Wut sich heiß über meinen Körper her machte. Ich ging schnellen Schrittes auf sie zu und war bereit sie lauthals zur Rede zu stellen. Zu meiner Überraschung streichte sie mir durchs Gesicht. "Es tut mir so unendlich leid für euch. Es ist für dein bestes. Ich bin selbst traurig darüber. Aber du musst jetzt an deine Zukunft denken. Bitte. Lass diese Geschichte nicht dein Leben zerstören." Madlin sprach so liebevoll und hatte tatsächlich Tränen in den Augen. Ich glaubte ihr, dass es auch für sie schlimm war. Ich schrie, ich schrie nach Franzi. Alle Wut von vorher kanalisierte sich in tiefen Schmerz.Ich weinte los und glaubte kaum, dass noch so viele Tränen in mir waren. Wie viel Schmerz sollte ich noch aushalten müssen? Kein Schmerz konnte schlimmer sein, als der, der mich jetzt in die Knie zwang. Das sollte tatsächlich das Ende sein, der wundervollsten Beziehung, die ich je erlebt hatte? Es tat so entsetztlich weh. Madlin schloss mich in ihre Arme und schenkte mir Trost. Ich weinte, bis meine Augen einfach leer waren. Bis nichts mehr aus mir raus kam. Es war nicht real, es war ein fürchterlicher Alptraum. Unerträglich. Ich wollte aufwachen, einfach wieder aufwachen und feststellen, dass es nicht wirklich passiert war. Ich hatte keine Ahnung, wie ich damit nun umgehen sollte. "Komm, komm, Süße." sagte Madlin, während sie mich aufsammelte und mich auf das Sofa bugsierte. Sie reicht mir einen neuen heißen Kaffee. "Komm, trink was und komm erstmal zu dir. Wir schaffen das, Shelly, ich bin für dich da, hörst du?" Sie kümmerte sie mütterlich und dies war einer der seltenen Momente in denen ich mich in einen mütterlichen Arm sehnt, den ich vor so vielen Jahren schon verloren hatte. Es war mir einfach unbegreiflich, was hier passiert war. Ich hatte einen geliebten Menschen verloren. Aber ich war noch nicht bereit dazu.

©lialight


Meet and love (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt