34. Yellow news

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Franzi

Ich kämpfte mich durch den Tag. Immer wieder kullerten mir Tränen über die Wangen. Alle paar Sekunden nahm ich mein Handy zur Hand, sah in den PC, immer in der Hoffnung, doch noch eine Nachricht von Shelly zu bekommen. Ich tat mich einfach schwer, unsere Beziehung einfach so als beendet zu akzeptieren. Ich war versucht, Shelly zu googlen, nach zu schauen, ob ich irgendetwas neues über sie erfahren könnte. Aber ich war mir klar darüber, dass ich mir damit keinen Gefallen tun würde. Es würde mich nur noch mehr verletzten, würde ich am Ende noch ein Foto von ihr entdecken, dass sie freudestrahlend zeigen würde. Ich räumte auch die DVDs weg, immer wieder blickte ich auf das Cover. Das Abbild von ihr, ich musste sie aus meinem Blickfeld schaffen. Ich sehnte mich danach, dass Sandrine endlich kam. Ich hoffte auf ihre Ablenkung.

Mein Handy klingelte. Ich rannte sofort hin, aber entdeckte nur eine unbekannte Nummer. Ich harderte mit mir, ob ich ran gehen sollte, tat es dann aber doch. "Hallo?" fragte ich. Es meldete sich eine Frau Sternik von irgendeiner Zeitung und natürlich war auch sie scharf auf ein Interview. Ich wimmelte sie ab und legte auf. Wo zum Teufel hatte die nun wieder meine Handynummer her. Ich wurde wütend und war erschrocken darüber, dass nun nicht nur mein Brief entlarvt war, sondern die Presse genau wusste, dass er von mir war und mich so belagerte. Ich konnte mir zunehmend besser vorstellen, wie es Shelly immerzu erging. Ob sie sich auch auf sie gestürzt hatten? Wieder war ich versucht, im Internet nach zu schauen. Ich zwang mich jedoch erneut, es nicht zu tun. Sie tat mir leid, letztlich war klar, dass es sie vermutlich noch schlimmer traf als mich.

Endlich klingelte es an der Tür und Sandrine kam die Treppe hoch. Sie hatte Einkaufstüten in der Hand und begrüßte mich mit einer festen Umarmung. Ich wusste, dass sie sich nun in die Küche stellen würde und sich um mein leibliches Wohl kümmern würde. Sie war einfach ein Engel.

"Franzi, wie fühlst du dich? Erzähl, was hat der Chef gesagt?" stürmte sie auf mich ein.

"Mir geht es nicht gut. Es tut weh und ich sehne mich nach ihr." gestand ich kleinlaut. "Ja, das glaube ich dir." Sie machte sich daran, mich in den Arm zu nehmen, doch ich hielt sie davon ab."Lass lieber, sonst geht das Heulen wieder los." erklärte ich. Sie verstand und hielt sich zurück. "Und wenn schon, was raus ist ist raus und drückt nicht mehr auf die Seele." sagte sie mitfühlend. "Ja, da hast du recht, aber meine Augen sind schon zu kleinen Knöpfen mutiert. Wenn ich so weiter mache, dann kriege ich sie bald gar nicht mehr auf. Bei Robert war voll okay. Er war sehr verständnisvoll und eher neugierig, mit welchem Promi ich was hatte. Ich denke, füher oder später wird er es eh wissen und den Presseansturm wird er sicher zu seinen Gunsten zu nutzen wissen."

Sandrine grinste verlegen vor sich hin. "Ich muss dir was gestehen." verriet sie mir. "Er weiß eher früher, wer es ist." Es amüsierte sie irgendwie, aber es war ihr auch sichtlich peinlich. "Wie meinst du das?" hakte ich nach. "Nun ja, nachdem du weg warst, ist er ans Kiosk und hat sämtliche Klatschspalten gekauft, er wollte es wohl unbedingt wissen. Er hatte Erfolg. Er hat den Artikel gefunden und ihn mir breit grinsend unter die Nase gehalten." erzählte sie. "Oh Gott, er weiß wer?" fragte ich peinlichst berührt. "Ja, er hat laufend drauf gedeutet und gefragt 'ist F unsere Franzi'. Er ließ nicht locker, da musste ich gestehen." Ich blickte zu Boden und erwartete doch noch eine negative Reaktion. "Und was hat er gesagt?" Sadrine brachte sich in Position und zeigte genau sein gebärden. Er hatte auf den Tisch geklopft, gezwinkert und sagte: "Wusst ichs doch. Die kleine hat Geschmack, verdammt guten Geschmack." Darauf brach sie in Gelächter aus und auch ich konnte nicht an mich halten. Ich hätte mir wirklich keinen besseren Chef wünschen können in dieser Situation. Er war einfach toll. "Bist mir nicht böse?" Holte sich Sandrine dennoch das okay ab. "Nein, schon in Ordnung, wie gesagt, er hätte es irgendwann sowieso mit bekommen." beruhigte ich sie. Sie hatte sich bereits an Gemüse und Co. zu schaffen gemacht und stellte den Herd an. "Du bist ein Schatz." blubberte es aus mir heraus, als ich sie da so beobachtete. "Ich weiß." grinste sie vor sich hin. "Süße, ich muss dir noch was gestehen." Was sollte denn nun noch kommen."Ich hab Shelly gegooglet und heraus gefunden, dass sie am Freitag ein Interview gibt. Es ist eine Livesendung. Ich habe geschaut, wie wir uns die über Internet auch ansehen könnten und habe einen Weg gefunden. Also wenn du Interesse hast?" erklärte sie mir. Allein der Name ließ mir Blitze quer durch den Körper schießen. "Was soll das für ein Interview sein?" fragte ich. "Naja, zur neuen Serienstaffel, aber du könntest sie sehen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass da nicht auch eine Frage zu der Liebesbriefaffäre fällt." Jetzt waren wir schon eine Liebesbriefaffäre. Ich dachte darüber nach und es zerriss mich innerlich, das dies tatsächlich der Fall sein könnte und sie unangenehm befragt würde. Dann wäre ich Thema. Vielleicht würde sie mich verleugnen. Das wäre furchtbar. "Sag mal, würdest du das mit mir gemeinsam schauen, dann würde ich es mir überlegen. Ich trau mir das alleine grade nicht zu." bat ich Sandrine. "Na klar, das lasse ich mir nicht entgehen." antwortete sie. "Okay, dann lass ich es mir durch den Kopf gehen. Ich komme übrigens Morgen wieder arbeiten." erzählte ich ihr und bereitete sie darauf vor. "Was? Bist du dir sicher? Fühlst du dich denn schon gut genug?" fragte sie besorgt. "Nein," gestand ich. "aber wenn ich hier rum sitze drehe ich noch durch. Ich brauche jetzt etwas Ablenkung. "Also gut, aber wenn es nicht mehr geht, gehst du wieder Heim, versprochen?" fragte sie mich prüfend. Sie brachte mich zum Lächeln. "Klar, versprochen." gab ich ihr zur Antwort.

Meet and love (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt