35. The Miss 'F' hunt

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Franzi

Ich hatte die ersten beiden Arbeitstage hinter mich gebracht und war dankbar für die willkommene Abwechslung. Robert war einfach großartig. Er war neugierig und dennoch behielt er einen diskreten Abstand. Die Dollarzeichen in seinen Augen waren unübersehbar. Er betrachtete das alles als beste Werbung die er haben könnte. Aber er war eben auch so sensibel, dass er spürte, was es für mich bedeutete. Er las inzwischen sämtliche Klatschzeitungen und berichtete mir, genau wie Sandrine, wie die Presse sich rein fraß in unsere Liebesbeziehung. Ich wollte es irgendwie auch hören, obwohl es mir immer wieder Hiebe versetzte. So sehr ich versuchte, nichts mit zu bekommen, es ging auch um mich, ich war also froh, dass ich meine 'Informanten' hatte. Auch mein Kollege, Sven, war inzwischen zumindest ein Stück weit eingeweiht. Er hatte registriert, das was im Gange war, wir teilten uns ein Büro und er kannte mich ziemlich gut. Aber alles wusste er nicht. Das wollte ich nicht. Es sollte bei Robert und Sandrine bleiben. Schlimm genug, dass es ansonsten schon die halbe Welt wusste und mein Telefon ständig klingelte. Ich empfand es sehr anstrengend immer wieder die Geier ab zu wimmeln.

Die Abende und Nächte waren schrecklich. Ich konnte das Alleinsein nur schwer aushalten. Es ärgerte mich auch ein wenig, denn genau das war es doch, was ich vorher so problemlos konnte. Diese Eigenschaft schien mir nun genommen. Würde das wieder aufhören?

Ich quälte mich aus dem Bett und ging meiner alltäglichen Routine nach. Ich stellte mein Auto auf dem Parkplatz ab, sah mich kurz um und machte mich auf den Weg ins Büro. Jetzt war selbst ich schon auf der Hut vor Journalisten. Einfach unglaublich, dass es mich gepackt hatte. Ich fragte mich, wann diese Jagd uninteressant werden würde.

Kaum war ich angekommen, stürmte auch schon Sandrine auf mich ein und zerrte mich in den noch leeren Aufenthaltsraum. "Babe, wir müssen reden." Ihr Ton war so ernst, dass ich zusammen zuckte und mich nicht wagte, mich zu wehren oder eine Frage zu stellen. Sie schleifte mich mit und warf die Tür hinter uns zu. Erst jetzt fiel mir auf, dass sie eine Zeitschrift in der Hand hielt. "Franzi, du bist in der Zeitung." stürmte sie mit der Tür ins Haus und hielt mir das Cover direkt unter die Nase. Ich erkannte erstmal nur ein etwas unscharfes Bild, dass ich sortieren musste. Ich sah eine Frau mit Jacke, die verdammt nach meiner aussah, die Frisur, die verdammt nach meiner aussah, die Haltung, die mich verdammt an meine erinnerte. Diese Frau sah sich um und blickte direkt in die Kamera, die sie selbst nicht sehen konnte. Das war ich. Mir fielen wieder die Reporter ein, die mich vor der Firma abgefangen und nach mir gefragt hatten. Sie hatten mir beim Rausgehen dennoch aufgelauert und ich vermutete aus dem Auto heraus fotografiert. Mir entgleisten sämtliche Gesichtszüge. Jeder der mich kannte, erkannte mich ganz sicher auf diesem Bild. Ich hoffte auf ein Erdloch, dass sich auf tun sollte und mich einfach still und leise verschlänge. Ich bekam Tränen in die Augen. Das konnte doch einfach alles nicht mehr wirklich sein. Noch bevor ich ein Wort von mir geben konnte, ging die Tür auf. "Ach hier seit ihr." sagte Robert, der ebenfalls eine Zeitschrift in der Hand hielt. "Ich hab euch schon gesucht. Ich sehe, du weißt es schon."Jetzt konnte nichts mehr meine Tränen aufhalten, sie liefen einfach. 'Shelly's Geheimnis' stand da als Schlagzeile. Auch von ihr ein kleines Foto. Sie war kaum zu erkennen, hatte ihre Mütze tief ins Gesicht gezogen und ihre Sonnenbrille auf. Ich klappte die Zeitschrift zu und ließ meinen Gefühlen freien Lauf. Es war so bitter, ich wollte doch kein Geheimnis sein. Aber ich war es. Ich nahm mich in der Möglichkeit genommen, um meine zerbrochene Beziehung zu trauern. Sandrine nahm mich in ihre Arme und auch Robert sprach kein Wort. Er setzte sich einfach zu uns und legte dir Stirn in Falten. In diesem Moment war auch bei ihm die Tragweite dieser ganzen Veröffentlichung angekommen.

Erst nach einer Weile stand er auf, nahm ein Glas und füllte es mit Wasser. Er stellte es mir hin und meinte: "Trink was, Franzi, sag mir, was ich für dich tun kann." Ich rappelte mich wieder zusammen und wischte meine Tränen weg. "Nichts, es ist schon großartig, dass du so verständnisvoll bist. Wenn ich über all das jetzt noch meinen Job verlieren würde, wäre es einfach nur noch furchtbar." Er lachte kurz auf. "Na du machst dir ja Gedanken, ich schmeiß dich doch nicht raus." Dann nahm er die Zeitschrift wieder zur Hand, schlug die Seite auf und tippte mit dem Finger auf eine Stelle im Hintergrund des Fotos. "Da schau, das Firmenlogo ganz deutlich zu sehen. Wenn mir das ein paar mehr Aufträge einbringt, dann brauch ich dich um so mehr." sagte er und zwinkerte. Ich musste lachen und auch Sandrine und Robert stiegen ein die Stimmung wurde wieder fröhlicher. "Hey, wenn du Begleitschutz brauchst, ich kann Karate." lachte er. Dann wurde er wieder ernster und fragte: "Und sie hat sich nicht ein einziges Mal gemeldet?" Ich schüttelte den Kopf. "Nein, ich habe nichts mehr von ihr gehört." Jetzt schüttelte Sandrine den Kopf: "Das sie eine so tolle Frau wie dich einfach ziehen lässt kann ich nicht verstehen." meinte sie. "Ihr seit süß. Ich bin froh, dass ich da nicht alleine durch muss." bedankte ich mich bei den beiden."Na klaro." meinte Sandrine. Wir redeten noch eine Weile und Sandrine erzählte Robert von dem Interview, dass an diesem Abend oder viel mehr in der Nacht gezeigt werden würde. Ich sah ihm gleich an, dass er sich das auch nicht entgehen lassen würde. "Lasst uns weiter arbeiten, ich brauche jetzt Ablenkung." bat ich. Wir machten uns auf an die Arbeitsplätze. Das Magazin gab Robert mir mit. "Falls du es dir doch mal durchlesen willst." erklärte er. Sven gaffte mich an, er hatte meine Monsteraugen gleich bemerkt. Er zögerte, ob er etwas sagen sollte oder lieber nicht. Ich nahm es ihm vorweg und sagte: "Ist alles ok. Mach dir keine Sorgen."

Shelly

Wir hatten gerade den Dreh beendet, da schon in zwei Stunden das Interview auf dem Programm stand. Ich machte mich auf in die Kantine. "Hey Kell." begrüßte ich Kelly und sie antwortete wie gewohnt "Hey Shell." Ich sah mir die Auslage an und entschied mich für eine Portion Spaghetti und wusste gleich, dass ich sie nicht komplett schaffen würde. Plötzlich wurde mir eine Zeitschrift beinahe unfreundlich unter die Nase gehalten, begleitet mit dem Kommentar: "Sie haben sie gefunden." Es war Madlin und ich hatte erstmal keinen Schimmer, was sie meinte. Ich war völlig überfahren. Sie hatte einen etwas wütenden Unterton, der mir sehr schnell signalisierte, dass es um Franzi gehen musste. Ich nahm ihr das Magazin aus der Hand und blätterte auf und sah sofort das Bild von Franzi und die Schlagzeile darüber. 'Shelly's Secret'. Da war sie zu sehen, ganz deutlich erkannte ich sie, trotz das das Bild nicht ganz klar war. Es wurde aus einem Versteck geknipst. Meine süße Franzi. Ich spürte mein Herz schneller schlagen und die Trauer darum, dass sie das alles mitmachen musste. Sie sah müde aus. "Heute Abend wirst du kein Wort über sie verlieren. Ich habe in der Redaktion bereits alle informiert, dass du dich dazu nicht äußern wirst, sollten sie entgegen der Verabredung doch eine Frage zu eurer Affäre stellen." Jetzt entbrannt in mir die Wut. Affäre, verdammt wie respektlos war das. "Beziehung, Madlin, Beziehung." entgegnete ich ihr etwas zu laut. Kelly drehte sich um und blickte überrascht in meine Richtung. "Ich weiß wie mein Job funktioniert verdammt, du musst nicht immer deinen Senf dazu geben." brüllte ich so ungehalten, dass sich alle umdrehten. Es war mir egal. Ich konnte diese Schlinge um meinen Hals nicht mehr ertragen. Wie eine Hundeleine an deren Ende Madlin die Strippen zog. "Beruhig dich, ich wollte dich nur..." Ich ließ Madlin nicht ausreden. "Nur sagen, was ich zu tun und zu lassen habe, wie du es immer tust. Ich weiß es, kapiert?" brüllte ich weiter. Darauf folgte eine Stille, die jedes weitere Wort zerfraß. Die Blicke stur auf mich gerichtet fehlten nur noch die offenen Münder dazu. Ich wusste, würde ich jetzt nicht den Raum verlassen, würde ich mich überhaupt nicht mehr halten können. Das war komisch in mir. Ich hatte Madlin nie in Frage gestellt, aber ihr herzloses Verhalten überraschte, verwirrte und machte mich wütend. Ich verließ die Kantine mit dem Magazin in der Hand und beschloss, mich in meiner Garderobe zurück zu ziehen.

©lialight







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